Tiefe Sorgenfalten bei den Blasmusikern
ASM Der Bezirk 10 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes fordert eine landkreisweite Musikschule und sieht sich im Nachteil gegen kommunal geförderten Musikunterricht: „Sind Kinder auf dem Land weniger wert?“
Siebnach Der Allgäu-Schwäbische Musikbund steht vor großen Herausforderungen: Deutlich sinkende Mitgliederzahlen machen den Verantwortlichen des ASM-Bezirks 10, zu dem auch der Landkreis Unterallgäu gehört, ernste Sorgen. Darüber könnten auch die anhaltenden Erfolge der Musikerinnen und Musiker nicht mehr länger hinwegtrösten, betonte Bezirksvorsitzender Andreas Schuster bei der Generalversammlung in Siebnach: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“.
Die Vertreter von 48 Mitgliedskapellen mit insgesamt fast 2300 Musikerinnen und Musikern des ASM-Bezirk 10 trafen sich im Gasthaus Kreuz in Siebnach zu ihrer turnusmäßigen Generalversammlung. Andreas Schuster stolz: „Was wäre unsere Region ohne die Klänge der heimatlichen Blasmusik?“So könne der ASM-Bezirk 10 von vielen Aktivitäten und Projekten für die Vereine, für die Jugend und für die ältere Generation berichten.
Im Zentrum standen dabei die alljährlich stattfindenden Wertungsspiele auf einem sehr hohen musikalischen Niveau und die beiden Bezirksjugendorchester BJBO und BJBO-Youngstars. „Zu einem absoluten Aushängeschild des Bezirks 10 hat sich das erste original Bezirksoldieblasorchester BOBO entwickelt“, freute sich Andreas Schuster. Ein Highlight dieses Orchesters war im vergangenen Jahr die Teilnahme am deutschen Seniorenorchestertreffen in Bad Kissingen, wobei das BOBO unter Leitung von Martin Jall mit seinen über 60 aktiven Mitgliedern eine führende musikalische Rolle übernommen habe, so Schuster.
Diese Erfolge dürfen laut Schuster aber nicht über die ernsten Sorgen hinwegtrösten, die den ASM- Bezirks 10 beschäftigen: „Deutlich sinkende Mitgliederzahlen der aktiven Musiker und Musikerinnen bei den bis 18-Jährigen lassen die Sorgenfalten der Bezirksvorstandschaft des Bezirks 10 im Allgäu-Schwäbischen Musikbund spürbar wachsen“, machte Schuster deutlich.
Konnte dieser Rückgang in den vergangenen Jahren noch mit einer Zunahme bei den älteren Musikern und vor allem bei den Musikerinnen kaschiert werden, lassen sich jetzt die deutlichen Rückgänge nicht mehr wegdiskutieren, so Schuster besorgt.
Dies liegt laut dem Bezirksvorsitzenden Andreas Schuster hauptsächlich an vier Faktoren: „Die geburtenschwachen Jahrgänge schlagen voll durch“, so Schuster. Dadurch „sind einfach nicht mehr so viele Jugendliche und Kinder da“. Ein Problem sei auch das geänderte Schulsystem mit Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung, das den Kindern kaum noch Zeit für Musikunterricht lasse. Zudem beginne der Musikunterricht inzwischen zu spät und Kinder würden viel zu spät mit der Musik in Berührung gebracht, bedauerte der ASM-Bezirksvorsitzende.
Zudem sind seiner Meinung nach die Kosten für qualifizierten Musikunterricht unverhältnismäßig hoch, so Schuster: „Vor allem im ländlichen Bereich“.
Schuster nahm daher kein Blatt vor den Mund: „Wenn wir unsere 48 Musikkapellen im Bezirk 10 und wenn wir unsere über 110 Musikkapellen im Landkreis Unterallgäu so erhalten wollen, wenn wir unsere heimatliche Kultur bewahren wollen, dann müssen wir gemeinsam aktiv werden und unseren Musikunterricht flächendeckend auf neue Beine stellen.“Das könne nur eine Organisation wie etwa eine landkreisweit organisierte Musikschule leisten. Kreisrat Rudolf Jackel stimmte dem zu: Musikunterricht müsse flächendeckend, gleichwertig und gerecht angeboten werden: „Es darf nicht sein, dass Eltern für Kinder auf dem Land deutlich mehr für gleichwertigen Musikunterricht bezahlen, als Eltern in der Stadt, wo es kommunal geförderte Musikschulen gibt“, so der Kreisrat, der noch eins drauf setzte: „Sind Kinder auf dem Land weniger wert als Kinder in der Stadt?“
Schuster und Jackel wollen sich weiterhin massiv für die Gründung einer landkreisweit organisierten Musikschule einsetzen und alles dafür tun, dass Musikunterricht im Unterallgäu flächendeckend, gleichwertig, gerecht und sozial verträglich angeboten werde.
Die Wertungsspiele 2017, in der Organisation der Bezirksvorstandschaft zusammen mit der Musikkapelle Pfaffenhausen stehen kurz bevor. Anfang April werden 17 Orchester teilnehmen, unter anderem aus Lichtenstein und Vorarlberg, um sich im musikalischen Wettstreit in der Dreifachturnhalle in Pfaffenhausen zu messen.
Musikunterricht soll „gerecht und sozial verträglich sein“