Im Netz mit doppeltem Boden
Aktion Der „Safer-Internet-Day“soll Jugendliche und deren Eltern auf mögliche Fallen im Internet aufmerksam machen
Pfaffenhausen „Das alles ändert sich so schnell, da muss man immer dran bleiben“, meint Renate Förner, Rektorin der Mittelschule Pfaffenhausen. Sie spricht dabei nicht etwa über den Schulalltag, sondern über die neuen Medien wie Messengerdienste und soziale Netzwerke, die die meisten Schüler nicht nur zu Hause über Laptop und Rechner nutzen, sondern auch dank ihrer Smartphones quasi nicht mehr aus der Hand geben. Der Förderverein der Schule hat angeregt, für das Schuljahr 2016/17 den Schwerpunkt Medien zu wählen. Und damit nicht nur die Schüler in den Klassen über Datensicherheit und Persönlichkeitsrechte aufgeklärt werden, wird es dazu heute am „Safer Internet Day“einen Informationsabend für die Eltern der zehn- bis 14-Jährigen geben. Das Angebot der Stiftung Medienpädagogik zu Vorträgen wie Cybermobbing und Sicherheit im Netz nehmen auch andere Schulen im Landkreis gerne wahr.
Wir haben uns mit Verena Weigand, der stellvertretenden Vorsitzenden der Stiftung unterhalten und nachgefragt, welche Dinge die Kinder und ihre Eltern beachten sollen, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen oder gegen bestehende Rechte zu verstoßen.
Verena Weigand rät, grundsätzlich mit Kindern feste Zeiten der Mediennutzung zu vereinbaren, und zwar nicht nur an Computer, Tablet und Handy, sondern auch vor dem Fernseher. Um dabei einen Überblick zu behalten, ist es wichtig, dass diese Geräte nicht fest im Kinderzimmer stehen und auch dass das Smartphone abends ausgeschaltet oder weit weggelegt wird.
„Grundsätzlich sollen die Eltern den Überblick über die genutzten Dienste und Apps der Kinder behal- ten und den Nachwuchs nicht selbstständig alle möglichen Programme installieren lassen“, rät die Expertin. Dies solle über die Erziehungsberechtigten laufen. Nicht umsonst schreiben die meisten Angebote ja ein Mindestalter vor. Außerdem könne es sinnvoll sein, insbesondere die Geräte jüngerer Kinder mit Prepaid-Karten auszustatten, damit diese nicht in Abofallen tappen oder andere unvorhersehbare Kosten entstehen. Sinn macht es außerdem, die Einstellung der InApp-Käufe generell mit einem Passwort sperren zu lassen.
Medienpädagogen raten außerdem dazu, nicht unbedingt Verbote auszusprechen, sondern mit den Kindern und Jugendlichen beständig im Gespräch zu bleiben, denn Chatverläufe zu lesen oder den Nachwuchs im Netz zu kontrollieren ist bei Diensten wie Snapchat zum Beispiel fast nicht möglich. Gerad deshalb nimmt dessen Popularität auch rasant zu. Es sollte außerdem klipp und klar mit den Heranwachsenden geklärt sein, dass nie Namen und Adressen im Netz weitergegeben werden dürfen. Die Kinder sollten wissen, dass kostenlose Apps nur deshalb gratis zu bekommen sind, um Bewegungs- und Profildaten der Nutzer zu sammeln.
Der Rat der Erziehungswissenschaftlerin bezüglich Chats und Onlinespielen lautet außerdem, sich nicht von Mitspielern einschüchtern zu lassen. Das gilt auch, wenn Kinder Sprachnachrichten mit Drohungen erhalten, die wie Kettenbriefe funktionieren. „Viele Heranwachsende bekommen dann Angst, aber solche Mails sollten nie weitergeschickt werden“, rät Weigand.
Die Stiftung Medienpädagogik hat in Bayern um die 60 Referenten, die unterschiedlich oft im Einsatz sind. Da das Thema Gefahren im Internet für Jugendliche so weitläufig und kompliziert ist, werden oftmals verschiedene Schwerpunkte für die Vorträge gesetzt, wie etwa Cybermobbing oder eben soziale Netzwerke. Trotz diverser Vorträge und Sensibilisierungsmaßnahmen bezüglich des Verschickens eigener Bilder oder Fotos Gleichaltriger im Netz, sind dies immer noch die häufigsten Ursachen für Probleme unter den Jugendlichen. „Mädchen oder Jungen die als Beweis ihrer Zuneigung nur leicht bekleidet posieren, und die Bilder an ihren Freund oder ihre Freundin verschicken, sind ein typisches Beispiel. Für Teenager sind Zuspruch und Anerkennung wichtig und die Risiken werden oft nicht gesehen“, meint Verena Weigand. Dass aus einem vorschnellen oder unvorsichtigen Handeln dann schwerwiegende Probleme resultieren können, ist aber trotzdem noch nicht in allen Köpfen fest verankert.
Damit in der komplexen und unübersichtlichen Welt der neuen Medien dem Nachwuchs nichts passieren kann, seien die Eltern gefordert, sich permanent auf dem neuesten Stand zu halten. Und was ebenfalls wichtig ist: selber in der Mediennutzung ein Vorbild für seine Kinder zu sein. Denn die Welt des Internets ist natürlich trotz aller Gefahren äußerst praktisch und man sollte sich darin auskennen und sie zu nutzen wissen.