Sozialwohnungen: Gemeinde will keine Privat Investoren
Gemeinderat Der Verkauf der 20 gemeindeeigenen Wohnungen ist jetzt beschlossene Sache. Eine Wohnungsbaugenossenschaft aus dem Landkreis soll endgültig den Zuschlag bekommen haben
Türkheim Am Ende ging es dann ganz schnell: Der Marktgemeinderat hat jetzt hinter verschlossenen Türen den Verkauf der 20 gemeindeeigenen Wohnungen im Auenweg und in der Laternenstraße an eine Wohnungsbaugesellschaft aus dem Landkreis wasserdicht gemacht. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, hinter vorgehaltener Hand erfuhr die Mindelheimer Zeitung
aber von Beteiligten, dass der Gemeinderat damit einen Schlussstrich unter die zuletzt heftigen Diskussionen ziehen wollte.
Damit haben sich die Verantwortlichen auch gegen einen Verkauf an Privat-Investoren entschieden. Wie die erfuhr, lag dem Gemeinderat mindestens ein Angebot eines Türkheimers vor, der die Gebäude kaufen wollte. Doch dazu kam es nicht, obwohl dieser sogar einen höheren Kaufpreis geboten haben soll als das unterschriftsreife Angebot, das die Wohnbaugenossenschaft den Türkheimern vorgelegt hatte. Dem Vernehmen nach soll der Kaufpreis bei rund 800 000 Euro liegen. Eine offizielle Bestätigung dafür war bislang nicht zu bekommen.
Nachdem der geplante Verkauf von der öffentlich gemacht worden war, gingen die Wogen in Türkheim hoch, was sich nicht zuletzt auch in massiven Protesten bei den Bürgerversammlungen in Türkheim und Irsingen zeigte
Die Kritik am Verkauf wollte nicht verstummen und die Verantwortlichen im Rathaus – allen voran Bürgermeister Christian Kähler und Kämmerer Claus Hiemer – mussten sich auch bei den Bürgerversammlungen den geballten Zorn einiger Wortführer anhören, die nach wie vor vehement gegen den Verkauf der Sozialwohnungen kämpfen. Heinrich Attenberger wetterte bei der Bürgerversammlung im Rosen-Saal: „Die Gemeinde verkauft ihr Tafelsilber.“Hauptargument für den Verkauf war damals, dass die Gemeindeverwaltung nicht über das Know-how verfüge, um die maroden Wohnungen zu verwalten und zu sanieren. Stattdessen sollten in Zukunft Profis die in die Jahre gekommenen Gebäude sanieren und vermieten, warb Bürgermeister Christian Kähler im Gemeinderat und bei den Bürgerversammlungen für den Verkauf an eine Wohnungsbaugenossenschaft. Nachdem in den vergangenen Jahren nichts unternommen worden sei, bestehe jetzt laut Bürgermeister Christian Kähler „dringender Handlungsbedarf“, um schnell eine „sozialverträgliche Lösung“zu finden.
Für Kähler stand jedenfalls fest, dass diese Aufgaben bei einer Baugenossenschaft mit der entsprechenden Erfahrung besser aufgehoben ist als bei seiner Rathausverwaltung: „Uns fehlen das wohnwirtschaftliche Know-how und das Personal“, machte Kähler im Vorfeld der Entscheidung deutlich. Eine neue Diskussion um Sinn und Unsinn des Verkaufs wollte auch in der nichtöffentlichen Sitzung keiner der Räte mehr anzetteln. Es ging letztlich vor allem um die Grundsatzentscheidung, ob die Sozialwohnungen in den Händen einer Baugenossenschaft besser aufgehoben seien als bei einem privaten Investor.
Und da war sich die Ratsmehrheit einig: Ein Privat-Investor komme nicht infrage, da die Gemeinde dann keine Einflussnahme mehr auf die weitere Entwicklung der Sozialwohnungen und den Umgang mit den Mietern mehr habe.