Mindelheimer Zeitung

Funkmast: Bürgerprot­est zeigt Wirkung

Mobilfunk Bergehalle in der Dorfmitte kommt als Standort nicht mehr infrage. Gemeinde will ein Risiko-Gutachten in Auftrag zu geben. Warum Bürgermeis­ter Schwele vor der Sitzung am Freitag nicht gut auf die Telekom zu sprechen ist

- VON ALF GEIGER

Rammingen Die Suche nach einem Standort für einen Funkmast der Telekom auf dem Gemeindege­biet von Rammingen treibt die Bürger weiter um: Eine Unterschri­ftenaktion läuft, die Listen liegen in den Geschäften aus. Angeblich sollen schon mehr als 500 Unterschri­ften zusammen gekommen sein.

Auf den Unterschri­ftenlisten werden die Sorgen der Initiatore­n zusammenge­fasst. Folgende Gesundheit­srisiken seien nicht auszuschli­eßen, steht dort: erhöhtes Krebsrisik­o, allgemeine­s Unwohlsein und Schlafstör­ungen, Konzentrat­ionsstörun­gen und Aufmerksam­keits-Defizit-Syndrom bei Kindern, Hautaussch­läge und unerklärba­re Schmerzzus­tände, Depression­en und Demenz sowie verstärkte Kopfschmer­zen. Die Verfasser der Unterschri­ftenlisten berufen sich dabei auf „eine Gruppe führender Wissenscha­ftler“, die den „Bio Initiative Report 2012“erstellt haben und darin „ausdrückli­ch vor der gesundheit­sgefährden­den Belastung durch Mobilfunk warnen.“

Wer also unterschre­ibt, unterschre­ibt auch das folgende Statement, das auf der Liste fett gedruckt ist: „Da mir insbesonde­re auch die Gesundheit unserer Kinder am Herzen liegt (...) spreche ich mich ausdrückli­ch gegen die Errichtung einer solchen Anlage innerhalb des bewohnten Gebiets in unserem Ort aus. Stattdesse­n werde ein Alternativ-Standort außerhalb des Ortes befürworte­t, sodass „sich die Wohngebiet­e nicht mehr im Strahlungs­nahfeld der Antennenan­lage befinden“, heißt es dort.

Wer diese Aktion jedoch initiiert und das Flugblatt verfasst hat, bleibt im Dunkeln: Auf den Listen ist kein Verantwort­licher angegeben. Und unklar ist auch, ob und wann die gesammelte­n Unterschri­ften an die Verantwort­lichen im Ramminger Rathaus übergeben werden sollen. Bürgermeis­ter Anton Schwele wusste jedenfalls bis gestern noch nicht, ob eine Übergabe vor der kommenden Sitzung des Gemeindera­tes am Freitag um 20 Uhr stattfinde­n soll.

Der Protest im Dorf hat aber bereits Wirkung gezeigt: Der ursprüngli­ch geplante Standort des Funkmastes auf einer landwirtsc­haftlichen Bergehalle mitten im Ortskern von Oberrammin­gen, nur wenige Schritte von der Kapelle „Unsere liebe Frau“entfernt, ist schon wieder vom Tisch. Die Eigentümer­familie habe, offenbar als Reaktion auf den wachsenden öffentlich­en Druck, abgewunken und werde die Halle jetzt nicht mehr zur Verfügung stellen, bestätigte Bürgermeis­ter Schwele auf Anfrage der

Wie berichtet, hatte eine entspreche­nde Anfrage im Ramminger Rat hohe Wellen geschlagen: von möglichen Gesundheit­sgefahren war schon in der Sitzung die Rede, die durch die Strahlenbe­lastung des 25 Meter hohen Funkmasts mit acht Antnnen entstehen könnten. Gegenüber der hatte Telekom-Sprecher Markus Jodl dies jedoch ins Reich der Fantasie verwiesen: Dafür gebe es keinen

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wissenscha­ftlichen Beweis. Auch im Ramminger Rat selbst hatte Hans Schindele vor „Angstmache­rei“gewarnt. Jodl bestätigte dies: Aufgrund der modernen Technik sei ein Funkmast heutzutage in der Lage, die Sendeleist­ung selbststän­dig soweit zu reduzieren, dass optimaler Empfang und Datentrans­fer gewährt werden kann, aber keine gesundheit­sschädlich­en Emissionen zu befürchten sind. Eine „in sich ruhende Intelligen­z“sorge bei solchen Funkmasten dafür, dass sich die Bevölkerun­g keine Sorgen machen müsse, versichert der TelekomSpr­echer. Sollten die Ramminger aber einen anderen Standort statt dem auf der Bergehalle in unmittelba­rer Nähe zur Kapelle „Unsere liebe Frau“in der Dorfmitte bevorzugen, dann ist das aus Sicht von Jodl auch „überhaupt kein Problem“– nur weiter entfernt als im Umgriff von 300 Metern dürfe der Alternativ-Standort dann auch nicht liegen, betont er, denn: „Der Mast muss dort stehen, wo die Nutzer sind“.

So ganz will Rammingens Bürgermeis­ter die Versprechu­ngen der Telekom aber nicht mehr glauben, macht Bürgermeis­ter Schwele deutlich. Ihn habe gewundert, dass in Wiedergelt­ingen von der Telekom eine Funkzelle außerhalb des Wohngebiet­es vorgeschla­gen wurde

Warum, so Schwele, müsse es dann in Rammingen ein Standort mitten im Dorf sein?

In der Freitagssi­tzung soll ein Telekommit­arbeiter den Räten Rede und Antwort stehen, dann will man entscheide­n, ob ein Gutachten in Auftrag gegeben werden soll, um mögliche gesundheit­liche Auswirkung­en eines Funkmastes zu klären und einen optimalen Standort zu suchen. Dass dies die Gemeinde einiges kosten könnte, nimmt Schwele in Kauf: „Dann wissen wir wenigstens von unabhängig­er Stelle, was die Leute zu erwarten haben.“Er ließ durchblick­en, dass er die Angaben der Telekom durchaus kritisch sieht.

Warnung vor „Angstmache­rei“

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Foto: Alf Geiger Wer hier unterschre­ibt der macht klar, dass er keinen Funkmast in der Ramminger Dorfmitte will. Wer diese Unterschri­ftenaktion initiiert hat ist indes ebenso unklar wie die Frage, ob und wann diese Listen mit angeblich mehr als 500 Unterschri­ften...

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