Grauer Pflegemarkt im Fokus
DGB kritisiert „Dienstmagd-Kultur“
Memmingen Der auch im Allgäu anwachsende sogenannte Graue Pflegemarkt war Thema beim diesjährigen Sommertreff des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Allgäu in Memmingen. Gute Pflege muss laut den Gewerkschaftern so organisiert sein, dass Pflegebedürftige im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst bestimmen können, wie und wo sie im Alter leben und wohnen wollen. Der „Graue Pflegemarkt“sei aber ein völlig falscher Weg, um dieses Ziel zu erreichen.
Unter dem Begriff „Grauer Pflegemarkt“versteht der DGB die Beschäftigung von meist aus Osteuropa kommenden Frauen in Privathaushalten. Frauen, die oft rund um die Uhr alle anfallenden Arbeiten von der Pflege über die Betreuung bis hin zur Haushaltsführung übernehmen müssen. „Es entwickelt sich dabei eine Dienstmagd-Kultur, für die in einer sozialen Marktwirtschaft kein Platz ist“, sagte der Allgäuer DGB-Kreisvorsitzende Ludwin Debong. Daher müsse auch im Allgäu eine öffentliche Diskussion geführt werden, wie dieser „Graue Pflegemarkt“ausgetrocknet werden kann. Dabei müssten folgende Fragen beantwortet werden:
Wie kann die Konkurrenz, die der „Graue Markt“für seriös arbeitende Altenheime und Sozialstationen darstellt, unterbunden werden?
Wie kann verhindert werden, dass der für Pflegekräfte geltende Mindestlohn dadurch umgangen wird, dass man sich Haushaltshilfen holt, die vorwiegend pflegerische Tätigkeiten ausüben?
Welche Mechanismen müssen geschaffen werden, damit Pflegequalität auch im häuslichen Bereich überprüft werden kann?
Ist eine solidarische Pflegevollversicherung der richtige Weg, um gute Pflege finanzierbar zu machen?
Gerade der letzte Punkt sei besonders wichtig. Denn gute Pflege habe ihren Preis, der nicht wegreformiert werden könne.