Auch bei Familie Adebar war der Storch
Naturschutz Im Unterallgäu brüteten 2017 mehr Storchenpaare als im Vorjahr. Anzahl der Jungvögel stagniert
Unterallgäu Überall klappert es im Unterallgäu. In Salgen auf dem Trafomast hat ein Storchenpaar vier Jungstörche großgezogen. Auch wenn sie schon fast so groß sind wie die Altvögel, sitzen sie im Nest und müssen noch von den Eltern versorgt werden. Der Schnabel ist kürzer und grau statt rot, daran kann man die Jungen von den ausgewachsenen Störchen unterscheiden.
Keines der anderen Paare im Unterallgäu hat so viele Jungen. Es gab heuer Neuansiedlungen beziehungsweise Wiederansiedlungen von Störchen in Babenhausen, Memmingen, in Pfaffenhausen auf der Kirche und auf dem alten Brauereigebäude, in Kirchheim und in Rammingen. In Kirchheim wohnt ein Paar auf dem Kirchendach mit einem Jungstorch. Die dort befestigte Nisthilfe belegte schon vergangenes Jahr ein Storchenpaar mit Zweigen und Grashalmen. Dieses Jahr wächst dort erstmals ein Jungstorch auf. Im Kirchheimer Storchenturm, der neu aufgestellt wurde, sitzen in fünf der neun Nester Jungstörche. Ganz oben im Nest sind es drei Jungstörche, in der nächsten Etage weiter unten sind alle vier Nester ohne Nachwuchs, im untersten „Ring“sind zweimal ein, einmal zwei und einmal drei Jungstörche zur Welt gekommen.
„Zwar wurde überall gebrütet, doch junge Elternpaare bringen den Nachwuchs oft aus Unerfahrenheit nicht durch. Ist es sehr nass und windig, können die Eltern nicht auf Nahrungssuche gehen oder es gibt nicht genügend Nahrung. Die Gründe sind vielfältig“, erklärt Georg Frehner, LBV-Kreisgruppenvorsitzender Unterallgäu/Memmingen, warum Jungstörche nicht durchkommen oder erst gar nicht schlüpfen. Frehner fasst die Ergebnisse seiner jährlichen Zählung der Jungstörche in diesem Jahr zusammen: „In der Stadt Memmingen und im Landkreis Unterallgäu versuchten insgesamt 32 Weißstorchpaare zu brüten. Damit wurde das letztjährige Rekordergebnis übertroffen. 20 Paare sind bisher erfolgreich und haben zusammen mindestens 37 Junge. Das ergibt bisher pro Paar einen Durchschnitt von 1,2 Jungstörchen. Zwei Paare, eines in Stetten und eines auf der Kirche in Pfaffenhausen, brüten noch oder es sind die Küken gerade erst geschlüpft. Zehn Paare gaben die Brut auf oder die Jungstörche sind umgekommen.“
Das Storchennest in Pfaffenhausen auf der Kirche ist das Einzige, das die Störche ohne Nisthilfe komplett selbst gebaut haben. Dadurch sind sie spät dran mit dem Brüten und noch ist nicht klar, ob Küken aus den verbliebenen zwei Eiern im Nest schlüpfen. Auch in Stetten im Nest auf einer Fichte ohne Spitze wird noch gebrütet. Das Nest ist gut verborgen und schwer einsehbar, sodass man die Jungstörche erst sehen kann, wenn sie größer sind.
„Im Vergleich waren es im Vorjahr im Unterallgäu insgesamt 28 Storchen-Brutpaare, davon 18 mit zusammen 38 Jungvögeln“, so Frehner. Weiter erklärt er, dass in diesem Jahr auffallend viele Brutpaare (neun) nur ein Junges groß ziehen. „Es dürften aber mit Sicherheit mehr geschlüpft sein. Vermutlich sind einige Küken der schlechten Witterung zu Beginn der Aufzucht zum Opfer gefallen“, so der Vogelschützer.
Auch in Rammingen auf dem Silo eines Bauernhofes hat von den ursprünglich drei Jungstörchen nur einer überlebt. Die beiden Nester in Mindelheim blieben ohne Nachwuchs.
Bayernweit haben die Zählungen des LBV bisher rund 460 Storchenpaare ergeben. Insgesamt ein erfreuliches Ergebnis und so kann man wohl auch in Zukunft die schönen, großen, schwarz-weißen Vögel bei uns beobachten und klappern hören.