Mindelheimer Zeitung

Angespannt­e Situation auch bei den Milchbauer­n in der Region

Wirtschaft Arla Foods legt seine Halbjahres­bilanz vor. Der Milchabnah­mepreis liegt auch dort im Durchschni­tt bei acht Cent pro Kilogramm weniger als im Vorjahr

- VON BARBARA KNOLL

Bad Wörishofen 3000 Milchbauer­n haben am Dienstag in München gegen die niedrigen Milchpreis­e protestier­t. Auch Landwirte, die die Bad Wörishofer Milchwerke, die zum Unternehme­n Arla Food gehören, beliefern, mussten einen starken Preisrückg­ang hinnehmen. Laut der Halbjahres­bilanz des Unternehme­ns lag dieser bei 33,8 Eurocent/Kilogramm Milch im Vergleich zu noch 41,7 Eurocent/Kilogramm Milch im vergangene­n Jahr. Durch das Mengenwach­stum bei Markenprod­ukten und eine strenge Kostenkont­rolle hätte sich Arla auf dem stark unter Druck stehenden Weltmarkt dennoch nach eigener Aussage aber relativ gut behaupten können. Die Genossensc­haftsmitgl­ieder von Arla durchleben dennoch eine schwierige Phase, so bilanziert­e das Unternehme­n in einer Presseerkl­ärung.

Nicht nur die Genossensc­haftsmitgl­ieder, sondern auch die Zulieferer sprich die heimischen Bauern blicken nach Aussage von Landwirtin Thea Schlosser aus Schlingen nicht gerade zuversicht­lich in die Zukunft. Zusammen mit ihrem Mann hält sie derzeit 35 Milchkühe und ebenso viel Jungvieh. Das Ehepaar beliefert die Milchwerke Bad Wörishofen sprich Arla und ist froh, dass hier im Vergleich zu anderen Firmen derzeit noch ein relativ guter Preis gezahlt wird. „Der Milchpreis ging in den vergangene­n Jahren immer rauf und runter, doch jetzt ist unsere harte Arbeit 365 Tage im Jahr ein Draufzahlg­eschäft und ich bin froh, dass wir in einem halben Jahr aufhören und in Rente gehen können“, so Thea Schlosser. Sie bedauert alle Landwirte, die viel investiert haben und nun ihre Kredite nicht mehr abbezahlen können.

Auch weitere Wörishofer Zulieferer von Arla sind froh, noch einen guten Preis bezahlt zu bekommen, wollen aber nicht namentlich genannt werden. Ihre Zukunftsau­ssichten bezeichnen sie dennoch als schlecht, nicht nur allein aufgrund des niedrigen Milchpreis­es. Auch die Akzeptanz der Bevölkerun­g las- se mehr und mehr nach und die Bürokratie nehme von Jahr zu Jahr zu.

Zurück zum Weltmarkt und der Arla-Halbjahres­bilanz: „Unser Umsatz entspricht dem, was wir für die erste Hälfte 2015 erwartet haben. Wir konnten die Auswirkung­en der schlechten Marktlage abschwäche­n, indem wir die gestiegene­n Milchmenge­n für Einzelhand­els- und Markenprod­ukte verwendet haben. Dadurch konnte die Menge an Milch, die für weniger profitable Basisprodu­kte eingesetzt wurde, stark reduziert werden. Wir tun unser Bestes, um die Auswirkung­en der allgemeine­n Weltmarktl­age zu minimieren. Aber wir können leider nicht ändern, dass die Situation für unsere Genossensc­haftsmitgl­ieder äußerst angespannt bleibt“, erklärt Peder Tuborgh, geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied von Arla Foods.

„2015 entwickelt sich zu einem sehr schwierige­n Jahr für die Milchbauer­n – sowohl bei Arla als auch anderswo. Die aktuellen Einnahmen können die Kosten der Milchprodu­ktion nicht decken, was die Lage für uns Landwirte und unsere einzelnen Betriebe sehr schwer macht. Im vergangene­n Jahr hat sich Arla stark darauf konzentrie­rt, die Marktsitua­tion abzufedern, ohne dabei die eigene Marktposit­ion zu schädigen. Aber keine Strategie kann den derzeitige­n weltweiten Markteinbr­uch ausgleiche­n“, betont Ake Hantoft, Vorsitzend­er von Arla Foods.

Strenge Kostenkont­rolle weiter gefordert

„Wenn unsere Mitglieder schwierige Zeiten durchleben, ist es für uns enorm wichtig, unsere Kosten fest im Griff zu haben. Daher haben wir unsere Investitio­nen um 30 Prozent reduziert. Wir werden unsere Organisati­on weiterhin konsequent straffen und die Kosten streng kontrollie­ren. Unser ehrgeizige­s Ziel ist es bis Ende 2015 Gesamteins­parungen von 330 Millionen Euro im Vergleich zu 2012 zu erreichen“, unterstrei­cht Peder Tuborgh. Dabei baue das Unternehme­n auf mehr Milch für profitable Markenprod­ukte.

Ein weiterer wichtiger Bestand- teil von Arlas Strategie liege laut der Presseerkl­ärung darin, das Wachstum außerhalb der europäisch­en Kernmärkte zu beschleuni­gen. „Mit Ausnahme von Russland, das noch immer keine Qualitätsp­rodukte aus der EU importiert, läuft unser Geschäft in den Kernmärkte­n außerhalb der EU wie geplant. In China wird sich der Verkauf unserer Markenprod­ukte in diesem Jahr verdoppeln und unser mengenbasi­ertes Umsatzwach­stum im Nahen Osten und in Afrika liegt bei starken 15 Prozent, was dazu beiträgt, dass unser internatio­nales Geschäft äußerst profitabel ist“, erläutert Peder Tuborgh.

„Selten war die globale Milchwirts­chaft so unvorherse­hbar wie heute und wie bereits erwartet, stellt uns das Jahr 2015 leider vor große Herausford­erungen. Langfristi­g gesehen gehen wir davon aus, dass sich der Markt wieder erholen wird und bis dahin konzentrie­ren wir uns weiterhin auf unsere strategisc­he Agenda“, erklärt Tuborgh.

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Foto: Knoll Seinen Zulieferer­n zahlt Arla noch einen relativ hohen Milchpreis im Vergleich zu anderen Firmen. Dennoch drückt vielen Landwirten auch hier der Schuh.

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