Neue Bereitschaftspraxis
Medizin Das Mindelheimer Klinikum soll 2018 eine Bereitschaftspraxis erhalten. Wer von der Neuordnung besonders profitieren dürfte
Am Mindelheimer Krankenhaus gibt es ab 2018 eine neue kassenärztliche Bereitschaftspraxis. Was sich dadurch für Kranke ändert, lesen Sie auf
Mindelheim Die medizinische Versorgung in der Region in den Nachtstunden sowie an Wochenenden und Feiertagen wird im kommenden Jahr neu geordnet. Die fünf bisherigen Bereitschaftsgebiete Memmingen, Mindelheim/Pfaffenhausen, Bad Wörishofen, Kaufbeuren und Buchloe/Türkheim werden durch eine große Bereitschaftspraxis ersetzt. Diese wird ihren Sitz von Februar 2018 an direkt neben der Notaufnahme im Kreisklinikum in Mindelheim haben.
Alle gehfähigen und mobilen Patienten werden von diesem Datum an also ärztliche Hilfe in dieser Bereitschaftspraxis erhalten. Die diensthabenden niedergelassenen Ärzte werden nach Mindelheim kommen. Derzeit fahren die Patienten in die jeweilige Praxis des diensthabenden Arztes. Oder sie kommen gleich zur Notaufnahme des Krankenhauses, die dafür aber gar nicht vorgesehen ist.
Zusätzlich wird es einen Fahrdienst für alle Patienten geben, die nicht in der Lage sind, die Bereitschaftspraxis aufzusuchen. Der Fachreferent für Notdienste Südbayern bei der Kassenärztlichen Vereinigung KV, Hannes Bachetzky, sagt, dieser Fahrdienst müsse ein größeres Gebiet abdecken. Für Patienten könne das längere Wartezeiten bedeuten. Bei einem akuten Notfall würde aber ohnehin der Notarzt alarmiert. Und die Patienten werden noch häufiger als heute schon auf einen Arzt treffen, der sie bisher noch nicht behandelt hat.
Bachetzky spricht insgesamt von einer „Win-Win-Situation“für Mediziner, Patienten und das Krankenhaus. Das Klinikum hat den Vorteil, dass mit der neuen Praxis die Notaufnahme entlastet wird. Sollte tatsächlich größere medizinische Hilfe notwendig sein, stünde sofort der Apparat eines leistungsfähigen Krankenhauses bereit. Das ist der Gewinn für die Patienten. Die Mediziner wiederum werden spürbar bei den Bereitschaftszeiten entlastet. Diese Vorteile teilt auch Klinikumsvorstand Franz Huber.
Besonders belastet sind derzeit die Vertragsärzte aus Bad Wörishofen. Jeder von ihnen muss pro Jahr 530 Stunden Bereitschaftsdienst leisten. Mit der neuen Struktur lassen sich diese Zeiten auf 70 Stunden im Jahr senken, sagt Bachetzky.
Die hohen Bereitschaftszeiten waren laut Kassenärztlicher Vereinigung in der Vergangenheit immer wieder Hindernis, dass sich junge Ärzte auf dem Land niedergelassen haben. In Großstädten mit der vergleichsweise hohen Ärztedichte trifft es den einzelnen Arzt seltener. In Bad Wörishofen ist die Belastung auch deshalb besonders hoch, weil sich in den vergangenen Jahren einige Mediziner aus dem System der Kassenärzte zurückgezogen haben und nur noch Privatpatienten behandeln.
Ein erheblicher Teil der niedergelassenen Ärzte wird in den nächsten Jahren den Ruhestand antreten. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass sich junge Ärzte für eine Praxis auf dem Land begeistern. Neben Förderprogrammen sind es ganz besonders die dann deutlich gesenkten Bereitschaftszeiselbst ten, die die Jungärzte locken könnten, hofft Bachetzky. Laut KV sind es rund 250 Ärzte, die sich in den fünf Bereitschaftsgebieten die Dienstzeiten teilen. Von Februar 2018 an werden sie die Räumlichkeiten in Mindelheim nutzen. Dazu wird die KV mit dem Krankenhaus noch einen Vertrag über die Miethöhe und die Reinigung schließen.
Neben Mindelheim wird es große Bereitschaftspraxen in Kaufbeuren und Memmingen geben, die die ganze Woche in Betrieb genommen werden. Mindelheim wird voraussichtlich nur mittwochs, freitags sowie an Samstagen, Sonntagen sowie an Feiertagen besetzt sein. Grund ist, dass für die Kreisstadt des Unterallgäus eher nicht so hohe Patientenzahlen vermutet werden.
Die Bereitschaftspraxis müsse wirtschaftlich betrieben werden, heißt es vonseiten der KV. Die geringeren Öffnungszeiten hält die KV für verschmerzbar, weil mit Memmingen und Landsberg zwei Bereitschaftspraxen eingerichtet sein werden, die gut über die Autobahn erreichbar sind.