So spannend war die Champions League noch nie
Hach, was war das gestern in Monaco wieder mitreißend. Vergessen Sie die Ziehung der Lottozahlen. Eine Nichtigkeit. Großes kündigte sich an. Wild wirbelten die Kügelchen in den Glasschüsseln durcheinander, im Inneren verbargen sie die Namen der europäischen Fußball-Könige. Die Auslosung der Champions League elektrisierte die Vereinsherren in ihren Armani-Anzügen, nervös zupften sie an Krawatten. Tagelang hatten sie vor Spiegeln geübt, welcher Gesichtsausdruck am besten zu welchem zugelosten Gegner passte. Dass sie derart aufgeregt mit Oberschenkeln wippten, hatte einen guten Grund. Sie wissen: Spannender als bei der Auslosung wird es im Verlauf dieser Champions-League-Saison nicht mehr werden.
Glauben Sie nicht? Sie meinen: sportlicher Wettbewerb, Glück, Pech, Verletzungen, falsche Schiedsrichterentscheidungen. Verstorbene Haustiere, die Sinnkrisen bei Fußball-Profis verursachen. All das könnte natürlich das Treiben auf dem Rasen beeinflussen. Die Realität indes sieht anders aus. Langeweile überall. Ursächlich – wie sollte es anders sein: das Geld. Genauer: das viele Geld. Und dessen Verteilung.
Die Champions League war einst eine runde Sache, als wahrhafte Meister dem elitären Kreis angehörten und im K.o.-System gespielt wurde. Es folgten Kommerz, Gier, Maßlosigkeit. Es kamen hinzu Tabellenzweite, -dritte, -vierte, ja sogar -fünfte. Brandbeschleuniger sind Milliarden Euro, die TV-Sender und Sponsoren in das gepimpte Produkt stecken. Von Jahr zu Jahr mehr.
Die Champions League beeinflusst den gesamten europäischen Klubfußball, sportlichen Wettbewerb hat sie nahezu abgeschafft. Selbst Fußball-Romantiker müssen einsehen: Geld schießt Tore. Erste Opfer waren die nationalen Ligen. Kurz zusammengefasst: Dauergäste in der Champions League dominieren in Italien, Spanien oder Frankreich. Also spielen sie wieder Champions League. Kassieren wieder Millionen. Kaufen wieder teure Stars. Landen wieder auf einem Champions-League-Platz. Das Rad dreht sich weiter. Und weiter. Auswüchse zeigen sich darin, dass der FC Bayern Erfolg am Abschneiden in der Champions League misst. Halbfinale ist Pflicht.
Nun greift das Geld-Virus seinen eigenen Wirt an, auch innerhalb der Königsklasse geht die Schere zwischen arm und reich auseinander. Barcelona, Real Madrid, FC Bayern oder Juventus Turin dürften im Halbfinale stehen, vielleicht auch Paris St. Germain. Es sei denn, diese Klubs treffen vorher aufeinander.
Wird gelost, ist sie wirklich spannend, diese Champions League.