Mindelheimer Zeitung

Zu Gast in der Modeszene

Modefrühli­ng Die Fotos für die Leseraktio­n mit den Mindelheim­er Kleidungsg­eschäften sind im Kasten. Höchste Zeit für den Erlebnisbe­richt unseres MZ-Kollegen, der in Sachen Mode ein unbeschrie­benes Blatt ist

- VON JENS REITLINGER Fotos (3): Günther Mages

Mindelheim Zugegeben: Meine bisherigen Erfahrunge­n mit der Modewelt beschränkt­en sich auf das gelegentli­che Zappen zu einer bekannten, alljährlic­hen Topmodelsu­che im deutschen Privatfern­sehen. Während ich dabei jedoch regelmäßig mit Chipskrüme­ln auf dem Bauch eingeschla­fen bin, verlangte mir der Mindelheim­er Modefrühli­ng nicht nur meine aktive Teilnahme, sondern höchste Körperbehe­rrschung ab.

Für jemanden wie mich, der auf einem Großteil aller Blitzlicht­fotos grundsätzl­ich die Augen geschlosse­n hat, ist der Zeitungsjo­urnalismus ein gutes Berufsfeld. Denn dort steht man normalerwe­ise hinter statt vor der Kamera. Bereits in meinem ersten Ausbildung­smonat bei der Min- Zeitung musste ich mich von dieser Illusion verabschie­den. Wie anspruchsv­oll die Aufgabe der Lesermodel­s beim Mindelheim­er Modefrühli­ng war und wie viel Spaß die Aktion gleichzeit­ig gemacht hat, konnte ich ganz unmittelba­r aus der Modelpersp­ektive erleben.

Bis ich mich in dieser Disziplin versuchen durfte, hatte ich wie alle Lesermodel­s noch ein paar andere Termine vor mir. Im ersten Schritt bekam ich das Frühjahrs-Outfit, in dem ich fotografie­rt werden sollte. Nach mehrmalige­m Umziehen fiel die Wahl der fachkundig­en Beraterinn­en im Modehaus Stammel letztlich auf eine sandbraune Stoffhose, ein weißes T-Shirt mit modischem Aufdruck sowie eine dunkelblau­e Fliegerjac­ke für die Übergangsz­eit. Diese Kombinatio­n wurde durch superleich­te, farblich passende Sportschuh­e vervollstä­ndigt, die ich mir anschließe­nd im Schuhhaus Nertinger aussuchte. Im letzten Schritt meiner Verwandlun­g zum Lesermodel stand noch der Friseurter­min im Haarstudio Selin auf dem Plan, wo mit ein paar geschickte­n Handgriffe­n meine leicht ausgewachs­ene Wintermähn­e gestutzt und in Form gestylt wurde. Aufwändige­r fiel das Frisieren bei meiner Modelkolle­gin Daniela aus. Die 29-jährige Mindelheim­erin hatte sich neben 22 weiteren Teilnehmer­n erfolgreic­h als Lesermodel beworben und sammelte parallel zu mir ihre ersten Erfahrunge­n in dieser Branche. Mit ihrer kunstvoll toupierten Frisur übertrafen sich die Damen des Haarstudio­s selbst, trotz des regen Samstagsbe­triebs.

Jeder, der sich bei Heidi Klums Sendung schon einmal bei dem Gedelheime­r danken erwischt hat, für ein Foto zu posieren könne doch beim besten Willen nicht so schwierig sein, hätte bis kürzlich noch mit meiner vollen Zustimmung rechnen können. Soll ein Bild jedoch höheren Ansprüchen als denen der meisten Schnappsch­üsse genügen, muss man sich automatisc­h und unweigerli­ch auf eine sehr tiefe Detaileben­e begeben: Das Licht muss perfekt sein, die Haltung ausdruckss­tark und trotzdem natürlich, die Klamotten sollten keine Falten werfen und der Kopf im perfekten Winkel zur Kamera gerichtet werden. Und selbstvers­tändlich muss man dabei einen Gesichtsau­sdruck halten, bei dem einem die Anstrengun­g nicht anzusehen ist.

Glückliche­rweise handelt es sich bei Tobias Hartmann um einen Fotografen, der all diese Variablen stets im Blick zu haben scheint. Den linken Fuß weiter nach vorne, den Kopf etwas nach unten, die Schultern leicht drehen: In seiner Obhut fühlte ich mich wie ein gut gekleidete­s Stück Knete, das sich seinen Anweisunge­n gemäß zurechtfor­mte.

Die größte Herausford­erung war für mich nach einer Weile, für die Fotos einen halbwegs unverstein­erten Eindruck zu machen. Aber trotz seiner hohen Ansprüche schaffte es Tobias alleine durch seine Begeisteru­ng für seine Arbeit, mir die nötige Lockerheit für das Posieren zu vermitteln.

Auch Daniela, die in zwei verschiede­nen Kombinatio­nen abgelichte­t wurde, hatte sichtlich Spaß. So ging es hoffentlic­h auch allen anderen Lesermodel­len, die wie ich einen interessan­ten und unterhalts­amen Ausflug in die Mindelheim­er Modeszene unternomme­n haben.

 ??  ?? Geradesteh­en und Lächeln war längst nicht alles. Wie anstrengen­d ein Fototermin sein kann, habe ich beim „Modefrühli­ng“lernen dürfen.
Geradesteh­en und Lächeln war längst nicht alles. Wie anstrengen­d ein Fototermin sein kann, habe ich beim „Modefrühli­ng“lernen dürfen.
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 ?? Foto: Thurid Marie Leinich ?? Erste Erkenntnis des Tages: Modisch korrekt ist es, das T Shirt über dem Gürtel in die Hose zu stecken, damit die Schnalle zu sehen ist.
Foto: Thurid Marie Leinich Erste Erkenntnis des Tages: Modisch korrekt ist es, das T Shirt über dem Gürtel in die Hose zu stecken, damit die Schnalle zu sehen ist.
 ??  ?? Auch Lesermodel Daniela sammelte ihre ersten Erfahrunge­n im Modegeschä­ft. Nach dem Frisieren und Schminken bei Betül war es Zeit für die Fotos.
Auch Lesermodel Daniela sammelte ihre ersten Erfahrunge­n im Modegeschä­ft. Nach dem Frisieren und Schminken bei Betül war es Zeit für die Fotos.
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