Zu Gast in der Modeszene
Modefrühling Die Fotos für die Leseraktion mit den Mindelheimer Kleidungsgeschäften sind im Kasten. Höchste Zeit für den Erlebnisbericht unseres MZ-Kollegen, der in Sachen Mode ein unbeschriebenes Blatt ist
Mindelheim Zugegeben: Meine bisherigen Erfahrungen mit der Modewelt beschränkten sich auf das gelegentliche Zappen zu einer bekannten, alljährlichen Topmodelsuche im deutschen Privatfernsehen. Während ich dabei jedoch regelmäßig mit Chipskrümeln auf dem Bauch eingeschlafen bin, verlangte mir der Mindelheimer Modefrühling nicht nur meine aktive Teilnahme, sondern höchste Körperbeherrschung ab.
Für jemanden wie mich, der auf einem Großteil aller Blitzlichtfotos grundsätzlich die Augen geschlossen hat, ist der Zeitungsjournalismus ein gutes Berufsfeld. Denn dort steht man normalerweise hinter statt vor der Kamera. Bereits in meinem ersten Ausbildungsmonat bei der Min- Zeitung musste ich mich von dieser Illusion verabschieden. Wie anspruchsvoll die Aufgabe der Lesermodels beim Mindelheimer Modefrühling war und wie viel Spaß die Aktion gleichzeitig gemacht hat, konnte ich ganz unmittelbar aus der Modelperspektive erleben.
Bis ich mich in dieser Disziplin versuchen durfte, hatte ich wie alle Lesermodels noch ein paar andere Termine vor mir. Im ersten Schritt bekam ich das Frühjahrs-Outfit, in dem ich fotografiert werden sollte. Nach mehrmaligem Umziehen fiel die Wahl der fachkundigen Beraterinnen im Modehaus Stammel letztlich auf eine sandbraune Stoffhose, ein weißes T-Shirt mit modischem Aufdruck sowie eine dunkelblaue Fliegerjacke für die Übergangszeit. Diese Kombination wurde durch superleichte, farblich passende Sportschuhe vervollständigt, die ich mir anschließend im Schuhhaus Nertinger aussuchte. Im letzten Schritt meiner Verwandlung zum Lesermodel stand noch der Friseurtermin im Haarstudio Selin auf dem Plan, wo mit ein paar geschickten Handgriffen meine leicht ausgewachsene Wintermähne gestutzt und in Form gestylt wurde. Aufwändiger fiel das Frisieren bei meiner Modelkollegin Daniela aus. Die 29-jährige Mindelheimerin hatte sich neben 22 weiteren Teilnehmern erfolgreich als Lesermodel beworben und sammelte parallel zu mir ihre ersten Erfahrungen in dieser Branche. Mit ihrer kunstvoll toupierten Frisur übertrafen sich die Damen des Haarstudios selbst, trotz des regen Samstagsbetriebs.
Jeder, der sich bei Heidi Klums Sendung schon einmal bei dem Gedelheimer danken erwischt hat, für ein Foto zu posieren könne doch beim besten Willen nicht so schwierig sein, hätte bis kürzlich noch mit meiner vollen Zustimmung rechnen können. Soll ein Bild jedoch höheren Ansprüchen als denen der meisten Schnappschüsse genügen, muss man sich automatisch und unweigerlich auf eine sehr tiefe Detailebene begeben: Das Licht muss perfekt sein, die Haltung ausdrucksstark und trotzdem natürlich, die Klamotten sollten keine Falten werfen und der Kopf im perfekten Winkel zur Kamera gerichtet werden. Und selbstverständlich muss man dabei einen Gesichtsausdruck halten, bei dem einem die Anstrengung nicht anzusehen ist.
Glücklicherweise handelt es sich bei Tobias Hartmann um einen Fotografen, der all diese Variablen stets im Blick zu haben scheint. Den linken Fuß weiter nach vorne, den Kopf etwas nach unten, die Schultern leicht drehen: In seiner Obhut fühlte ich mich wie ein gut gekleidetes Stück Knete, das sich seinen Anweisungen gemäß zurechtformte.
Die größte Herausforderung war für mich nach einer Weile, für die Fotos einen halbwegs unversteinerten Eindruck zu machen. Aber trotz seiner hohen Ansprüche schaffte es Tobias alleine durch seine Begeisterung für seine Arbeit, mir die nötige Lockerheit für das Posieren zu vermitteln.
Auch Daniela, die in zwei verschiedenen Kombinationen abgelichtet wurde, hatte sichtlich Spaß. So ging es hoffentlich auch allen anderen Lesermodellen, die wie ich einen interessanten und unterhaltsamen Ausflug in die Mindelheimer Modeszene unternommen haben.