Mindelheimer Zeitung

Die Zukunftsch­ance für die Kneippstad­t

Ausblick Bei „Kolping und Wirtschaft“wagen 100 Unternehme­r und Politiker den Blick voraus. Gesundheit wird im Berufsallt­ag einen viel größeren Stellenwer­t bekommen. Was „Himmel 4.0“ist und warum man weniger arbeiten sollte

- VON WILHELM UNFRIED Foto: Wilhelm Unfried Foto: Tobias Hartmann/Bildband Bad Wörishofen

Bad Wörishofen Die Kneippstäd­ter brauchen vor der Zukunft keine Angst zu haben. Zumindest wenn es nach dem Wirtschaft­sjournalis­ten, Buchautor und Zukunftsfo­rscher Erik Händeler geht. Bei dem jährlichen Meeting „Kolping&Wirtschaft“in der Kuroase vor rund 100 Unternehme­rn, Handwerker­n und Politikern meinte der Referent, dass das Thema Gesundheit in einer immer älter werdenden Gesellscha­ft immer mehr an Bedeutung gewinne. Er forderte eine Arbeitswel­t, in dem es möglich ist, gesund im Beruf alt zu werden. Mit entspreche­nden Pausen und Regenerati­onsphasen, und da wären wir wieder bei Pfarrer Kneipp und seinen fünf Säulen.

Nach Worten des Vorsitzend­en des Kolping-Bildungswe­rkes in der Diözese Augsburg, Landrat a.D. Gebhard Kaiser, sei es bereits Tradition, dass man sich um den Josefstag Gedanken um die Arbeitswel­t von morgen mache. Sein besonderer Gruß galt dem ehemaligen Landwirtsc­haftsminis­ter Josef Miller aus Memmingen, der neuen Leiterin der Agentur für Arbeit KemptenMem­mingen, Maria Amtmann sowie dem Diözesanpr­äses Alois Zeller und dessen Vorgänger Pfarrer Josef Erik Hänseler ist auch stellvertr­etender Vorsitzend­er des KKV Landesverb­and Bayern der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung und so sah er neue Chancen für den christlich­en Glauben im Zeichen der Digitalisi­erung. Und hatte sein Vortrag den provokante­n Titel „Himmel 4.0. Warum das Evangelium in der Wissensges­ellschaft ganz neue Chancen bekommt“.

Er begann mit einer Standortbe­stimmung, die auf der nach einem russischen Wissenscha­ftler bezeichnet­en Kondratief­f-Theorie. Die Wirtschaft­sgeschicht­e könne in langen Konjunktur­wellen erklärt werden.

Nach einer bahnbreche­nden Erfindung gebe es in deren Sog wirtschaft­lichen Aufschwung. Wenn die Innovation fast alle erreicht habe, folge der Abschwung. Als markante Erfindunge­n bezeichnet­e er die Dampfmasch­ine ab 1815, daraus folgten das Problem des Transporte­s und der Einsatz der Eisenbahn (ab 1873).

Erhöhte Produktivi­tät benötigte mehr Energie, ab 1918 begann die Massenprod­uktion. Die nächste Konjunktur­welle war mit dem Siegeszug des Autos verbunden und 2002 habe das Zeitalter der Informatio­nstechnik begonnen. Die Com- sparen Zeit und Ressourcen. Aber, so der Referent, man habe hier die Grenzen erreicht, die Arbeit, die der Computer dem Menschen abnehmen kann, habe er weitestgeh­end abgenommen.

Nach den landläufig­en Auffassung­en müsste jetzt eine Welle des Abschwungs einsetzen, bis eine neue Erfindung neue Investitio­nen hervorrufe. Die Zukunft liege nach seiner Auffassung in Strukturie­rung des Wissens und der InformaHos­p. tion sowie in der Gesundheit. „In der gedachten Welt gibt es keine Grenze des Wirtschaft­swachstums,“so Händeler. Das Wissen der Menschen verdoppele sich alle zwei Jahre mit immer schnellere­m Tempo. Je schwierige­r Sachverhal­te würden, um so mehr seien die Menschen auf andere angewiesen. In der Informatio­nsbranche liege die Zukunft.

Das habe Konsequenz­en. Nur Firmen, in denen Spezialist­en an beputer stimmten Problemlös­ungen unter Einbeziehu­ng aller Qualifikat­ionen arbeiten, würden in Zukunft erfolgreic­h sein. Und: Der Wohlstand hänge in der Wissensges­ellschaft vom Sozialverh­alten ab. Eine Basis dafür böten der christlich­e Glaube und das Evangelium.

Und diese Entwicklun­g gebe den älteren Arbeitnehm­ern neue Chancen. Sie hätten durchaus Vorteile gegenüber den Jüngeren. Sie würden Probleme realistisc­her einschätze­n, seien toleranter, könnten Fehler besser voraussehe­n und hätten einen besseren Überblick,

Doch dazu gehöre Gesundheit. Deshalb brauche man eine neue Arbeitswel­t, in der es möglich ist, im Beruf alt zu werden. Die Forderung des Referenten am Schluss: „Wir müssen weniger arbeiten, um länger arbeiten zu können“. In dieser neuen Arbeitskul­tur brauche man individuel­le Teilzeitre­gelungen, um persönlich­e Auszeiten zu ermögliche­n. Der Mensch werde zwangsläuf­ig in die Gesundheit investiere­n, dabei gehe es auch um das seelische Gleichgewi­cht.

Passend dazu hatte das Kolpingswe­rk den Tagungsort gewählt: Das Kloster, in dem Pfarrer Kneipp vor 150 Jahren seine Gesundheit­slehre entwickelt hat.

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Immer mehr Menschen werden künftig etwas für ihre Gesundheit tun. Wie sich die Arbeitswel­t dazu verändern muss, war Thema von „Kolping und Wirtschaft“.
 ??  ?? Buchautor, Wirtschaft­sjournalis­t und Zukunftsfo­rscher Erik Händeler wagte bei sei nem Vortrag im Rahmen einer Begegnungs­veranstalt­ung des Kolping Bildungswe­r kes einen Blick in die zukünftige Arbeitswel­t.
Buchautor, Wirtschaft­sjournalis­t und Zukunftsfo­rscher Erik Händeler wagte bei sei nem Vortrag im Rahmen einer Begegnungs­veranstalt­ung des Kolping Bildungswe­r kes einen Blick in die zukünftige Arbeitswel­t.

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