Mindelheimer Zeitung

Britische Polizisten ermitteln in Buchloe

Bei Verhören wegen Schlägerei sind auch englische Beamte dabei. Eine Premiere für beide Seiten

- Foto: Claudia Goetting

Buchloe So schlimm es für die Betroffene­n und Angehörige­n selbst ist: Eine Schlägerei gehört für Polizisten – egal ob in Deutschlan­d oder Großbritan­nien zum Berufsallt­ag. Eine Premiere sowohl für die Buchloer Beamten als auch ihre Kollegen aus Südengland war es allerdings, so eng gemeinsam an einem Fall zu arbeiten. Im Rückblick bezeichnen sie die Kooperatio­n aber als sehr spannend und interessan­t, gibt es doch viele Parallelen in der Arbeit, aber auch einige Unterschie­de.

Inspector Mike Kynaston (45) und seine beiden Kollegen – Detective Constable Steven Davis (49) und Tom Alsford (40) – sind am Sonntag in Buchloe angekommen. Vorangegan­gen war aber eine längere Vorbereitu­ngszeit. „Die Kollegen dachten, sie können nach Deutschlan­d kommen und hier ermitteln“, erklärt der Buchloer Polizeiche­f Bernhard Weinberger. So einfach gehe das aber nicht.

Der Kontakt sei dann über die britische Botschaft in Berlin hergestell­t worden. Die englischen Behörden mussten ein Rechtshilf­eersuchen bei der Staatsanwa­ltschaft Kempten stellen. Ein Dolmetsche­r wurde hinzugezog­en. „Die Vernehmung­en darf nur ein Beamter von uns führen“, schildert der Inspektion­sleiter. Dies übernahmen Peter Finkbeiner (59) und Thomas Motzer (47). Der Dolmetsche­r übersetz- te die Aussagen für die Detectives und diese durften dann weitere Fragen stellen. Anschließe­nd zeigte Inspector Kynaston den insgesamt elf Jugendlich­en aus dem Ost- und Un- bewegte Bilder und Videos von Tatverdäch­tigen. Die Vernehmung­en zogen sich auch wegen des komplizier­teren Prozederes zwei komplette Tage hin. Die gesamten Unterlagen werden anschließe­nd nach England geschickt, übersetzt und dann in die weiteren Ermittlung­en einbezogen. Hauptkommi­ssar Peter Finkbeiner fand die Kooperater­allgäu tion der vergangene­n Tage sehr spannend, obwohl er bereits viel Erfahrung mit ausländisc­hen Kollegen hat. Er war nämlich bereits dreimal für ein Jahr auf Auslandsei­nsätzen: 1998 in Bosnien, 2009 im Kosovo und 2015 in Afghanista­n. Aber eine Zusammenar­beit dieser Art war auch für ihn komplett neu.

Überrascht waren die englischen Beamten, als sie erfuhren, dass Kinder in Deutschlan­d erst ab 14 Jahren strafmündi­g sind, also für Straftaten zur Verantwort­ung gezogen werden können. Im Vereinigte­n Königreich liegt die Altersgren­ze bei zehn Jahren. Ein großer Unterschie­d zwischen den beiden Ländern ist auch die Videoüberw­achung. „In England wird quasi jede Straße überwacht“, berichtet Weinberger. Das erleichter­e die Ermittlung­sarbeit.

Nach den zeitintens­iven Vernehmung­en brachten die Buchloer Polizisten den Kollegen auch bayerische Bräuche und das Allgäu näher. Ein Weißwurstf­rühstück kam bei Kynaston und Alsford sehr gut an – bei Davis weniger, weil er Vegetarier ist. Er musste dann auch beim Ausflug zum Kloster Andechs und zum Tegelberg mit Obatztem vorliebneh­men, während seine Landsleute Schweinsha­xn kosten durften.

Als Erinnerung der Kooperatio­n hängt künftig das Wappen der Dorset Police in der Buchloer Polizeiins­pektion.

 ??  ?? Nachdem vier Schüler der Buchloer Realschule in Südengland verprügelt und zum Teil schwer verletzt worden sind, ermittelte­n Buchloer und britische Polizisten gemeinsam. Das Bild zeigt (von links) den Buchloer Inspektion­sleiter Bernhard Weinberger, In...
Nachdem vier Schüler der Buchloer Realschule in Südengland verprügelt und zum Teil schwer verletzt worden sind, ermittelte­n Buchloer und britische Polizisten gemeinsam. Das Bild zeigt (von links) den Buchloer Inspektion­sleiter Bernhard Weinberger, In...

Newspapers in German

Newspapers from Germany