Zaunkletterer und Jacken-Abtaster
Das Oktoberfest, das wird in der alljährlichen Wiesn-Euphorie in München gerne vergessen, ist nicht nur ein Weltereignis, es ist auch ein Fest in klassischem Sinne. Dazu gehört nicht nur, dass man sich trifft und den Überfluss an Speisen und Getränken, Menschen und Attraktionen genießt. Dazu gehört auch die Wiederholung, also dass man sich gegenseitig versichert, wie schön es früher war, wie schön es jetzt wieder ist und wie schön es in Zukunft sein wird. Mit anderen Worten: Es ist schlechterdings nicht zu bestreiten, dass auch dem schönsten Oktoberfest eine gewisse Monotonie innewohnt.
Dennoch gibt es neue Entwicklungen, die zum Abschluss dieser Wiesn noch zu Protokoll gegeben werden müssen. Es handelt sich, wie den täglichen Polizeiberichten der Wiesnwache zu entnehmen ist, um die Herausbildung neuer Tätigkeiten und Berufsbilder im Bereich der Kriminalität: Zaunkletterer und Jacken-Abtaster.
Das ist den Umständen in einer unsicherer gewordenen Welt geschuldet. Den Zaunkletterer gibt es erst, seit aus Sicherheitsgründen ein durchgehender Zaun das Festgelände umschließt. Man darf zwar rein und raus, aber eben nicht über den Zaun. Das ist neu und wird polizeilich verfolgt. Der Jacken-Abtaster wiederum ist eine Weiterentwicklung des Taschendiebs. Das Taschenverbot hat Werktätigen dieses Berufszweigs quasi die Geschäftsgrundlage entzogen. Auf der Suche nach Beute bleibt ihnen nur der Griff an die herumliegenden Jacken. Ansonsten ist, zum Glück, alles beim Alten geblieben.