Ein seltsames Völkchen
Die Engländer sind schon ein seltsames Völkchen. Über Jahrzehnte hinweg hatten die Briten nichts Besseres zu tun, sich bei sämtlichen geeigneten oder unangebrachten Anlässen über die Deutschen lustig zu machen. Lachen können wir nicht. Gegessen wird bei uns ausschließlich Kraut und unser Fußwerk bekleiden wir am liebsten mit weißen Tennissocken. Zu Hochform liefen die Zeitungen auf der Insel dann auf, wenn der Spielplan die besten Fußballer beider Länder zu gemeinsamem Wettstreit auf das Feld rief. Das war dann zwar nur in den wenigsten Fällen witzig, dafür gespickt mit allerhand Kriegsmetaphorik und abgehangenen Nazi-Witzen. Ist ja nun auch wirklich nicht lustig. Nach den Spielen hatten die Engländer dann meistens nichts zu lachen. Irgendein Brite fand sich im Zweifelsfall immer, der den Ball vom Elfmeterpunkt aus nicht im Tor unterbringen konnte.
Heute haben die Engländer tatsächlich eine echte Chance, gegen Deutschland zu gewinnen. Gut, das ganze Spiel firmiert unter der Begrifflichkeit „Freundschaftsspiel“– aber in aller Freundschaft sind Teams aus England und Deutschland seit 1945 nur selten aufeinandergetroffen. Das englische Team hat jedenfalls einige talentierte Spieler in seinen Reihen. Trainer Gareth Southgate hat seiner Elf zudem einen modernen Anstrich verpasst. Man plant mittlerweile, den Ball über mehrere Stationen hinweg in den eigenen Reihen zu halten. Bei den Deutschen fehlt mit Manuel Neuer der beste Torhüter der Welt. Mesut Özil kann ebenfalls nicht auflaufen und Mario Gomez auch nicht. Neben einem begnadeten Vorbereiter fehlt auch ein Torjäger in Hochform. Und was machen die Engländer? Nichts.
Sie beschäftigen sich mit dem Tod einer 90-Jährigen. Also, die Frau weilt noch unter uns. Aber falls sie denn doch mal ablebe (so sicher ist das bei der Frau nicht), laufen die Planungen auf Hochtouren. Das berichten zumindest englische Zeitungen. Demnach gäbe es exakte Ablaufpläne, wenn Queen Elizabeth II. ihren letzten royalen Atemzug genommen hat. Der Premierminister werde in diesem Fall mit den Worten „London Bridge is down“informiert. Was das Königreich aber wirklich treffen würde: Zwölf lange Tage lang darf die BBC keinerlei Klamauk oder Satire senden. Beinahe zwei Wochen lang ist im staatlichen Fernsehen und Radio das Lachen verboten. Man stelle sich nur vor, die gute Dame erleidet einen Herzinfarkt, weil ein Engländer aus Versehen doch einen Strafstoß im deutschen Tor versenkt. So weit soll es nicht kommen. Lang lebe die Queen.