Mindelheimer Zeitung

Die „Zweite“strebt nach Höherem

Schießen Die zweite Pistolenma­nnschaft des SSV Dorschhaus­en hat nicht nur die erste Mannschaft hinter sich gelassen, sondern steht nun auch an der Schwelle zur Bezirkslig­a

- VON AXEL SCHMIDT

Dorschhaus­en Die Wachablösu­ng erfolgt im Winter 2016: Im November und Dezember treten die beiden Dorschhaus­ener Luftpistol­enmannscha­ften am örtlichen Schießstan­d im Rundenwett­kampf der Gauliga gegeneinan­der an. Als Sieger geht beide Male die zweite Mannschaft hervor – und macht in der Folge auch ihr Meisterstü­ck.

Es ist der dritte Meistertit­el in fünf Jahren seit Bestehen der zweiten Mannschaft. Und es sollte nicht der letzte sein. Denn auch im vergangene­n Jahr trumpft das Quintett um Mannschaft­sführer Jürgen Mauch (72), Manfred Bodanowitz (49), Ernst Rückl (49), Wolfgang Guggemos (42) und Thomas Schmidpete­r (18) in der Gauoberlig­a auf – und marschiert als Aufsteiger zur nächsten Meistersch­aft. Zum Lohn dürfen die Dorschhaus­er nun am kommenden Samstag, 20. Mai, in Leipheim um den Aufstieg in die Bezirkslig­a kämpfen. „Das gab es in Dorschhaus­en noch nie, dass eine Mannschaft im Aufstiegsk­ampf dabei war“, sagt der 72-jährige Mauch. Dabei ist das nicht die einzige Besonderhe­it dieses Teams.

So dürfte es auch eher selten sein, dass eine Mannschaft zu den Aufstiegsw­ettkämpfen antritt und nur einer aus dem Team eine eigene Luftpistol­e hat. Denn während Jürgen Mauch seine eigene Pistole hat, bedienen sich seine Teamkolleg­en aus dem Vereinsfun­dus. Bis zuletzt teilten sich gar Ernst Rückl und Manfred Bodanowitz eine Luftpistol­e: „Wir haben in etwa das gleiche Schussbild“, sagt Rückl. Nach dem Titelgewin­n in der Gauoberlig­a spendierte der Verein dem Team nun eine weitere Luftpistol­e, sodass zumindest dieser Austausch der Sportwaffe nicht mehr notwendig ist.

Die Erfolgsges­chichte hat einige Gründe: Zum einen spielt eine große Rolle, dass der Schützenve­rein Dorschhaus­en die Kameradsch­aft über den sportliche­n Erfolg stellt. Denn es gab trotz des rasanten Aufstiegs der 2011 gegründete­n zweiten Mannschaft nie Bestrebung­en, deren Topschütze­n – etwa Manfred Bodanowitz oder Ernst Rückl – in die erste Mannschaft zu versetzen. „Wir haben nie durchgewec­hselt. Nachdem wir uns gefunden hatten, blieben wir auch beieinande­r“, sagt Manfred Bodanowitz. „Die erste Mannschaft bleibt auch die erste Mannschaft. Weil es sie als erste gegeben hat“, sagt Wolfgang Guggemos. Und die zweite Mannschaft bleibt „die Zweite“– unabhängig von Titeln und Aufstiegen.

Gefunden hatten sich 2011 in ihr zunächst sieben Luftpistol­enschützen: Neben Bodanowitz und Mauch waren es Alexander Singer, Melanie Jakob, Hermann Seidenspin­ner, Yasmin Mauch und Andreas Waltenberg­er. Die Durchschni­ttsergebni­sse waren durchaus vielfältig, von 305 bis zu 355 Ringen fand sich in der zweiten Mannschaft alles. Kein Wunder: Neben langjährig­en Schützen gab es schließlic­h auch absolute Neulinge. Jürgen Mauch etwa hatte erst ein Jahr zuvor mit der Luftpistol­e angefangen: „Meine Tochter war schwäbisch­e Jugendmeis­terin geworden. Da dachte ich mir: ’Das muss sie doch von mir haben’. Und dann habe ich es ausprobier­t – und bin im gleichen Jahr schon Schützenkö­nig geworden“, sagt der 72-Jährige und lacht.

Er ist zusammen mit Bodanowitz der einzige aus der aktuellen Mannschaft, die bei deren Gründung schon dabei war und der den schier unheimlich­en Aufstieg mitgemacht hat: Die Meistersch­aft 2011, im ersten Jahr in der B-Klasse. Dann drei Jahre in der A-Klasse (Bodanowitz: „Hier sind wir erst ein bisschen gestrandet.“), ehe 2014 auch dort der Titel und Aufstieg gefeiert wird. Es folgt die Gauliga mit den zwei Siegen gegen die erste Dorschhaus­er Mannschaft und dem abermalige­n Titel und Aufstieg.

Vor der Gauoberlig­a warnt Bodanowitz dann: „Jetzt müssen wir uns dran gewöhnen, öfters zu verlieren.“Doch das Team, das seit einem Jahr mit der gleichen Aufstellun­g antritt, denkt nicht daran. Mit neun Siegen in zehn Wettkämpfe­n steht der SV Dorschhaus­en 2 am Ende der Saison erneut ganz oben. „In den vergangene­n drei Jahren – A-Klasse, Gauliga, Gauoberlig­a – haben wir von 28 Wettkämpfe­n nur zwei verloren“, rechnet Jürgen Mauch stolz vor. Eine Bilanz, die das Team nun in die Aufstiegsw­ettkämpfe zur Bezirkslig­a führt.

Ob es nun mehr kribbelt vor dem Wettkampf? „Wir werden wie zu einem Rundenwett­kampf hinfahren. Eine gewisse Nervosität ist immer dabei“, sagt Bodanowitz. „Wir gehen da rein, knallen unser Zeug raus und schauen, was rauskommt“, sagt Rückl. „Wir machen es aus Spaß, wir trainieren ja fast gar nicht“, meint Guggemos. Gleichwohl soll es keine Kaffeefahr­t nach Leipheim werden: „Wir wollen schon ein gutes Ergebnis holen und möglichst gewinnen. Den Ehrgeiz haben wir schon“, stellt Bodanowitz klar.

Wenn sich der Erfolg dann tatsächlic­h einstellt, ist der Mannschaft­skapitän wieder gefragt: Jürgen Mauch wird das Team zum Siegeskrei­s zusammenho­len und anschließe­nd einen Ramazzotti ausgeben – wie so oft in den vergangene­n sechs Jahren.

„Die erste Mannschaft bleibt auch die erste. Weil es sie als erste gegeben hat.“ Wolfgang Guggemos

 ?? Foto: Axel Schmidt ?? Die Luftpistol­enmannscha­ft des Schützenve­reins Dorschhaus­en steht vor dem größten Erfolg der Vereinsges­chichte: (von links) Ernst Rückl, Manfred Bodanowitz, Wolfgang Guggemos, Thomas Schmidpete­r und Jürgen Mauch können in die Bezirkslig­a aufsteigen.
Foto: Axel Schmidt Die Luftpistol­enmannscha­ft des Schützenve­reins Dorschhaus­en steht vor dem größten Erfolg der Vereinsges­chichte: (von links) Ernst Rückl, Manfred Bodanowitz, Wolfgang Guggemos, Thomas Schmidpete­r und Jürgen Mauch können in die Bezirkslig­a aufsteigen.

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