Gibt es die Männergrippe wirklich?
Medizin Ärzte bestätigen: Männer leiden mehr. Warum sie trotzdem seltener zum Arzt gehen
Augsburg Der Patient will nichts lieber, als sich samt Wärmflasche für alle Ewigkeit im Bett zu verkrümeln. Griffbereit stehen die XXLPackung Taschentücher, der ErsteHilfe-Koffer und natürlich das Handy – für den Notfall. Obwohl man ja eigentlich erwarten sollte, dass Frau, Freundin, Mutter, Schwester – irgendwer! – sowieso die Rund-um-die-Uhr-Betreuung in die Hand nimmt. Denn es sind diese Zeiten, in denen selbst der gestandene Mann nicht mehr kann. Die Männergrippe geht um. Und nein: Damit ist nicht zu spaßen.
Denn die Männergrippe gibt es wirklich. Es gibt verschiedene Stu- dien aus den USA, die belegen, dass Frauen besser gegen Grippeviren gewappnet sind.
So haben 2015 Forscher der Universität von Pennsylvania (Philadelphia) herausgefunden: Frauen haben ein besseres Immunsystem als Männer. Grund dafür ist das zweite X-Chromosom. Mit entsprechenden Genen ausgestattet, unterstützt es die Immunabwehr besser als das männliche Y-Chromosom. Frauen sind demnach in der Regel nach ein paar Tagen mit viel Schlaf und Tee wieder fit. Es würde nicht verwundern, wäre der Tee auch noch selbst gekocht.
Auch die John-Hopkins-Universität in Baltimore hat eine Erklärung gefunden, warum Männer stärker von Erkältungen oder Grippe betroffen sind: Der Hormonhaushalt ist schuld. Bei Versuchen fanden sie heraus, dass das weibliche Hormon Östrogen das Grippevirus daran hindert, sich in den Nasenzellen zu vermehren. So können sich die Grippeviren bei Frauen weniger schnell im Körper verbreiten.
Doch Frauen scheinen mit ihrem Immunsystem nicht nur von Haus aus besser gegen Grippe gerüstet zu sein: Wie Forscher an der StanfordUniversität Kalifornien 2013 herausfanden, wirken Grippeimpfungen bei Frauen besser als bei Männern.
Demnach wurden bei Frauen nach der Impfung mehr Antikörper im Blut nachgewiesen. Grund ist der Testosteronspiegel: Je mehr Testosteron im Blut, desto geringer die Zahl der Antikörper.
Doch wer jetzt glaubt, dass leidende Männer auch schneller beim Arzt um Hilfe flehen, täuscht sich. Sie gehen viel seltener zum Arzt als Frauen. Selbst wenn eine Diagnose feststeht, meiden sie den Mediziner. Vorsorgeangebote würden ebenfalls seltener wahrgenommen. Stefan Becker, Gleichstellungs-Experte bei der Stadt Augsburg, sagte kürzlich unserer Zeitung: Wie ein Auto werde der männliche Körper „gefahren“, bis er kaputt ist. Es gilt ihm zufolge als männlich, ans Limit zu gehen, in jeder Lebenslage. Da wollen die Männer also doch wieder stark sein.