Erst informieren, dann entscheiden
Zum Artikel „Lösung für Fundtiere“vom 15. April 2017: „Unter der Annahme, dass ein entlaufener Hund kommt, den man in diese eine Box steckt, dessen Halter man rasch ermitteln kann und der dann auch noch nachträglich gerne vollumfänglich für die Kosten aufkommt, ist das eine pfiffige Idee!
Ehemals im Vorstand des Tierheims MM weiß ich, dass die Praxis anders aussieht: Oft kommen auf einen Schlag mehrere Katzen – alleine die Ausstattung zur fachgerechten Quarantäne kostet ein paar tausend Euro, zuzüglich Behandlungskosten. Das Katzengehege muss in sicherer Entfernung von der Quarantänestation sein, überall sind Hygiene und Sauberkeit vorgeschrieben. Von solchen Vorbesitzern ist in der Regel nichts zu holen. Einige Hunde von z.B. verstorbenen Besitzern bleiben teils jahrelang, weil sich eben nicht für jeden Hund gleich wieder eine Familie findet. Artgerechte Unterbringung ist übrigens bei einem Hund je nach Größe mindestens ein Zwinger mit sechs bis zehn Quadratmetern. Erleidet ein Fundtier mangels ordentlicher Unterbringung einen Schaden, ist das ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Zur Tussenhausener „Rechnung“: Schon nach drei Monaten Unterbringung eines Fundtieres übersteigen die Gesamtkosten die normale Umlage. Wie sind hier die Kosten für die Untersuchungen und ggf. Behandlungen kalkuliert? Es bleibt Tussenhausen und insbesondere dem Hundezüchter zu wünschen, dass sie von solchen Herausforderungen verschont bleiben. Wir wünschen uns von den Gemeinderäten dort und überall, wo der eine Euro pro Bewohner pro Jahr offensichtlich so ein großes Problem ist, dass sie VOR solchen Beschlüssen ihr zuständiges Tierheim besuchen, sich über den Umfang der dort erbrachten Leistungen zu dieser öffentlichen Pflichtaufgabe (!) umfassend informieren – und erst dann entscheiden.
So lange sich einige Gemeinden derart aus der solidarischen Verpflichtung entziehen, bleibt die Last bei denen hängen, die sich dieser sprichwörtlichen Notwendigkeit stellen: z.B. Bad Wörishofen, Türkheim, Mindelheim und Kaufbeuren.“Alexander Siebierski, Bad Wörishofen