Mindelheimer Zeitung

Stadträte murren, lenken aber dann doch ein

Obwohl vier geplante Häuser außerhalb der Baugrenze liegen, hatte das Rathaus vorab Zustimmung signalisie­rt

- VON JOHANN STOLL Foto: Frieß

Mindelheim Haben Bürgermeis­ter und Stadtbauam­t einem Bauträger allzu freundlich frühzeitig Zusagen gemacht, für die eigentlich der Bauausschu­ss des Stadtrates zuständig ist? Für Erstaunen unter Stadträten und direkten Nachbarn hatte jedenfalls eine Immobilien­anzeige der Baufirma Golsner im Herbst des vergangene­n Jahres gesorgt. Darin waren sieben Einfamilie­nhäuser am Unteren Mayenbadwe­g zum Verkauf anboten worden, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine Genehmigun­g vorlag.

Im Bauausschu­ss erläuterte Bürgermeis­ter Stephan Winter, es gebe für das Gebiet einen Bebauungsp­lan aus dem Jahr 1967. Die drei geplanten Einfamilie­nhäuser direkt am Unteren Mayenbadwe­g liegen in dem Plangebiet. Sie waren denn auch unstrittig. Einstimmig wurden diese fast quadratisc­hen Häuser mit Tiefgarage genehmigt.

Anders sieht es mit den vier Häusern in zweiter Reihe aus, die etwas in den Hang hineingeba­ut werden sollen. Alle vier Gebäude liegen außerhalb der Baugrenze. Michael Egger von der Bauverwalt­ung sprach von 11,60 Metern bis 12,20 Metern. Die Gebäude weichen auch in mehreren anderen Punkten vom Bebauungsp­lan ab. Die Traufhöhe beispielsw­eise liegt bei 7,50 Metern. Im Plan stehen 5,80 Meter.

Stadtbaume­ister und Bürgermeis­ter hatten in Vorgespräc­hen mit dem Bauträger vorgeschla­gen, die Baugrenze nach Westen zu verschiebe­n, weil sonst eine zweite Baureihe nur unter schwierige­n Bedingunge­n möglich wäre. Die Privatstra­ße, die der Bauträger vor Weihnachte­n noch hat anlegen lassen, hätte dann gar keinen Platz mehr gefunden.

Verärgert reagierte Mehmet Yesil von der SPD. Er sprach von zu vielen Zugeständn­issen. Schaffung von Wohnraum sei wichtig, aber es dürften nicht alle Regeln außer Kraft gesetzt werden.

Der Rathausche­f verwies darauf, er habe die Fraktionsv­orsitzende­n von der Notwendigk­eit unterricht­et, von der Baugrenze abzurücken. Hannelore Lutzenberg­er (BG) hakte nach: „Fraktionss­precher fassen keine Beschlüsse.“Dass eine Zufahrtsst­raße gebaut worden war, in- sie so, dass die Stadt hier verbindlic­he Zusagen gemacht habe. Dem widersprac­h Winter. Immer sei betont worden, dass der Bauausschu­ss entscheide­n müsse. Die Straße sei auch nicht genehmigt worden. Es sei nur eine Vereinbaru­ng geschlosse­n worden, dass die Stadt nicht für den Unterhalt aufkommen muss.

Josef Doll (Grüne) kritisiert­e die Vorgehensw­eise. „Ohne Garantie baut doch kein Investor eine Straße“, meinte er. Peter Miller (ÖDP) kritisiert­e wiederum den Bauträger. Für ein gutes Miteinande­r mit den Nachbarn sei das Vorgehen nicht förderlich gewesen. Nachbarn hatten sich im Vorfeld der Beratungen öffentlich gegen die Pläne gewehrt. Ihre Sorgen teilten die Stadträte aber nur zum Teil. Die befürchtet­e Verschattu­ng geht nach Einschätzu­ng von Manfred Salger (CSU) eher vom Berg aus als von den Häusern. Für die Befürchtun­g, der Hang könne wegen wasserführ­ender Schichten ins Rutschen geraten, fühlte sich das Gremium gar nicht erst zuständig. Der private Bauherr müsse dafür sorgen, dass „der Hang dort bleibt, wo er hingehört“, wie es der Bürgermeis­ter formuliert­e. Die Firma habe zwei Gutachten anfertiter­pretierte gen lassen. Ergebnis: Es kann bedenkenlo­s gebaut werden.

Thomas Schnabel (CSU) vermochte die Aufregung nicht nachzuvoll­ziehen. Vor einem Jahr war der Stadtrat in Klausur gegangen. Damals war dieses Baugebiet von drei Reihen auf zwei reduziert worden. Jeder habe also Bescheid gewusst. Von den vier strittigen Häusern wurden mit acht zu vier Stimmen drei genehmigt. Das vierte Haus wurde einstimmig abgelehnt, weil dort eine Garage zu nah an einem Nachbarhau­s geplant ist und der Nachbar sein Einverstän­dnis versagt hat. »Kommentar

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Am Unteren Mayenbadwe­g in Mindelheim dürfen sechs der sieben geplanten Einfamilie­nhäuser gebaut werden. Das siebte Haus im Norden in zweiter Reihe wurde abgelehnt, weil Nachbarrec­hte verletzt sind.

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