Mindelheimer Zeitung

Einfach mal ein Risiko wagen

Marcel Mandl aus Buchloe fuhr mit einem Motorrad allein 12 500 Kilometer durch Europa und Nordafrika

- VON MARKUS FROBENIUS

Buchloe 58 Tage war Marcel Mandl in Europa und Nordafrika auf dem Motorrad unterwegs. Zwar hatte der 23-Jährige ab und zu Gesellscha­ft, doch den überwiegen­den Teil seiner Fahrt war der Buchloer allein. „Ich wollte einfach mal zu mir selber kommen. Deshalb bin ich allein und ohne Smartphone oder Laptop gefahren“, erzählt Mandl – und schwärmt von unvergessl­ichen Ereignisse­n.

Rund 12 500 Kilometer reiste Mandl durch Frankreich und Spanien nach Marokko und zurück, wobei er auch einen Abstecher über Kroatien machte. Sechs Wochen habe er sich auf die Fahrt gut vorbereite­t und das im Internet protokolli­ert. Dafür hatte der Veranstalt­ungskaufma­nn sogar seinen Beruf aufgegeben. Zwar war Mandl schon öfter mit dem Motorrad in Kroatien oder Italien, doch diese Reise sollte etwas Besonderes werden. Natürlich gab es auch kritische Stimmen,

Die Reise

● Tour In 58 Tagen rund 12 500 Ki lometer.

● Länder Deutschlan­d, Schweiz, Frankreich, Andorra, Spanien, Ma rokko, Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien.

● Motorrad KTM LC4 640 Adventu re. Die große einzylindr­ige Endu romaschine wurde bis 2008 produ ziert und gilt als zuverlässi­g.

● Tagebuch Die Reise hat Marcel Mandl auch im Internet auf Insta– gram protokolli­ert:

Ihttp://www.imgrum.org/user/ marcel.lestrade/3159268610 die davor warnten allein zu fahren – und dann auch noch nach Nordafrika, wo ja die Terroriste­n leben, erzählt Mandl.

Doch die Realität während der 58 Tage war eine andere: „Wenn man allein ist, lernt man viel schneller Leute kennen“, stellte er fest. Auch die Menschen in Marokko erlebte er ganz anders, als ihm die landläufig­e Meinung hier weismachen wollte: „Sie sind sehr weltoffen. Unverschle­ierte Frauen oder sogar homosexuel­le Paare sind in den großen Städten normal. Dort gibt es auch keine Terrorgefa­hr. Im Hinterland haben die Leute zwar wenig, aber sie sind trotzdem total hilfsberei­t“, erinnert sich Mandl. Und Hilfe war öfter vonnöten, als ihm lieb war – zumeist aber nur wegen technische­r Probleme am Motorrad. Bei Bilbao war die Batterie defekt und in Lissabon neue Reifen fällig. Im marokkanis­chen Zagora war der Motor überfettet, da der Kaltstarte­r kaputt war, bei Valencia brachen Schrauben am Motor und bei Barcelona gaben Dichtungen ihren Geist auf.

„Wenn man allein ist, muss man lernen, mit den Problemen umzugehen und sie zu lösen.“Das sei auch eine interessan­te Selbsterfa­hrung gewesen, meint Mandl. Zeitweise reiste er mit dem Amerikaner Tim Burke zusammen, den er zuvor über sein Internetpr­otokoll kennengele­rnt hatte. Später gehörten auch mal Holländer zu seiner Begleitung. Trotz beeindruck­ender Landschaft­en, insbesonde­re die der Pyrenäen, bleibt Mandl natürlich die Wüste ins Gedächtnis gebrannt: Einsamkeit, Stille und Größe – auch im übertragen­em Sinne. „Als ich auf der Fähre von Spanien nach Marokko war, hatte ich aber auch meine Bedenken“, erinnert er sich. Ihn erwarteten das Atlas-Gebirge, viele Schotterun­d Steinpiste­n und natürlich Sand. Bei 53 Grad und 3 Prozent Luftfeucht­igkeit musste Mandl bis zu acht Liter am Tag trinken. „Nachts fuhr ich dann mal auf der schwach beleuchtet­en Autobahn – zusammen mit Eselskarre­n und Fahrrädern.“Zum Wecken in der Wildnis kam auch schon mal ein wilder Esel vorbei. „Das ist eine andere Kultur, aber sehr sehenswert“, schwärmt Mandl.

Während der 58 Tage übernachte­te er entweder auf Campingplä­tzen oder in der Wildnis. Sein Budget betrug am Ende der Reise etwa 3600 Euro, wobei 1000 Euro für Reparature­n drauf gingen. „Im Schnitt habe ich pro Tag 30 bis 50 Euro ausgegeben“, erzählt der Buchloer. „Ich wollte mit der Reise nicht warten, bis ich sie mir leisten kann, aber vielleicht zu alt bin, sondern auch beweisen, dass man sie mit kleinem Geld und guter Vorbereitu­ng machen kann. Und einfach mal ein Risiko eingehen“, sagt Mandl.

Wann und wohin er wieder einmal aufbrechen wird, ist ungewiss. „Aber ich werde es wieder machen“, ist er sich sicher. Bis dahin will er seine Reiseeindr­ücke virtuell verbreiten und hofft dadurch, Sponsoren für die Ausrüstung zu bekommen. Wer die Reise nicht nur im Internet, sondern durch Mandl persönlich kennenlern­en will, hat dafür bei einem Vortrag in Lindenberg die Chance – allein oder in Gesellscha­ft.

OVortrag und Fotos von Marcel Mandl am Donnerstag, 12. Oktober, ab 20 Uhr im Hirsch in Lindenberg.

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Foto: Tim Burke/Marcel Mandl Natur pur: Auf seiner Fahrt in die Sahara durchquert­e Marcel Mandl auch die Pyre näen, wo er bei Lourdes diese Kulisse hatte.
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Marcel Mandl

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