Es tut sich was bei der Stadtkapelle
Wie die Mindelheimer Musiker den Verein in die Zukunft führen wollen und was das mit 15 Studenten zu tun hat
Mindelheim Neue Trachten und ein neues Logo haben die Musiker der Stadtkapelle Mindelheim bereits und auch eine eigene Facebook-Seite gibt es neuerdings. Doch verglichen mit dem, was die Musiker noch vorhaben, sind das fast schon Kleinigkeiten: Sie wollen nämlich ein neues Musikerheim samt Fundushalle bauen.
Grund ist akute Platznot: Im bisherigen Heim, das die damals rund 40 Musiker 1975 mit viel Eigenleistung gebaut haben, findet die inzwischen fast doppelt so große Kapelle kaum noch Platz. Im Proberaum mit seinen 110 Quadratmetern stehen jedem Musiker rein rechnerisch gerade einmal 1,46 Quadratmeter zur Verfügung, es gibt nur eine Toilette und nicht genügend Stauraum für Trachten, Instrumente, Archiv und Fundus. Der ist auf mehrere Standorte in ganz Mindelheim verteilt und dort laut Martin Jall, Mitglied des Vorstands und stellvertretender Bezirksdirigent, „mehr geduldet als willkommen“.
Um Abhilfe zu schaffen, hat die Stadtkapelle schon Anfang des vergangenen Jahres eine Arbeitsgruppe gegründet, die die derzeitige Situation und den Bedarf analysiert hat. Auch eine Erweiterung des jetzigen Heims wurde geprüft, aber recht schnell wieder verworfen: Der Grund ist sehr morastig, für eine ei- gene Fundushalle fehlt der Platz, ebenso wie für Parkplätze und eine Bus-Zufahrt. „Es macht einfach keinen Sinn“, fasst Jall zusammen.
Die Musiker haben sich deshalb die Heime vergleichbarer Kapellen angesehen, dort in einem Fall sogar eine komplette Musikprobe abgehalten und sich schließlich an Bürgermeister Stephan Winter gewandt, der ihnen seine Unterstützung zugesichert hat: Für den Neubau würde die Stadt den Musikern ein Grundstück östlich der EichetKapelle zur Verfügung stellen, das jetzige Heim bekäme die Stadt.
Völlig offen ist jedoch noch, wie der Neubau aussehen könnte. Zwar gibt es bereits einen ersten Entwurf aus den Reihen der Musiker, doch die wollen sich auch Ideen von außen holen und haben sich dazu an die Hochschule München gewandt: 15 Architektur-Studenten haben ein Semester lang Zeit, um jeweils ein Musikerheim zu entwerfen. Dabei stehen sie untereinander in einem Wettbewerb: Die drei besten Modelle der „Brass-Power-Competition Mindelheim“werden mit bis zu 1500 Euro Preisgeld prämiert.
Die Arbeiten sollen laut Jall im neuen Jahr zunächst im Probelokal ausgestellt und dort von einer internen Jury bewertet werden. Im Frühjahr sollen die Entwürfe dann in der Sparkasse zu sehen sein. Die Musiker erhoffen sich von diesem Wettbewerb „auch experimentelle Ideen“.
Ob einer der Pläne dann eins zu eins umgesetzt wird oder mehrere Anregungen in einem zusammenfließen, wird sich Jall zufolge zeigen. Im Laufe des kommenden Jahres soll die Planung jedenfalls stehen – und die Finanzierung ebenfalls. Auch hier wollen die Musiker neue Wege gehen und für den Neubau gezielt Sponsoren finden. Dazu hat der Verein einen eigenen Bereich „PR und Sponsoring“eingerichtet, den Jall übernommen hat. „Manchmal sind wir fast ein biss- chen erschrocken über unseren eigenen Mut“, sagt er. „Aber es stehen alle dahinter – auch die, die 1975 in unser jetziges Heim viel Zeit und Arbeit investiert haben.“Schließlich schätze der Verein seine Wurzeln nach wie vor sehr. „Aber wie sehen, wie sich das Niveau und die Einstellung zur Blasmusik verändert hat“, so Jall. Es gehe deshalb darum, die Stadtkapelle auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen. „Wer stehen bleibt, fällt zurück.“
Wenn alles klappt, könnte ab 2019 gebaut werden. „Wir wollen eine Symbiose zwischen der denkmalgeschützten Eichet-Kapelle, den Anwohnern und dem Industriegebiet“, sagt Jall. Bedenken von Anwohnern, die Lärm durch die Proben sowie die an- und abfahrenden Musiker befürchten, wolle die Stadtkapelle aufnehmen und ihre Pläne offen kommunizieren. Allerdings gibt Jall auch zu bedenken: „Wenn die Stadtkapelle das Grundstück nicht bekommt, kommt da ein Industriebetrieb hin.“