Britische Polizisten ermitteln in Buchloe
Bei Verhören wegen Schlägerei sind auch englische Beamte dabei. Eine Premiere für beide Seiten
Buchloe So schlimm es für die Betroffenen und Angehörigen selbst ist: Eine Schlägerei gehört für Polizisten – egal ob in Deutschland oder Großbritannien zum Berufsalltag. Eine Premiere sowohl für die Buchloer Beamten als auch ihre Kollegen aus Südengland war es allerdings, so eng gemeinsam an einem Fall zu arbeiten. Im Rückblick bezeichnen sie die Kooperation aber als sehr spannend und interessant, gibt es doch viele Parallelen in der Arbeit, aber auch einige Unterschiede.
Inspector Mike Kynaston (45) und seine beiden Kollegen – Detective Constable Steven Davis (49) und Tom Alsford (40) – sind am Sonntag in Buchloe angekommen. Vorangegangen war aber eine längere Vorbereitungszeit. „Die Kollegen dachten, sie können nach Deutschland kommen und hier ermitteln“, erklärt der Buchloer Polizeichef Bernhard Weinberger. So einfach gehe das aber nicht.
Der Kontakt sei dann über die britische Botschaft in Berlin hergestellt worden. Die englischen Behörden mussten ein Rechtshilfeersuchen bei der Staatsanwaltschaft Kempten stellen. Ein Dolmetscher wurde hinzugezogen. „Die Vernehmungen darf nur ein Beamter von uns führen“, schildert der Inspektionsleiter. Dies übernahmen Peter Finkbeiner (59) und Thomas Motzer (47). Der Dolmetscher übersetz- te die Aussagen für die Detectives und diese durften dann weitere Fragen stellen. Anschließend zeigte Inspector Kynaston den insgesamt elf Jugendlichen aus dem Ost- und Un- bewegte Bilder und Videos von Tatverdächtigen. Die Vernehmungen zogen sich auch wegen des komplizierteren Prozederes zwei komplette Tage hin. Die gesamten Unterlagen werden anschließend nach England geschickt, übersetzt und dann in die weiteren Ermittlungen einbezogen. Hauptkommissar Peter Finkbeiner fand die Kooperaterallgäu tion der vergangenen Tage sehr spannend, obwohl er bereits viel Erfahrung mit ausländischen Kollegen hat. Er war nämlich bereits dreimal für ein Jahr auf Auslandseinsätzen: 1998 in Bosnien, 2009 im Kosovo und 2015 in Afghanistan. Aber eine Zusammenarbeit dieser Art war auch für ihn komplett neu.
Überrascht waren die englischen Beamten, als sie erfuhren, dass Kinder in Deutschland erst ab 14 Jahren strafmündig sind, also für Straftaten zur Verantwortung gezogen werden können. Im Vereinigten Königreich liegt die Altersgrenze bei zehn Jahren. Ein großer Unterschied zwischen den beiden Ländern ist auch die Videoüberwachung. „In England wird quasi jede Straße überwacht“, berichtet Weinberger. Das erleichtere die Ermittlungsarbeit.
Nach den zeitintensiven Vernehmungen brachten die Buchloer Polizisten den Kollegen auch bayerische Bräuche und das Allgäu näher. Ein Weißwurstfrühstück kam bei Kynaston und Alsford sehr gut an – bei Davis weniger, weil er Vegetarier ist. Er musste dann auch beim Ausflug zum Kloster Andechs und zum Tegelberg mit Obatztem vorliebnehmen, während seine Landsleute Schweinshaxn kosten durften.
Als Erinnerung der Kooperation hängt künftig das Wappen der Dorset Police in der Buchloer Polizeiinspektion.