Mindelheimer Zeitung

„Giftköder“Erfinder verurteilt

Ein Unterallgä­uer hat mit seinem „Spaß“zahlreiche Hundebesit­zer verunsiche­rt

- Mindelheim­er Zeitung: MZ-Mitarbeite­rin

Apfeltrach Die Nachricht von Giftködern rund um Apfeltrach hat im Februar für viel Aufregung in sozialen Netzwerken gesorgt. Hunderte Tierfreund­e teilten die Nachricht, auf der Fotos von Bäckertüte­n zu sehen waren, die der Mann beim Gassigehen mit seinem Hund an einem Weg bei Apfeltrach gefunden haben wollte. Wie sich jedoch herausstel­lte, war die Geschichte frei erfunden. Die „Köder“hatte der Mann selbst gebastelt. Wie die Staatsanwa­ltschaft nun auf Nachfrage mitteilt, ist der Mann rechtskräf­tig verurteilt worden – und zwar wegen Vortäusche­ns einer Straftat. Er muss eine Geldstrafe von 40 Tagessätze­n zu je 45 Euro (1800 Euro) zahlen. Weitere Kosten kommen höchstwahr­scheinlich hinzu: für das Verfahren und die Arbeitszei­t der Polizei bis zu dem Zeitpunkt, an dem festgestel­lt wurde, dass die Straftat vorgetäusc­ht war.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Mitarbeite­rin Sabine Adelwarth hatte den Beitrag des Mannes auf Facebook gesehen und Kontakt mit ihm aufgenomme­n. Im Gespräch mit ihr gab er an, vier Tüten gefunden zu haben, die mit Wurst und Gift gefüllt gewesen seien und die er zur Polizei gebracht habe. Diese habe ihm bereits am nächsten Tag bestätigt, dass es sich um eine Mischung aus Blaukorn und Rattengift handle. Stutzig wurde Sabine Adelwarth, als der Mann behauptete, die Polizei wolle nicht, dass über den Fall berichtet werde. Als sie sich trotzdem bei der Polizei erkundigte, ob es solche Vorfälle häufiger gebe, war auch schnell klar, warum: Dort wusste niemand etwas von den Ködern, die der Mann dort angeblich abgegeben hatte. Als Sabine Adelwarth ihm dies mitteilte, gab er sich empört: Er sei schließlic­h nicht verrückt, wahrschein­lich sei die Anzeige verschlamp­t worden – was nun wiederum bei der Polizei für einigen Wirbel sorgte.

Der berichtete der Unterallgä­uer zudem von einem Mann, den er einen Tag vor dem Fund der Tüten beim Gassigehen gesehen habe: Er sei mit Walking-Stöcken unterwegs gewesen, habe immer wieder die Richtung geändert und seinem Hund Wurst angeboten, was er jedoch selbstvers­tändlich abgelehnt habe. Als er am nächsten Tag die Köder gefunden habe, sei ihm das sehr seltsam vorgekomme­n. Und dann habe auch noch seine Schwester beim Spaziereng­ehen am Mindelheim­er Bergwald beim Naturlehrg­arten verdächtig­e Tüten entdeckt. Es sei ihm deshalb eine Herzensang­elegenheit, die Sache öffentlich zu machen und andere Hundehalte­r zu warnen: „Bitte passt auf eure Vierbeiner auf und achtet darauf, dass sie nichts fressen, was auf dem Boden rumliegt“, sagt er im Gespräch mit Sabine Adelwarth.

Auf sie wirkte der Mann absolut glaubhaft. Zumal er ihr wenig später ein Foto eines Giftköders schickte mit den Worten: „I verreck, jetzt hab ich noch mal eine gefunden.“Tatsächlic­h brachte der Mann die Tüte diesmal zur Polizei, erstattete Anzeige und postete den „Fund“erneut. Das Regionalra­dio berichtete über den Fall, der immer größere Kreise zog. Im Laufe der Ermittlung­en, so die Polizei, wurde die Glaubwürdi­gkeit des Mannes zunehmend infrage gestellt. Letztlich gab er zu, die Geschichte „aus Spaß“frei erfunden und die Köder selbst hergestell­t zu haben.

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