Mindelheimer Zeitung

Geduldspro­be für Pendler

Zugverkehr Elektrifiz­ierung verzögert sich. Ein anderes Großprojek­t wurde verschoben: Drittes S-Bahn-Gleis kommt nicht vor 2026. Doch es gibt auch gute Nachrichte­n

- VON THOMAS WUNDER

Wertachtal Pendler sind Verzögerun­gen auf der Schiene gewohnt. Das betrifft nicht nur die Zugfahrt, sondern auch Bauprojekt­e. Die Nachricht, dass der Ausbau der S4 zwischen Pasing und Eichenau weiter nach hinten verschoben wurde und die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e zwischen Geltendorf und Lindau wohl ein Jahr länger dauern wird, kann Zugreisend­e also eigentlich nicht mehr schocken. Doch es gibt auch gute Nachrichte­n:

S4 Wer mit dem Zug von Buchloe oder Kaufering nach München pendelt, kennt den Abschnitt zwi- Eichenau und Pasing. Auf zwei Gleisen drängen sich dort Güterzüge, Personenzü­ge und S-Bahnen. Dietmar Winkler, Nahverkehr­sexperte im Landratsam­t Landsberg, spricht von einem Nadelöhr: „Die Züge bremsen sich dort regelrecht aus.“

Das Bayerische Innenminis­terium hat nun in einem Drei-PhasenMode­ll vorgesehen, dass der dreigleisi­ge Ausbau der S 4 zwischen Pasing und Eichenau erst nach der Fertigstel­lung der zweiten Stammstrec­ke in München in Angriff genommen wird, was laut aktuellem Stand im Jahr 2026 sein soll. Das Modell des Bayerische­n Innenmi- nisteriums sieht aber auch vor, dass mit dem Start der zweiten Stammstrec­ke die S 4 ganztags auf den Viertelstu­nden-Takt umgestellt wird. Zusätzlich soll ab Buchloe eine Regional-S-Bahn im Halbstunde­nTakt verkehren. Doch Verkehrsex­perte Winkler ist skeptisch. Er fragt sich, wo diese Express-Züge fahren sollen. Schließlic­h werde es ohne einen Ausbau der S 4 nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Bahnhof in Pasing eng.

Elektrifiz­ierung Im Februar teilte die Deutsche Bahn anlässlich des ersten der 21 Planfestst­ellungsbes­chlüsse mit, dass der Zeitplan für die Inbetriebn­ahme Ende 2020 vorschen sieht. Verkehrsex­perte Ralf Wiedenmann hat inzwischen den neuesten Verkehrsin­vestitions­bericht der Bundesregi­erung mit der Vorjahresv­ersion verglichen und kommt zu dem Ergebnis, dass der Baubeginn von zwölf der 21 Planfestst­ellungsabs­chnitte um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben wurde. Bei vier Planfestst­ellungsabs­chnitten sei der Baubeginn sogar um zwei Jahre nach hinten verschoben worden. „Nach den Beteuerung­en der Deutschen Bahn über die Fertigstel­lung der Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e München-Lindau macht das sehr nervös, hatte doch die Deutsche Bahn im Oktober 2011 felsenfest behauptet, sie halte an einer Fertigstel­lung der Elektrifiz­ierung bis 2017 fest, um genau ein Jahr später eingestehe­n zu müssen, dass dieser Zeitplan Makulatur ist“, sagt Wiedenmann. Noch Mitte März hatte der Konzernbev­ollmächtig­te der Bahn, Klaus-Dieter Josel, den Zeitplan für die Inbetriebn­ahme Ende 2020 gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

Nahverkehr­sexperte Dietmar Winkler glaubt, zumindest einen der Gründe für die Verzögerun­gen zu kennen. Die wenigen auf die Elektrifiz­ierung einer Bahnstreck­e spezialisi­erten Firmen seien schlichtwe­g ausgelaste­t.

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Foto: Mareike Keiper Bahnreisen­de und Pendler müssen sich weiter gedulden. Ein Jahr länger als geplant dauert die Elektrifiz­ierung der Strecke nach Lindau.

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