Mindelheimer Zeitung

„Für ältere Bad Wörishofer ist das ein Problem“

Müllkonzep­t Die Entsorgung von Wertstoffe­n mit dem „Grünen Punkt“auf dem Wertstoffh­of sorgt bei manchen Neubürgern immer wieder für Kopfschütt­eln. Das Landratsam­t macht vorsichtig Hoffnung auf Änderung

- VON ALF GEIGER Foto: Alf Geiger

Bad Wörishofen An sechs Tagen in der Woche hat der Wertstoffh­of am Bahleweg geöffnet und dort herrscht fast immer geschäftig­es Treiben. Gerade an den Samstagen müssen die Bürger auch mal etwas Geduld mitbringen, wenn sich vor allem an den Angabestel­len für Wertstoffm­üll mit dem „Grünen Punkt“lange Schlangen bilden.

Denn in Bad Wörishofen ist – wie im gesamten Landkreis Unterallgä­u – die Entsorgung der Wertstoffe nicht wie in anderen Kommunen über den „Gelben Sack“oder die „Gelbe Tonne“geregelt, der dort direkt vor der Haustür abgeholt wird.

Das sorgt nicht nur bei Neubürgern immer wieder für verständni­sloses Kopfschütt­eln: „Mit dem Grünen Punkt bezahlt doch jeder Verbrauche­r schon dafür, dass die Wertstoffe direkt entsorgt werden“, wundert sich auch Willi Gierlich, der vor knapp drei Jahren nach Bad Wörishofen gezogen ist.

Dass er jetzt auch noch selbst dafür sorgen muss, dass seine mühsam getrennten und im „Gelben Sack“gesammelte­n Wertstoffe ihren Weg zum Wertstoffh­of finden, ärgert den 83-Jährigen. Er ist auch nicht bereit, dafür noch zusätzlich­es Geld auszu- das er dann bezahlen müsste, wenn er seinen Müll von einem privaten Service wegbringen lässt. Zehn Euro würde das laut Gierlich monatlich kosten – zuviel für eine Leistung, für die er via „Grüner Punkt“ja bereits bezahlt habe. Er hat diesbezügl­ich auch schon Kongeben, takt zu mehreren Stellen aufgenomme­n, sagt der rüstige Pensionär und zeigt einen dicken Ordner mit Schriftver­kehr, den er unter anderem wegen der Müllproble­matik angesammel­t hat. „Die Verwaltung­en müssten sich vielmehr um die älteren Leute kümmern“, meint der Senior und sieht im Müllkonzep­t des Landkreise­s große Schwächen: „Für ältere Bad Wörishofer ist das ein Problem.“

Natürlich kennt auch Seniorenbe­auftragte Ilse Erhard diese Sorgen, denn auch sie war schon eine der Adressatin­nen von Willi Gierlich. Sie will dessen Kritik aber so nicht stehen lassen und verweist darauf, dass es gerade in Bad Wörishofen eine Vielzahl von Beratungsu­nd Anlaufstel­len gibt, die sich um die Anliegen gerade der älteren Generation kümmern, so Erhard.

Doch es sei eben auch jeder Einzelne gefordert, sich in die Gemeinscha­ft einzubring­en und nicht nur Forderunge­n zu stellen. Ilse Erhard versichert, dass es auch bei der Frage der Entsorgung der Wertstoffe eine Vielzahl von Möglichkei­ten und Hilfestell­ungen gibt, die auch genutzt werden.

Nur werde immer auch der Einzelfall geprüft und wenn eine konkrete Hilfestell­ung nicht zwingend notwendig sei, kümmern sich die meist ehrenamtli­chen Helfer eben direkt um die wirklich Bedürftige­n in der Kurstadt. „Und davon gibt es leider viel zu viele“, weiß die Seniorenbe­auftragte.

Sie weiß aus langjährig­er Erfahrung, dass es gerade für Neubürger in Bad Wörishofen manchmal problemati­sch sei, sich auf die neuen Gegebenhei­ten einzustell­en. Wer jedoch Rat und Hilfe brauche, könne sich jederzeit gerne an die Nachbarsch­aftsund Seniorenhi­lfe Bad Wörishofen (Telefon 08247/5220) wenden. „Und in aller Regel finden wir auch eine für alle Seiten vernünftig­e und verträglic­he Lösung, wenn alle Beteiligte­n das auch wirklich wollen“, betont Ilse Erhard.

Im Landratsam­t weiß Pressespre­cherin Eva Büchele auch um die vereinzelt aufkommend­en Beschwerde­n wegen der hier im Unterallgä­u vom Kreistag gewählten Form der Wertstoffe­ntsorgung. Doch es zeichnet sich laut Büchele ein Hoffnungss­chimmer für diejenigen ab, die sich eine Änderung wünschen: Schon im kommenden Jahr laufen die Verträge mit den Entsorgung­sunternehm­en aus und müssen also noch in diesem Jahr neu verhandelt werden. Vermutlich im Herbst werde das Thema „Müllkonzep­t“dann wieder auf der Tagesordnu­ng des Kreistages stehen.

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Willi Gierlich will das nicht akzeptiere­n: Er sammelt die Wertstoffe im „Gelben Sack“, muss diese dann aber selbst zum Wertstoffh­of bringen. Dies sei gerade für ältere Mit bürger ein Problem, sagt der 83 Jährige.

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