Kümmern Sie sich um Ihre Freunde!
Literaturfestival Wilhelm Schmid im Gespräch über Gelassenheit
Mindelheim Er ist Bestsellerautor, Lebenskunstphilosoph und stammt hier aus der Gegend: der Mindelheimer Gast beim zweiten Allgäuer Literaturfestival Wilhelm Schmid. „Billenhausen ist das schönste Dorf in Bayern“, gesteht der bei Krumbach aufgewachsene Professor und erntet dafür gleich den ersten Applaus. Im voll besetzten Silvestersaal lauschten über 120 Besucher gebannt dem Gespräch das dieser mit dem künstlerischen Leiter des Allgäuer Literaturfestivals, Thomas Kraft, führte. Mittelpunkt hierbei: die Gelassenheit über die Wilhelm Schmid im Jahr 2014 ein eigenes Essay herausbrachte. Das kleine Büchlein – mit dem Zusatz „Was wir gewinnen wenn wir älter werden“– , das wochenlang auf der Bestsellerliste stand, gab an diesem Abend den groben Rahmen vor, der aber auch mit sehr persönlichen Einblicken in Schmids Privatleben ergänzt wurde.
Dabei überraschte der Autor über seine freimütige Aussage über seine erste Ehe, die er in jungen Jahren einem Gastgeber und natürlich dem Publikum.
Seine Tipps für mehr Gelassenheit – hauptsächlich auch im Alter – sind vielfältig. „Denn Gelassenheit kann man lernen!“Zum Beispiel mahnt er an, dass Veränderungen in einer Partnerschaft nur dann für beide tragbar werden, wenn sich beide gut und regelmäßig austauschen. Auch ist ein wichtiger Faktor für einen schönen und geruhsamen Lebensabend – enge Freunde zu haben. „Auch wenn Sie noch nicht so alt sind wie ich: dafür müssen Sie jetzt sorgen. Kümmern Sie sich um Ihre guten Freunde!“, empfiehlt der 63-jährige Schmid.
Auch Akzeptanz bringe Gelassenheit: Schmid regt an, sich nicht über andere Meinungen zu stellen oder über gesellschaftliche Veränderungen aufzuregen, sondern sie als gegeben hinzunehmen. Die Demokratie muss nun mal auch extreme Meinungen zulassen, das müsse ausgehalten werden. Ein weiteres seiner Anliegen ist es, gelegentlich Melancholie und Schwermut zuzulassen. „Das gehört zu jedem Leben“, konstatierte Wilhelm Schmid. Beim einen mehr, beim anderen weniger, aber nur wenn man diese Phasen nicht von sich wegschiebe oder als Krankheit betrachtete, würde es den negativen Druck von einem nehmen.
Dem Publikum gefiel der Abend merklich, was sich auch an der Zahl der Besucher ablesen ließ, die sich am Ende ihre Bücher signieren ließen oder mit Wilhelm Schmid das Gespräch suchten. Auch dass Thomas Kraft so souverän und wortgewandt das Gespräch lenkte und bereicherte, wurde von den Besuchern wohlwollend bewertet.