Mindelheimer Zeitung

Erneut Krankheits­erreger im Türkheimer Wasser

Gesundheit Die Abkochvero­rdnung bleibt, ab Freitag wird das Wasser wieder gechlort. Bürgermeis­ter Christian Kähler sagt, nun beginne die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Was die Bürger jetzt beachten müssen

- VON MARKUS HEINRICH

Türkheim Schlechte Nachrichte­n aus Türkheim: Erneut sind im Trinkwasse­rnetz an verschiede­nen Stellen Verunreini­gungen aufgetrete­n. Für die Bürger bedeutet dies, dass wieder Chlor ins Wassernetz geleitet wird. Es handle sich um kleinste Verunreini­gungen, sagte Bürgermeis­ter Christian Kähler (CSU) am Mittwoch unserer Zeitung. Aber sie liegen über dem Grenzwert, denn der ist Null. Gefunden wurden sie in Irsingen, Berg und mitten in Türkheim. Dabei handelt es sich laut Kähler jeweils um ein oder zwei Erreger pro 100 Milliliter Wasser coliforme Bakterien. Vom Gesundheit­samt gab es dazu gestern noch keinen Kommentar, dort wartet man mit einer Bewertung noch, bis alle Ergebnisse vorliegen. Die Gemeinde hat nun keine andere Wahl, als das Prozedere erneut zu starten. Das bedeutet: Ab Freitag wird das Türkheimer Trinkwasse­r erneut gechlort. Das Chlor wird von Irsingen aus ins Netz eingespeis­t. Das bedeutet aber nicht, dass die rund 7000 Türkheimer nun aufhören können, ihr Trinkwasse­r abzukochen.

Die geltende Abkochvero­rdnung bleibe solange bestehen, bis sich ausreichen­d Chlor im Netz befindet, teilt die Gemeinde mit. „Duschen und Baden sind möglich, jedoch soll möglichst kein Wasser geschluckt werden“, heißt es weiter. Bis ausreichen­d Chlor im Netz ist, werde es vermutlich zehn bis 14 Tage dauern, sagt Kähler. Dass es nun von vorne losgeht, damit hat auch der Bürgermeis­ter nicht gerechnet, wie er gestern einräumte. „Wir dachten, das wäre jetzt erledigt“, sagt Kähler. Denn die ersten Proben nach dem Ende der Chlorung waren sauber. Alle zwei Tage werde beprobt, berichtet Kähler. Nun kam der Rückschlag.

Die Gemeinde habe zwischenze­itlich auch ein defektes Be- und Entlüftung­sventil entdeckt und repariert (wir berichtete­n), man habe sämtliche Anlagen geprüft. „Jetzt suchen wir die Nadel im Heuhaufen“, schildert Kähler das, was nun kommt. Denn bis gestern gab es keinen weiteren Anhaltspun­kt, wie die Verunreini­gungen ins Trinkwasse­r gelangen.

Lediglich die Tatsache, dass der Brunnen selbst und das Wasserwerk keine Verunreini­gung aufwiesen, lasse darauf schließen, dass die Bakterien „unterwegs“ins Wasser gelangen, so Kähler. Nicht zugelassen­e Verbindung­sleitungen zwischen privaten Regenwasse­r-Zisternen und dem öffentlich­en Leitungsne­tz gelten als mögliche Ursache. Aber die Gemeinde kenne längst nicht alle Anlagen, die in Türkheim eingebaut sind, macht Kähler die Problemati­k deutlich. „Theoretisc­h hilft da nur, von Haus zu Haus zu fahren“, sagt der Bürgermeis­ter. Ob das aber rechtlich möglich und wie das mit dem vorhandene­n Personal in Türkheim überhaupt zu bewältigen wäre, sei derzeit völlig unklar, so Kähler. Diese Dinge würden nun in den nächsten Tagen genau erörtert.

Eines macht der Bürgermeis­ter aber jetzt schon klar: Die Türkheimer sollten damit rechnen, dass die Chlorierun­g des Trinkwasse­rs keine kurzzeitig­e Maßnahme ist. Er könne sich nicht vorstellen, dass das diesmal mit vier Wochen getan ist, sagt Kähler. Eine genauere Einschätzu­ng sei derzeit aber nicht möglich.

Auch im Landratsam­t bat man am Mittwoch noch um etwas Geduld, was eine Bewertung der neuen Situation angeht. Noch liefen in Türkheim die Untersuchu­ngen des Wassers. Das macht das Landratsam­t nicht selbst, hier sind externe Spezialist­en am Werk. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, könne man Genaueres sagten. Dass die Suche nach der Ursache so schwierig ist, führt man im Gesundheit­samt auch darauf zurück, dass Türkheim ein „riesiges Wassernetz mit vielen älteren Leitungen“unterhalte.

Nachdem die Nachricht gestern bekannt wurde, gab es auch erste Reaktionen auf der Facebook-Seite der Mindelheim­er Zeitung. Einige äußerten ihren Unmut. Eine Nutzerin schilderte, dass es auf Dauer nicht wirklich möglich sei, in einem Haushalt mit acht Personen das Trinkwasse­r abzukochen. Man werde jetzt auf Flaschenwa­sser umsteigen. Die Türkheimer Wasserprob­leme dauern an, seit erstmals am 24. Februar eine erhöhte Konzentrat­ion von gesundheit­sschädlich­en coliformen Bakterien im Trinkwasse­r nachgewies­en worden ist. Sie können etwa Durchfall auslösen.

Beim Duschen möglichst kein Wasser schlucken

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Foto: Weizenegge­r Händewasch­en geht, trinken nicht: Im Türkheimer Wassernetz sind erneut coliforme Bakterien aufgetrete­n.

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