Schwaben macht mobil
So war das Wie unsere Region die Reiselust entdeckte – ein Rückblick
Landkreis Am Anfang war die Pferdekutsche. Fortbewegungsmittel, Statussymbol – und weit unbequemer, als man meinen würde. Goethes Italienreise, eine beschwerliche Übung in Geduld und der Sitzmuskeln. Stellen Sie sich den Komfortgewinn vor, als das Ross Konkurrenz durch das Stahlross, die Dampfeisenbahn, bekam. Und erst durch den Autobus, der dorthin fuhr, wo keine Schienen hinführten. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Bus und Bahn erste Wahl für Ausflügler und Reisende.
Dann kam das Auto. Und mit ihm neben der Mobilität für dessen Besitzer weitere wichtige Komponenten: Erst die Demonstration des „schaut mal, was wir uns jetzt leisten können“. Gefolgt von den raffinierten Werbestrategien der Autofirmen, die ihre Fahrzeuge mit dem Hauch des Mini-Luxus der Wirtschaftswunderjahre verbanden.
Freilich, wer heute ein von PS nur so strotzendes Motorrad startet oder einen Porsche sein Eigen nennt, könnte lächeln über die Schwächlinge jener Tage. Und doch gab bereits das 15 PferdestärkenKraftrad einem ein deutliches Gefühl von Unabhängigkeit.
Mit dem Roller nach Italien
Man hatte ihn sich verdient: den Urlaub samt Kleinwagen, Motorrad und Roller. Letzterer war oft nicht die schicke Vespa. Wo man doch auch mit einem Heinkel an den Lago Maggiore rollern konnte. Da war die Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Arbeitswochen von 50 Stunden. Im Sommer sperrten die Fabriken zu, die Kinder hatten Ferien. Also packte Mutter das Nötigste zusammen für zwei Wochen auf dem Campingplatz oder in der Allgäuer Pension mit fließend Kaltwasser.
Heimatfilme dieser Zeit weckten zudem eine unstillbare Sehnsucht nach Italien. Seit Rudi Schuricke die „Caprifischer“besang und aus dem Radio „Komm ein bisschen mit nach Italien“dudelte, war der Süden angesagt. Heute wundern sich viele, wie es denn überhaupt möglich gewesen war, mit der BMW Isetta oder dem „Straßensänger“Lloyd über die alte Brennerstraße bis zum Gardasee oder gar bis zur Adria zu kommen.
Die Isetta mit ihrem Sitzbänkchen und der sich nach vorne öffnenden Tür hat das tatsächlich geschafft. Als bahnfahrendes Kind in Richtung Schliersee konnte ich es nicht fassen, was alles in und auf so ein Wägelchen passte: Mein Freund Udo, seine Eltern und ein Familienzelt dazu – Iseo-See, wir kommen! Gerne mit dem VW Käfer, manchmal sogar noch mit dem Brezl-Fenster.
Lange konnten aber auch Autobesitzer in unserer Region nur einmal pro Jahr Urlaub machen. Das Vehikel diente der Fahrt zum Arbeitsplatz, machte Eindruck bei abendlichen Ballbesuchen und bei Onkel Paul in Bamberg. Den besuchte man einmal im Monat. Schließlich hatte er ein paar blaue Scheinchen zum Erwerb des mobilen Blechkastens beigesteuert.
Des Deutschen liebstes Kind
So war das. Das Automobil galt bald als regelrechter Gegenstand der Verehrung. Der schon bald glänzende Ruf des deutschen Vierrads wollte auch im wörtlichen Sinn poliert sein. So gehörte Papi oft nicht, wie es der Deutsche Gewerkschaftsbund wollte, seinem Kind, sondern dem Auto. Vor allem, wenn es das erste war. Das Auto von heute hat nicht zuletzt aus Energiespargründen seine Formenvielfalt und seinen Charme verloren. Den finden Sie auf den von Leserinnen und Lesern eingeschickten Fotoschätzen.
Die vollständige Geschichte über die automobile Vergangenheit unserer Region finden Sie im Buch „So war das – Fotoschätze aus unserer Heimat“.