Eine Bienenfreundin, die Wasser sammelt
Bei Hausen wächst eine neue Energiepflanze, die Bauern, Bienen und Passanten freut
Hausen Die Bienen lieben sie, diese neue Ackerpflanze. Gelbblühend von Juli bis September und hochgewachsen wie die Sonnenblume könnte die Durchwachsene Silphie einmal eine gute Alternative für den Mais bilden. Der Kreisobmann des Bauernverbandes Martin Schorer räumt ihr gute Chancen in den Biogasanlagen ein. Die Pflanze komme an das hohe Ertragspotenzial des Maises zwar nicht ganz heran, könne aber wegen des geringen Arbeits-, Düngungs- und Pflanzenschutzaufwandes für Biogasbetriebe eine denkbare Alternative sein.
Alfons Kerler, Betreiber des Viehweidhofes hat auf zwei kleineren Ackerflächen östlich von Hausen diese schöne Pflanze heuer versuchsweise angebaut. Denn noch ist nicht bekannt, inwieweit sich die Pflanze als Viehfutter eignet.
Auch als so genannte Kofermentpflanze für die Biogasanlage soll sie verwendet werden, damit ist die gemeinsame Vergärung von Tierexkrementen mit der Pflanze gemeint. „Bis vor zwei Jahren gab es für die Silphie kein ausreichend keimfähiges Saatgut auf dem Markt und man musste Sprösslinge pflanzen, was mit enormen Kosten verbunden war,“erklärte Alfons Kerler „Das hielt bisher die meisten Landwirte davon ab, es mit dieser Pflanze zu versuchen.“
Im vergangenen Jahr hat Kerlers Pflanzbaumanager Erich Abröll die Pflanze erstmals als Mischkultur mit Mais ausgesät. Im ersten Jahr wachsen vor allem die Wurzeln der Silphie, über dem Boden erreichen Stengel und Blätterrosetten nur eine Höhe von etwa 30 Zentimetern. Erst im zweiten Jahr ist die Ernte im September möglich. Heuer wächst die Silphie auf eine Höhe von gut zwei Metern und blüht vor der Ernte wochenlang sonnengelb.
Eine Bekannte von Kerler ist Imkerin. Sie hat ein paar Bienenkästen an das auf einer Waldlichtung gelegene Feld gestellt und bei sonnigem Wetter summt es hörbar von den eifrigen Insekten. Die Blüten sind reich an Nektar und die Imkerin kann sich auf einen guten Honigertrag freuen. Auch Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten besuchen die Blüten. Niederwild wie Feldhasen nutzen die Felder als Rückzugsort, Schwarzwild meidet die Pflanze eher, wegen der rauhen Blätter. Die Blätter sind mit dem Stengel verwachsen. Dort bilden sich kleine Becken und sammeln Tau und Regenwasser. Deswegen wird die Silphie auch Becherpflanze genannt. Kerler zeigte, dass in den Blätterkelchen noch Wasser steht, obwohl es seit Tagen nicht mehr geregnet hatte. Robust ist die Pflanze auch bei längeren Trockenphasen, denn das Wurzelwerk reicht bis über zwei Meter in den Boden. Dadurch verhindert die Silphie auch die gefürchtete Bodenerosion. Auch bei Bodenfrost reagiert sie unempfindlich. Was den Landwirt freut, ist, dass die Pflanze mehrjährig ist. Nachdem sie im Herbst mit einem herkömmlichen Maishäcksler abgeerntet wird, wächst sie von selbst im nächsten Frühjahr wieder nach. „Wir haben die Felder gedüngt, aber nicht gegen Unkraut behandelt. Das ist anscheinend auch nur alle drei Jahre notwendig,“berichtete Kerler. Geerntet werden kann offenbar bis zu 15 Jahre. Wie sich die Pflanze in dieser Zeit entwickelt, muss noch abgewartet werden. Nach der Ernte in diesem Jahr wird die verhäckselte Pflanze den Kühen als Silage vorgesetzt. Die Landwirte sind gespannt, ob es ihnen schmeckt. Der Test der Bienen in den Blüten der Silphie ist jedenfalls positiv ausgefallen. Und eine Bereicherung für das Landschaftsbild sind die gelben Blumen allemal.