Miteinander reden, voneinander lernen
Vortrag Bei seinem Vortrag in Mindelheim über den christlich-islamischen Dialog muss Timo Güzelmansur auch gegen grundlegende Missverständnisse anreden
Mindelheim Der christlich-islamische Dialog und sein Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in Deutschland war vergangenen Dienstagabend das Thema im Pfarrsaal St. Stephan in Mindelheim. Als Referent war Timo Güzelmansur angereist, Leiter der christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (Cibedo) in Frankfurt am Main. Bei der Einrichtung handelt es sich um die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz für christlich-muslimische Angelegenheiten, die den interreligiösen Dialog in Deutschland fördert.
Güzelmansur, der bis zu seinem 20. Lebensjahr dem muslimischalevitischen Glauben angehörte, konzentrierte sich in seinem Vortrag überwiegend auf die Geschichte und Grundlagen des Islam, wichtige Lebensstationen des Propheten Mohammed und ihre Bedeutung für die heutigen Glaubenspraktiken. Auch gab der 40-Jährige einen ausführlichen Überblick über die historischen Hintergründe, die Verbreitung und Organisation des muslimischen Glaubens in Deutschland.
In seiner Funktion ist Güzelmansur, der zum katholischen Glauben konvertierte, Mitorganisator von interreligiösen Begegnungstagen und Treffen von Glaubensrepräsentanten. Der Schlüssel für konstruktive Dialogführung zwischen den Glaubensrichtungen sei dabei vorrangig das fundierte Wissen über die Religion des anderen. „Nur auf der Basis vorurteilsfreier Fakten lässt sich respektvoll und auf Augenhöhe über Religionsfragen diskutieren“, sagte Güzelmansur. Auch Kritikfähigkeit und zielgerichtetes Vorgehen gehören zu den notwendigen Voraussetzungen. Die Motivation für den Dialog dürfe „nie der Wunsch sein, den Gesprächspartner missionieren zu wollen“, betonte er. Genauso wenig solle man die Unterschiede zwischen den Religionen verleugnen und außer Acht lassen.
Wie wichtig es für den Dialog ist, mit gängigen Vorurteilen bei jeder Gelegenheit aufzuräumen, stellte sich in der anschließenden Gesprächsrunde heraus. Einige der Fragen aus den Reihen der gut 100 Zuhörer machten deutlich, wie tief verankert so manche dieser Vorurteile noch immer sind. Auf den Vorwurf, der interreligiöse Dialog hätte angesichts der vielen tausend Christen, die jährlich durch Muslime getötet würden, versagt, reagierte Güzelmansur mit Besonnenheit. Die Verbrechen, für die der Islam als Legitimation missbraucht werde, geschähen nicht in Deutschland. Die Aufgabe von Cibedo sei es unter anderem, die überwältigende Mehrheit friedfertiger Muslime entschieden von religiösem Fanatismus abzugrenzen.