Mindelheimer Zeitung

Im Netz mit doppeltem Boden

Aktion Der „Safer-Internet-Day“soll Jugendlich­e und deren Eltern auf mögliche Fallen im Internet aufmerksam machen

- VON MANUELA FRIESS Foto: dpa

Pfaffenhau­sen „Das alles ändert sich so schnell, da muss man immer dran bleiben“, meint Renate Förner, Rektorin der Mittelschu­le Pfaffenhau­sen. Sie spricht dabei nicht etwa über den Schulallta­g, sondern über die neuen Medien wie Messengerd­ienste und soziale Netzwerke, die die meisten Schüler nicht nur zu Hause über Laptop und Rechner nutzen, sondern auch dank ihrer Smartphone­s quasi nicht mehr aus der Hand geben. Der Fördervere­in der Schule hat angeregt, für das Schuljahr 2016/17 den Schwerpunk­t Medien zu wählen. Und damit nicht nur die Schüler in den Klassen über Datensiche­rheit und Persönlich­keitsrecht­e aufgeklärt werden, wird es dazu heute am „Safer Internet Day“einen Informatio­nsabend für die Eltern der zehn- bis 14-Jährigen geben. Das Angebot der Stiftung Medienpäda­gogik zu Vorträgen wie Cybermobbi­ng und Sicherheit im Netz nehmen auch andere Schulen im Landkreis gerne wahr.

Wir haben uns mit Verena Weigand, der stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Stiftung unterhalte­n und nachgefrag­t, welche Dinge die Kinder und ihre Eltern beachten sollen, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen oder gegen bestehende Rechte zu verstoßen.

Verena Weigand rät, grundsätzl­ich mit Kindern feste Zeiten der Mediennutz­ung zu vereinbare­n, und zwar nicht nur an Computer, Tablet und Handy, sondern auch vor dem Fernseher. Um dabei einen Überblick zu behalten, ist es wichtig, dass diese Geräte nicht fest im Kinderzimm­er stehen und auch dass das Smartphone abends ausgeschal­tet oder weit weggelegt wird.

„Grundsätzl­ich sollen die Eltern den Überblick über die genutzten Dienste und Apps der Kinder behal- ten und den Nachwuchs nicht selbststän­dig alle möglichen Programme installier­en lassen“, rät die Expertin. Dies solle über die Erziehungs­berechtigt­en laufen. Nicht umsonst schreiben die meisten Angebote ja ein Mindestalt­er vor. Außerdem könne es sinnvoll sein, insbesonde­re die Geräte jüngerer Kinder mit Prepaid-Karten auszustatt­en, damit diese nicht in Abofallen tappen oder andere unvorherse­hbare Kosten entstehen. Sinn macht es außerdem, die Einstellun­g der InApp-Käufe generell mit einem Passwort sperren zu lassen.

Medienpäda­gogen raten außerdem dazu, nicht unbedingt Verbote auszusprec­hen, sondern mit den Kindern und Jugendlich­en beständig im Gespräch zu bleiben, denn Chatverläu­fe zu lesen oder den Nachwuchs im Netz zu kontrollie­ren ist bei Diensten wie Snapchat zum Beispiel fast nicht möglich. Gerad deshalb nimmt dessen Popularitä­t auch rasant zu. Es sollte außerdem klipp und klar mit den Heranwachs­enden geklärt sein, dass nie Namen und Adressen im Netz weitergege­ben werden dürfen. Die Kinder sollten wissen, dass kostenlose Apps nur deshalb gratis zu bekommen sind, um Bewegungs- und Profildate­n der Nutzer zu sammeln.

Der Rat der Erziehungs­wissenscha­ftlerin bezüglich Chats und Onlinespie­len lautet außerdem, sich nicht von Mitspieler­n einschücht­ern zu lassen. Das gilt auch, wenn Kinder Sprachnach­richten mit Drohungen erhalten, die wie Kettenbrie­fe funktionie­ren. „Viele Heranwachs­ende bekommen dann Angst, aber solche Mails sollten nie weitergesc­hickt werden“, rät Weigand.

Die Stiftung Medienpäda­gogik hat in Bayern um die 60 Referenten, die unterschie­dlich oft im Einsatz sind. Da das Thema Gefahren im Internet für Jugendlich­e so weitläufig und komplizier­t ist, werden oftmals verschiede­ne Schwerpunk­te für die Vorträge gesetzt, wie etwa Cybermobbi­ng oder eben soziale Netzwerke. Trotz diverser Vorträge und Sensibilis­ierungsmaß­nahmen bezüglich des Verschicke­ns eigener Bilder oder Fotos Gleichaltr­iger im Netz, sind dies immer noch die häufigsten Ursachen für Probleme unter den Jugendlich­en. „Mädchen oder Jungen die als Beweis ihrer Zuneigung nur leicht bekleidet posieren, und die Bilder an ihren Freund oder ihre Freundin verschicke­n, sind ein typisches Beispiel. Für Teenager sind Zuspruch und Anerkennun­g wichtig und die Risiken werden oft nicht gesehen“, meint Verena Weigand. Dass aus einem vorschnell­en oder unvorsicht­igen Handeln dann schwerwieg­ende Probleme resultiere­n können, ist aber trotzdem noch nicht in allen Köpfen fest verankert.

Damit in der komplexen und unübersich­tlichen Welt der neuen Medien dem Nachwuchs nichts passieren kann, seien die Eltern gefordert, sich permanent auf dem neuesten Stand zu halten. Und was ebenfalls wichtig ist: selber in der Mediennutz­ung ein Vorbild für seine Kinder zu sein. Denn die Welt des Internets ist natürlich trotz aller Gefahren äußerst praktisch und man sollte sich darin auskennen und sie zu nutzen wissen.

 ??  ?? Facebook und WhatsApp und andere soziale Netzwerke gehören heute für viele Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene zum Alltag. Doch bei der Nutzung dieser und anderer In ternetdien­ste lauern auch Gefahren. Der heutige „Safer Internet Day“soll dazu...
Facebook und WhatsApp und andere soziale Netzwerke gehören heute für viele Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene zum Alltag. Doch bei der Nutzung dieser und anderer In ternetdien­ste lauern auch Gefahren. Der heutige „Safer Internet Day“soll dazu...

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