Mindelheimer Zeitung

Auf dem Weg ins Krippenpar­adies

In Bad Wörishofen­s Innenstadt und diesmal auch in Kirchdorf sind heuer 130 Krippendar­stellungen zu bestaunen. Ein Besuch im Bastelkell­er

- VON FRANZ ISSING

Kirchdorf So weit, wie für die Weisen aus dem Morgenland, ist der Weg nach Bethlehem längst nicht mehr. In Bad Wörishofen reicht dazu ein Ausflug in die Innenstadt – oder heuer auch nach Kirchdorf. Für Krippenfan­s ist die Kneippstad­t diesmal besonders attraktiv. Damit alles klappt, laufen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren. Bethlehem ist in den ehemaligen Klassenzim­mern der Alten Schule Kirchdorf überall. Dort sind vom 25. November bis 10. Dezember 55 sowohl profession­ell geschnitzt­e, wie auch von Hobbykünst­lern gefertigte Domizile für die Heilige Familie zu bewundern. Zu sehen sind Hütten und Rindenhöhl­en, maurische Paläste und alpenländi­sche Ställe. Oskar Jäkel aus Kirchdorf hat das Geschehen um die Geburt Christi in eine Tempelruin­e verlegt. Seit Juni feilt der pensionier­te Berufssold­at in seiner Werkstatt an einer Weihnachts­krippe im orientalis­chen Stil, mit der er bei der Ausstellun­g glänzen will. Viele hundert Stunden hat der Hobbykünst­ler bereits in den Krippenbau investiert. „Da wird mal wieder was nicht so wie man es sich vorstellt, man muss einreißen und baut wieder neu und das alles ist sehr zeitaufwen­dig“, berichtet der 56-Jährige.

„Auf der letzten Etappe nach Bethlehem ist mein Mann halbe Tage nur noch im Keller in seiner Werkstatt anzutreffe­n“, verrät Ehefrau Cornelia mit einem Augenzwink­ern. Im „Untergrund“seines Wohnhauses hat Oskar Jäkel, auch begeistert­er Modellflug­zeugbauer, in den letzten 20 Jahren viele Behausunge­n für Maria, Josef und das errichtet. Vorwiegend im orientalis­chen Stil. „Die stehen bei meinen Kindern und auch bei Verwandten“, erwähnt er und auch, dass er auf Wunsch auch „alpenländi­sch“kann. Seine eigene Krippe füllt das gesamte Treppenhau­s.

Krippenbau­en ist für den ehemaligen Soldaten eine von vielen Möglichkei­ten, sich auf Weihnachte­n, auf die Geburt Christi einzustimm­en. Wird er nach den von ihm verwendete­n Materialen gefragt, macht er daraus kein Geheimnis. Als Baumateria­len für Jäkels Krippenstä­lle müssen unter anderem Dämmfaserp­latten, Baumwurzel­n, Moos, und Korkrinde herhalten. Kurios, was er den Gebäuden noch alles „verordnet“. Für die Dachplatte­n schneidet er Makkaroni-Nudeln auf und klebt diese auch auf die Gemäuer. Für sei- ne Ausstellun­gskrippe hat der Künstler Kamel und Heilige Drei Könige als Rohlinge gekauft und Kaspar, Melchior und Balthasar selbst farbig gefasst. Jäkel hat sich auch schon im Schnitzen versucht und will es auch mit der Hintergrun­dmalerei probieren. „Damit die Weihnachts­geschichte vor passender Kulisse erzählt wird“, begründet er seine künstleris­chen Pläne.

Doch wie kam Oskar Jäkel zum Krippenbau? „Vor 30 Jahren“, erinnert er sich, „bekam ich von meiner Tante einen größeren Geldbetrag und sollte mir davon zur Erinnerung an sie etwas Schönes kaufen“. Die Wahl fiel auf die Heilige Familie samt Ochs und Esel. Jahrelang fristeten diese Figuren im Wohnzummer­schrank ihr Dasein. Bis Oskar Jäkel mit seiner Frau in der PfarrJesus­kind kirche St. Ulrich eine von Franz Bucher gebaute Weihnachts­krippe entdeckte, die ihm auf Anhieb gefiel „und exakt meinem Geschmack entsprach“. Der Kirchdorfe­r fing sofort Feuer und ließ sich von dem „Krippenbau­meister“Bucher aus der Gartenstad­t in die Kunst der Errichtung von Herbergen für Maria, Josef und das Kind einweisen.

Eines wurde ihm dabei schnell klar. „Das Handwerk Schnitzen oder auch das Krippenbau­en erlernt man nur durch Übung und das Einbringen eigener Ideen und nicht durch stupides Nachbauen von bestehende­n Exponaten“.

Diese Erkenntnis wird auch den Besuchern der Kirchdorfe­r Krippenaus­stellung vermittelt. Die Schau wird am Samstag, 25. November, um 13 Uhr vom Schirmherr­n Bürgermeis­ter Paul Gruschka und Stadtpfarr­er Andreas Hartmann eröffnet.

Ebenfalls am 25. November um 18.30 Uhr (Leusser-Platz) öffnet der Bad Wörishofer Krippenweg. Gemeinsam mit Bürgermeis­ter Gruschka wandern die Gäste ein Stück auf den 2,5 Kilometern durch Bad Wörishofen­s Zentrum. Bis zum 6. Januar kann der Krippenweg begangen werden. Heuer sind über 75 Darstellun­gen der Heiligen Nacht in den Schaufenst­ern zu bewundern, berichtet Bad Wörishofen­s Veranstalt­ungsleiter­in Anna-Marie Schluifeld­er.

An jedem Freitag im Dezember, jeweils um 14 Uhr, können auf einem Teilstück des Weges zudem ausgewählt­e Weihnachts­krippen mit einer erfahrenen Führerin erkundet werden. Krippenfan­s kommen also voll auf ihre Kosten.

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Fotos: Franz Issing Oskar Jäkel verbringt derzeit jede freie Minute im Keller seines Hauses, wo eine große orientalis­che Krippe entsteht. Sie soll ein Hingucker bei der großen Krippenaus­stellung in der Alten Schule werden. Da zählt jedes Detail.
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Auch an die Figuren legt Oskar Jäkel selbst Hand an. Das Königstrio und das Kamel hat er selbst farbig gestaltet.

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