Ein halbes Jahrhundert
Breitensport Der Bad Wörishofer Max Stempfle macht heuer sein 50. Sportabzeichen ohne Unterbrechung. Zusammen mit Walter Häusl ist er der Gründungsvater einer eigenen Abteilung
Bad Wörishofen Sie sind das, was man als Inbegriff ehrenamtlicher Tätigkeit bezeichnen könnte. Max Stempfle und Walter Häusl haben vor 50 Jahren die Abteilung Sportabzeichen im TSV Bad Wörishofen mit gegründet und diese gemeinsam auch rund 35 Jahre geleitet. Anlass dafür war die Eröffnung des neuen Stadions am Unteren Hart im Jahre 1967.
Der Bayerische Landessportverband (BLSV) schrieb damals den TSV Bad Wörishofen an: Es wurde jemand gesucht, der diese Aufgabe übernehmen könnte – und beide stellten sich zusammen mit Peter Immerz zur Verfügung. Dass daraus so etwas wie eine Lebensaufgabe werden würde, haben die Beiden damals nicht geahnt, wie sie im Gespräch betonten. Max Stempfle zeichnet aber noch eine weitere Besonderheit aus: Seit diesem ersten Jahr hat er selbst das Sportabzeichen jedes Jahr abgelegt und wird dies heuer im Sommer das 50. Mal machen.
Dabei begnügte er sich jedoch nicht nur mit dem Deutschen Sportabzeichen, sondern absolvierte daneben auch noch das anspruchsvollere bayerische Abzeichen und einige Male sogar das österreichische, das in der Kneippstadt ebenfalls angeboten wird. Nachdem das Bayerische Abzeichen vom Verband abgeschafft wurde, bietet die Kneippstädter Abteilung jetzt zusätzlich ein an. Was beim Gespräch sowohl mit Walter Häusl, der zwischendurch auch vier Jahre lang Vorsitzender des gesamten TSV Bad Wörishofen war, als auch mit Max Stempfle jedoch besonders auffällt, ist ihre Zufriedenheit, die sie bei ihren Erzählungen ausstrahlen. Kein Frust oder Klagen über die unzähligen Stunden, die sie für ihre Aufgabe aufgewendet haben. Stattdessen viel Freude und Dankbarkeit für das Erlebte. „Es war einfach eine schöne Zeit und wir Sportabzeichen abzulegen. Natürlich wollten die meisten ihre Urkunde und Plakette auch gleich mit nach Hause nehmen. Und so kam es schon mal vor, dass sie auch am Vormittag noch schnell nach Augsburg fuhren, um für den Gast dort die Urkunde persönlich unterschreiben zu lassen.
Auch andere Anekdoten wissen sie zu erzählen. „Einmal nahmen wir bei einem Gast die Radprüfung ab. Er fuhr die zehn Kilometer zur Hammerschmiede und wieder zurück. Aber als wir hier auf ihn warteten, kam er nicht an und wir machten uns schon Sorgen. So fuhren wir mit dem Auto Richtung Süden. Der Gast meinte dann, dass er ja noch gut in der Zeit war und sich deshalb die schöne Kirche in Schlingen noch angeschaut habe.“Ein anderer Kurgast habe einmal sein Auto beim Kurheim abgestellt, die Koffer ausgeladen und sich sofort auf den Weg zum Sportplatz gemacht. Das Gepäck und das Auspacken der Koffer hatte er der Frau überlassen.
Noch heute hat vor allem Max Stempfle zu vielen Gästen von damals Kontakt. Die Kurgäste machten früher oft einen großen Anteil der Abnahmen aus. Unter den insgesamt 4500 Abnahmen waren einmal 2000 Gäste dabei. Viele von ihnen kamen eigens von weit angereist, um ihre Auszeichnungen beim Sportabzeichen-Festabend im Herbst in Empfang zu nehmen. Walter Häusl und Max Stempfle hatten diesen mit attraktivem ProKneipp-Fitness-Abzeichen gramm eingeführt. Die Anforderungen für das Sportabzeichen waren für Max Stempfle nie ein Problem, auch heute noch nicht. Er holte im Seniorenbereich 19 schwäbische Meisterschaften in der Leichtathletik und ist auch heute noch topfit. Nachdem er die Leitung der Abteilung abgegeben hatte, war er auch noch als Prüfer tätig. Für ihre langjährigen Dienste erhielten beide vor einigen Jahren schon die Bundesverdienstmedaille für ihr Ehrenamt und von der Stadt die Verdienstmedaille für ehrenamtliche Tätigkeit. Max Stempfle wurde außerdem einmal Zweiter bei der Wahl zum Sportler des Jahres in Bad Wörishofen. Dass der TSV Bad Wörishofen in Sachen Sportabzeichen schon immer zu den führenden Vereinen in Schwaben zählt, daran haben Walter Häusl und Max Stempfle einen großen Anteil. Doch betonen sie gleichzeitig, dass sie „immer mit einem tollen Team“zusammenarbeiten konnten.
Heute sind es viele Kinder und Schulklassen, die die Zahlen der Abnahmen hochhalten. Auch das gefällt den beiden Senioren gut. Vereinzelt wurden Sportabzeichen in der Kneippstadt aber auch schon vor dem 2. Weltkrieg abgenommen. Willi Neubrand hatte damals den Prüferausweis. Den Weitsprung absolvierte man am Tennisplatz, den 100-Meter-Lauf auf einem Fußweg im Kurpark und geschwommen wurde im Waldsee oder im Sonnenbichlsee.