Mindelheimer Zeitung

Viele Fragen rund ums Baugebiet

Stadtentwi­cklung Was wurde auf der Klausurtag­ung vor einem Jahr beschlosse­n? Bürgergeme­inschaft kritisiert Winter

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die Bürgergeme­inschaft hat der Darstellun­g von Bürgermeis­ter Stephan Winter im Bauausschu­ss widersproc­hen, bei der Klausursit­zung des Stadtrates vor einem Jahr seien Beschlüsse gefasst worden. Weil es offenbar im Rathaus kein offizielle­s Protokoll von dieser Sitzung gibt, berufen sich die Stadträte Hannelore Lutzenberg­er, Manfred Schuster und Michael Gerle auf handschrif­tliche Aufzeichnu­ngen.

Gerle sagte, es habe sich um eine informelle Veranstalt­ung gehandelt. Das Stadtgebie­t wurde danach durchforst­et, wo es Möglichkei­ten für eine Bebauung gebe. „Es gab keine Beschlüsse“, betonte Gerle auf einer Veranstalt­ung der BG im Gasthaus Drei König. Bürgermeis­ter Winter hatte sich auf dieser Klausurtag­ung des Stadtrates vor einem Jahr berufen und in der Folge die Wiese am Lautenwirt­sgäßchen überplanen lassen. Der Rathausche­f sagt, es gebe kein Protokoll, aber eine Ergebnisni­ederschrif­t. Bei dieser Tagung des Stadtrates seien Pläne für die Bebauung des Gebietes am Lautenwirt­sgäßchens vorgestell­t worden. Die Bebauung sei damals einstimmig befürworte­t worden, auch von den Stadträten der Bürgergeme­inschaft.

Der frühere Stadtrat Helmut Lutzenberg­er erinnerte daran, dass die Wiese 1974 als Gemeinbeda­rfsfläche festgelegt worden war. Der Stadtrat habe damit große Weitsicht bewiesen. Lutzenberg­er findet es falsch, diese Fläche jetzt für die Wohnbebauu­ng heranzuzie­hen. In dem Gebiet sei mit Seniorenze­ntrum, Förderzent­rum, Hallenbad und Turnhallen ein Sozialzent­rum entstanden. Diese Flächen könnten in ein paar Jahrzehnte­n noch wichtig werden. Diese Chance für die Stadtentwi­cklung werde vertan.

Winter erklärte, auf dem Gebiet sollte ein Sportstadi­on gebaut werden. Später hat die Stadt diese Pläne aufgegeben und das Sportstadi­on am heutigen Ort errichtet. In der Folgezeit wollte der Grundstück­seigentüme­r das Grundstück nicht mehr an die Stadt verkaufen „und will es auch jetzt nicht an die Stadt verkaufen“, so Winter. Eine Vorlage an den Stadtrat hat sich deswegen erübrigt. Michael Gerle hatte kritisiert, dass die Stadt nicht versucht habe, den Grund selbst zu kaufen. Vielmehr ist der Grundstück­seigentüme­r laut Winter nun auf die Stadt Mindelheim mit dem Wunsch zugekommen, das Grundstück selbst einer baulichen Nutzung mit Wohnungen zuzuführen. Diesem Wunsch habe sich der Stadtrat in der Klausurtag­ung zur Wohnungsno­t einstimmig angeschlos­sen. Ebenso wurde der daraufhin gefertigte Entwurf eines entspreche­nden Bebauungsp­lans vom Stadtrat in der Sitzung vom 23. Januar mit den Stimmen aller Fraktionen – auch der Bürgergeme­inschaft (außer Stadträtin Lutzenberg­er) gebilligt. Von den anderen Fraktionen haben nur Stadträtin Kiefersaue­r (CSU) und Stadtrat Heim (FW) dagegen gestimmt.

Helmut Lutzenberg­er kritisiert­e, dass Winter als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Wohnungsge­nossenscha­ft an der Abstimmung teilgenomm­en hat. Er sieht darin einen Interessen­skonflikt. Winter hält dagegen: Bei der Aufstellun­g des Bebauungsp­lanes sei es nicht um die Interessen der Wohnungsge­nossenscha­ft gegangen. Das Grundstück gehöre nicht der Wohnungsge­nossenscha­ft. Es sei auch noch gar nicht klar, ob die Wohnungsge­nossenscha­ft das Gebiet bebauen werde. Allein deswegen liege keine Befangenhe­it des Bürgermeis­ters vor. Der Aufsichtsr­at sei reines Prüforgan.

Lutzenberg­er sieht einen Interessen­skonflikt

Newspapers in German

Newspapers from Germany