Stadt pumpt Millionen ins Freibad
Sanierung Sprungbecken, Rutschen, Brausen und eine neue Gaststätte gehen ins Geld. Das wird nicht ohne neue Schulden gehen, warnt der Kämmerer
Mindelheim Nächster Kraftakt der Stadt Mindelheim für alle Schwimmer: Nachdem die Kommune das Hallenbad mit Turnhalle für 7,9 Millionen Euro generalsaniert hat, brachte der Stadtrat nun einstimmig die Sanierung des Freibades auf den Weg. 7,1 Millionen Euro will die Stadt diesmal investieren. Noch ist allerdings nicht sicher, ob im Herbst 2018 oder erst ein Jahr später mit den Arbeiten begonnen werden kann.
Bürgermeister Stephan Winter war das Thema so wichtig, dass er den Stadtrat zu einer Sondersitzung zusammengetrommelt hat. „Die Sanierung des Freibades hat oberste Priorität“, formulierte Winter. Dass die Kommune die gute Finanzlage dazu nutzen werde, auch das Freibad auf Vordermann zu bringen, stand also schon im Vorfeld fest. Zu entscheiden galt die Frage, ob eine eher großzügigere oder eine bescheidenere Lösung gesucht werden soll. Es wurde die großzügigere Variante. Aber auch die Sparlösung hätte 6,5 Millionen Euro gekostet.
Die Generalsanierung des Bades am südwestlichen Rand Mindelheims war schon in den Jahren 2003 bis 2005 Thema im Stadtrat. Damals wurde das Planschbecken neu geschaffen und der Freizeitbereich im Süden erweitert.
Inzwischen besteht laut Hermann Schröther von der Bauverwaltung Handlungsbedarf speziell bei den Oberflächen der Fliesen und den technischen Anlagen. Sie seien in sehr schlechtem Zustand. Deshalb wurde das Irseer Büro Hofmann & Dietz eingeschaltet, um Konzepte für das Bad zu erarbeiten.
Wichtigste Neuerung dürfte sein, dass der Sprungturm ein eigenes Becken erhält und nicht mehr Teil des Schwimmbeckens sein wird. Die Gesamtanlage soll auch besser nach Süden hin zur Liegewiese geöffnet werden. Die Umkleidekabinen werden an den Osten als Abgrenzung zur Mindel hin verlegt. Es sollen auch mehr Umkleidekabinen angeboten werden.
Das Nichtschwimmerbecken wird mit Attraktionen wie Nackenduschen, Schaukelbucht, Schwall- und breiter Rutsche aufgewertet. Es bekommt auch einen kleineren Bereich, der sich gut für den Schwimmunterricht eignet.
Das Schwimmbecken fällt minimal kleiner aus und wird 50 mal 20 Meter groß sein. Bisher sind die Maße 50 mal 21 Meter. Bei den acht Bahnen soll es aber bleiben. Stefan Schreier vom Planungsbüro sagte, Mindelheim könne auf diesen Bahnen dann sogar schwäbische und bayerische Schwimmmeisterschaften austragen, allerdings keine deutschen.
Weitere Neuerung wird der komplette Umbau der Gaststätte sein. Die Küche wird in dem Gebäude sehr zentral angelegt werden. Die Kioske können von der Gaststätte getrennt betrieben werden. Auch Personal-WC und -Dusche werden eingebaut. Im Außenbereich wer- den neben den Freilufttischen Spielecken für Kleinkinder geschaffen.
Erneuert werden muss auch die Filterhalle. Ziel ist, das Wasser so wieder aufzubereiten, dass es chlorfrei in die Mindel eingeleitet werden kann, sagte Planer Martin Hofmann.
Die Sparvariante hätte vor allem bedeutet, dass es nur noch sechs Schwimmbahnen gegeben hätte. Das lehnten alle Stadträte unisono ab. Schon jetzt würden Schwimmverein und Wasserwacht regelmäßig eigene Bahnen beanspruchen. Manfred Salger (CSU) erinnerte auch daran, dass Mindelheim weiter wächst.
Christoph Walter (CSU) war geradezu euphorisiert von der Planung. Er sprach von einem durchdachten Konzept, er sei rundum begeistert. Die 25 Meter langen Bahbrause nen sieht er als Gewinn, weil damit Ältere besser klarkämen. Der bestehende Sprungturm sollte erhalten werden.
Roland Ahne (SPD) sprach von einer sehr schönen Aufwertung. Ihm sei vor den mehr als sieben Millionen Euro nicht bange. Max Heim (Freie) erinnerte daran, dass seine Gruppierung bereits eine eigene Veranstaltung zum Freibad organisiert hatte. Hannelore Lutzenberger (Bürgergemeinschaft), die die CSUPolitik immer wieder mal kritisch hinterfragt, schloss sich diesmal der CSU an, was bei Walter einen freudigen Zwischenruf erzeugte.
Bei aller Begeisterung hatten die Stadträte eine Frage erst nach der Abstimmung geklärt: Wann denn der Bau erfolgen kann. Weil die Firmen offenbar mit Aufträgen dick gepolstert sind, könnte es erst im Herbst 2019 losgehen - mit einem Preisaufschlag von drei bis vier Prozent pro Jahr Verzug.
Am Ende meldete sich dann doch noch eine kritische Stimme zu Wort. Es war Kämmerer Wolfgang Heimpel, dem etwas bang wurde bei der lockeren Art des Geldausgebens und namentlich Roland Ahne ansprach. Er sagte, das könne nur finanziert werden, wenn 2,5 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen und zwei Millionen Euro neue Schulden gemacht werden. Der frühere Finanzbeamte Michael Gerle (Bürgergemeinschaft) freilich senkte die Gesamtsumme gleich wieder um eine Million Euro mit dem Hinweis, dass die Stadt die Umsatzsteuer ja wieder zurückbekomme. Unter dem Strich also kommt die Stadt beim Freibad mit gut sechs Millionen Euro davon. »Kommentar