Angespannte Situation auch bei den Milchbauern in der Region
Wirtschaft Arla Foods legt seine Halbjahresbilanz vor. Der Milchabnahmepreis liegt auch dort im Durchschnitt bei acht Cent pro Kilogramm weniger als im Vorjahr
Bad Wörishofen 3000 Milchbauern haben am Dienstag in München gegen die niedrigen Milchpreise protestiert. Auch Landwirte, die die Bad Wörishofer Milchwerke, die zum Unternehmen Arla Food gehören, beliefern, mussten einen starken Preisrückgang hinnehmen. Laut der Halbjahresbilanz des Unternehmens lag dieser bei 33,8 Eurocent/Kilogramm Milch im Vergleich zu noch 41,7 Eurocent/Kilogramm Milch im vergangenen Jahr. Durch das Mengenwachstum bei Markenprodukten und eine strenge Kostenkontrolle hätte sich Arla auf dem stark unter Druck stehenden Weltmarkt dennoch nach eigener Aussage aber relativ gut behaupten können. Die Genossenschaftsmitglieder von Arla durchleben dennoch eine schwierige Phase, so bilanzierte das Unternehmen in einer Presseerklärung.
Nicht nur die Genossenschaftsmitglieder, sondern auch die Zulieferer sprich die heimischen Bauern blicken nach Aussage von Landwirtin Thea Schlosser aus Schlingen nicht gerade zuversichtlich in die Zukunft. Zusammen mit ihrem Mann hält sie derzeit 35 Milchkühe und ebenso viel Jungvieh. Das Ehepaar beliefert die Milchwerke Bad Wörishofen sprich Arla und ist froh, dass hier im Vergleich zu anderen Firmen derzeit noch ein relativ guter Preis gezahlt wird. „Der Milchpreis ging in den vergangenen Jahren immer rauf und runter, doch jetzt ist unsere harte Arbeit 365 Tage im Jahr ein Draufzahlgeschäft und ich bin froh, dass wir in einem halben Jahr aufhören und in Rente gehen können“, so Thea Schlosser. Sie bedauert alle Landwirte, die viel investiert haben und nun ihre Kredite nicht mehr abbezahlen können.
Auch weitere Wörishofer Zulieferer von Arla sind froh, noch einen guten Preis bezahlt zu bekommen, wollen aber nicht namentlich genannt werden. Ihre Zukunftsaussichten bezeichnen sie dennoch als schlecht, nicht nur allein aufgrund des niedrigen Milchpreises. Auch die Akzeptanz der Bevölkerung las- se mehr und mehr nach und die Bürokratie nehme von Jahr zu Jahr zu.
Zurück zum Weltmarkt und der Arla-Halbjahresbilanz: „Unser Umsatz entspricht dem, was wir für die erste Hälfte 2015 erwartet haben. Wir konnten die Auswirkungen der schlechten Marktlage abschwächen, indem wir die gestiegenen Milchmengen für Einzelhandels- und Markenprodukte verwendet haben. Dadurch konnte die Menge an Milch, die für weniger profitable Basisprodukte eingesetzt wurde, stark reduziert werden. Wir tun unser Bestes, um die Auswirkungen der allgemeinen Weltmarktlage zu minimieren. Aber wir können leider nicht ändern, dass die Situation für unsere Genossenschaftsmitglieder äußerst angespannt bleibt“, erklärt Peder Tuborgh, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Arla Foods.
„2015 entwickelt sich zu einem sehr schwierigen Jahr für die Milchbauern – sowohl bei Arla als auch anderswo. Die aktuellen Einnahmen können die Kosten der Milchproduktion nicht decken, was die Lage für uns Landwirte und unsere einzelnen Betriebe sehr schwer macht. Im vergangenen Jahr hat sich Arla stark darauf konzentriert, die Marktsituation abzufedern, ohne dabei die eigene Marktposition zu schädigen. Aber keine Strategie kann den derzeitigen weltweiten Markteinbruch ausgleichen“, betont Ake Hantoft, Vorsitzender von Arla Foods.
Strenge Kostenkontrolle weiter gefordert
„Wenn unsere Mitglieder schwierige Zeiten durchleben, ist es für uns enorm wichtig, unsere Kosten fest im Griff zu haben. Daher haben wir unsere Investitionen um 30 Prozent reduziert. Wir werden unsere Organisation weiterhin konsequent straffen und die Kosten streng kontrollieren. Unser ehrgeiziges Ziel ist es bis Ende 2015 Gesamteinsparungen von 330 Millionen Euro im Vergleich zu 2012 zu erreichen“, unterstreicht Peder Tuborgh. Dabei baue das Unternehmen auf mehr Milch für profitable Markenprodukte.
Ein weiterer wichtiger Bestand- teil von Arlas Strategie liege laut der Presseerklärung darin, das Wachstum außerhalb der europäischen Kernmärkte zu beschleunigen. „Mit Ausnahme von Russland, das noch immer keine Qualitätsprodukte aus der EU importiert, läuft unser Geschäft in den Kernmärkten außerhalb der EU wie geplant. In China wird sich der Verkauf unserer Markenprodukte in diesem Jahr verdoppeln und unser mengenbasiertes Umsatzwachstum im Nahen Osten und in Afrika liegt bei starken 15 Prozent, was dazu beiträgt, dass unser internationales Geschäft äußerst profitabel ist“, erläutert Peder Tuborgh.
„Selten war die globale Milchwirtschaft so unvorhersehbar wie heute und wie bereits erwartet, stellt uns das Jahr 2015 leider vor große Herausforderungen. Langfristig gesehen gehen wir davon aus, dass sich der Markt wieder erholen wird und bis dahin konzentrieren wir uns weiterhin auf unsere strategische Agenda“, erklärt Tuborgh.