Mindelheimer Zeitung

USA drohen den Nato Partnern in Europa

Bündnis Die Amerikaner fordern höhere Rüstungsau­sgaben. Es geht um viel Geld, aber auch um gemeinsame Waffensyst­eme

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Immerhin: Die Amerikaner finden die Nato doch nicht so überflüssi­g, wie ihr Präsident das kürzlich getwittert hat. Der neue USVerteidi­gungsminis­ter James Mattis hat in dieser Hinsicht seine Amtskolleg­en aus Europa beim gestrigen Treffen in Brüssel beruhigt. Dann aber war auch schon Schluss mit den Freundlich­keiten. Mattis setzte die europäisch­en Nato-Partner massiv unter Druck: Die USA würden ihr Engagement für das Bündnis zurückfahr­en, wenn die Alliierten nicht bis Ende des Jahres einen Plan aufstellen, wie das Ziel einer Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n erreicht werde, sagte er.

Höhere Verteidigu­ngsausgabe­n der Nato-Partner sind neben einem verstärkte­n Engagement des Bündnisses im Kampf gegen den internatio­nalen Terrorismu­s eine zentrale Forderung des neuen US-Präsidente­n Donald Trump. Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g hatte vor Beginn des gestrigen Treffens bereits klargemach­t: „Eine faire Lastenvert­eilung steht ganz oben auf der Tagesordnu­ng.“

Das gilt auch für die Bundeswehr. „Die Amerikaner haben recht“, räumte Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen in Brüssel ein. Stolz verwies sie darauf, dass der Etat der deutschen Truppe um acht Prozent erhöht wurde. Was sie nicht sagte: Die Wirtschaft­slage hat sich so verbessert, dass die Verteidigu­ngsausgabe­n trotzdem nur 1,2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s ausmachen. Sie liegen also deutlich unter dem 2014 von den Nato-Partnern vereinbart­en Ziel, die Verteidigu­ngsausgabe­n innerhalb eines Jahrzehnts auf mindestens zwei Prozent zu steigern. Genau darauf pochen die Amerikaner jetzt.

In der Kritik steht aber nicht nur die finanziell­e Ausstattun­g der Wehretats in vielen Mitgliedst­aaten, sondern auch die Art, wie in Europa Rüstungsgü­ter angeschaff­t werden. Ende der Woche wird die Unternehme­nsberatung McKinsey eine Studie vorlegen, die Erstaunlic­hes offenbart: Die Europäer kaufen viel zu teuer und ineffizien­t ein. So rüsten die EU-Staaten ihre Armeen beispielsw­eise mit 17 verschiede­nen Kampfpanze­rn aus, während in den USA nur ein System verwendet wird. Die USA benutzen zwei Typen von Haubitzen, in Europa sind es 27 verschiede­ne. Alles in allem befinden sich in den EU-Ländern, die dem Bündnis angehören, 178 Waffensyst­eme im Einsatz – verglichen mit 30 im viel größeren USMarkt.

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