Wunderbar, erschütternd, besänftigend
Konzert Das Requiem von Johannes Brahms in der Erlöserkirche zum Lutherjahr
Bad Wörishofen Johannes Brahms schrieb „Ein deutsches Requiem“für Sopran- und Bariton-Solo, für Chor und Orchester. Er wuchs im evangelisch-lutherischen Hamburg auf und wählte für sein Requiem Texte aus dem Alten und Neuen Testament.
Die Gäste in der Erlöserkirche hörten dieses große Werk nicht nur, sie erlebten es und waren davon sehr beeindruckt. Kantorin Tanja Schmid und Gesamtleiterin der Aufführung hatte ein Requiem ausgesucht, das durch die Interpretation und Intensität sowohl die Solisten (Heike de Young mit ihrem klaren Sopran und Kai Preußker mit seiner warmen Baritonstimme), die Chormitglieder und das Orchester zu Höchstleistungen brachte.
Für Johannes Brahms war die Fassung der Lutherbibel maßgebend. Sein Requiem sollte keine Trauermusik sein, sondern Trost spenden, eine von Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden. Schon der Beginn des ersten Satzes lautet: „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen ge- werden“(Matthäus 5,4). Im 5. Satz heißt es nach Jesaja 66, 13: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“In Satz VI lässt er den Chor triumphierend fragen: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“(1 Korinther 15, 51.52.54.55). Clara Schumann schrieb an Johannes Brahms, nachdem sie die Sätze VI und VII erhalten hatte: „… sagen muss ich Dir noch, dass ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes.
Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend. Ich kann’s, wie du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann es auszusprechen. … Ach könnte ich es hören, was gäb ich wohl darum…“
Dass die Mitglieder des Projektchores von der Arbeit an diesem Werk tief beeindruckt waren, zeigten ihre Aussagen. So sagte Gundolf Schattenmann, ehemaliger Pfarrer der Erlöserkirche, nun Sänger im vierstimmigen Projektchor, Stimmlage Bass, dass ihn beim Singen die Erinnerung an seine verstorbene Frau tief bewegt hätten. Dieses Requiem sei das schwierigste Chorwerk, das er gesungen habe.
Es habe ihn emotional persönlich sehr bewegt. Es zeige die tiefe Frömmigkeit des Protestanten Johannes Brahms. Das Werk beinhalte sehr dramatische Stellen. Teilweise sei in rund 15 Terminen am Stück geprobt worden. Das sei auch nur möglich gewesen, weil Männer- und Frauenstimmen auch getrennt probten.
Die Männerstimmen habe zum Teil der erfahrene Chorleiter Hellmut Stolz übernommen. Eike Reifgerste, Stimmlage Alt, sagte nach der Aufführung, sie habe gerade das vorletzte Stück, Satz VI, besonders mitgenommen. Das Werk sei von Anfang an sehr intensiv. Erst langsam falle die Anspannung von ihr ab. Das bestätigte auf Peter Schötröstet nauer, Stimmlage Tenor. Er betrachtete es als Glück, dass er das mitsingen durfte. Erst bei der Generalprobe sei das Orchester dabei gewesen. Das sei doch noch ganz anders.
Er müsse das Gewesene nun erst einmal ausklingen lassen um zur Normalität zurückzukehren. Manuela Wastian betonte die „Engelsgeduld“von Tanja Schmid bei den Proben. Die sei unendlich gewesen und immer tröstend. Sie hätte oft gesagt: „Das schaffen wir schon. Wir kriegen das zusammen hin. Ich bringe euch dahin, dass es klappt.“Manuela Wastian sagte, die Gäste wüssten ja nicht, dass es nur eine einzige Probe mit dem Orchester gegeben habe.
Es sei eine große Herausforderung gewesen. Es müsse ja alles mit allem genau aufeinander abgestimmt sein, und das habe Tanja Schmid hervorragend gemeistert. Das überzeugte auch das Publikum mit mehrmaligem, anhaltendem Applaus.
Und die nächsten Projekte? Die seien, so Tanja Schmid, für Weihnachten und für das kommende Jahr angedacht und in Planung.