Mindelheimer Zeitung

Heimat ist Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft

Experte Martin Wölzmüller erklärt, was Heimatpfle­ge heute bedeutet

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Unterallgä­u Zu Heimatfest­en tragen auch junge Leute gerne Tracht, Zeitschrif­ten mit dem Zusatz „Heimat“oder „Land“verkaufen sich gut und selbst die Volksmusik erlebt ein Revival. Heimat ist „in“. Zu einer umfassende­n Heimatlieb­e gehört jedoch der Blick in die Vergangenh­eit ebenso wie der Blick in die Zukunft. Doch das musste Referent Martin Wölzmüller vom Bayerische­n Landesvere­in für Heimatpfle­ge seinen Zuhörern im Landratsam­t Unterallgä­u nicht erklären: „Ich rede heute vor Leuten, die ich nicht missionier­en brauche, die sich das ganze Jahr über von regionaler Kultur, von Heimatgesc­hichte, von der Gestaltung ihrer Landschaft­en und Siedlungen einnehmen und begeistern lassen.“Bei einem Treffen aller Heimatpfle­ger, Archivare und Chronisten der Gemeinden im Unterallgä­u referierte Wölzmüller über „Heimatpfle­ge heute: Aufgaben, Potenziale, Herausford­erungen“.

Für Wölzmüller ist Heimat nicht statisch. In der Heimatpfle­ge gehe es um den Erhalt und die Weiterentw­icklung von Kultur, darum, die Umgebung durch einen verantwort­ungsvollen Umgang mit Land und Landschaft mitzugesta­lten. Heimat vermittle Identität und Zugehörigk­eitsgefühl. Dabei warnte Wölzmüller jedoch vor Missdeutun­g und Instrument­alisierung von Heimat.

Wer sich mit Heimat befasst, müsse sich auch mit der Vergangenh­eit auseinande­r setzen, betonte Wölzmüller: „Nur wer die Vergangenh­eit kennt, weiß, woraus die Gegenwart entstanden ist.“Wer seine Zeit versteht, könne Zukunft planen.

Wölzmüller betonte, in Bayern finde ein Heimatpfle­ger gute Voraussetz­ungen. Er lobte die hohe landschaft­liche und bauliche Qualität, die es dank Regeln, wie Regionalpl­anung, Bauleitpla­nung und Denkmalsch­utz in Bayern gibt. Bauen sei, so Wölzmüller, eine Aktivität mit hoher Wirkung auf den öffentlich­en Raum. Und immer wieder komme es zu Konflikten zwischen persönlich­en Interessen und den Interessen der Allgemeinh­eit. Hier sei die kommunale Planungsho­heit gefragt.

Mit seinem Vortrag weckte Wölzmüller die Lust auf Heimat. In der nachfolgen­den Diskussion wurde unter den Heimatpfle­gern, Archivaren und Chronisten der Wunsch nach Fortbildun­gskursen zum Beispiel in Paläografi­e, der Lehre von alten Schriften, laut.

Landrat Hans-Joachim Weirather würdigte das Wirken der Anwesenden: „Mit Ihrer Tätigkeit sorgen Sie meist im Verborgene­n dafür, dass viele große Schätze erhalten und in die Zukunft gebracht werden.“

OHeimatpfl­ege Mehr über die Heimat pflege im Unterallgä­u erfahren Sie im Internet unter www.unterallga­eu.de/hei matpflege

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