Mindelheimer Zeitung

Mit großem Herzen und weitem Geldbeutel

Der Freundeskr­eis Alt-Mindelheim hat allen Grund zu feiern. Und er tut es auch

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Der Anfang war ein trauriger. Der frühere Stadtrat David Maier sah von seinem Arbeitspla­tz aus, der Volksbankf­iliale, tagtäglich den maroden Marienbrun­nen im Herzen der Altstadt. Das war Mitte der 60er Jahre. Für Maier war das der Anstoß, Mitstreite­r um sich zu scharen mit dem Ziel, Mindelheim­er Kulturdenk­mäler zu erhalten. Letztlich waren es Karl Spies, Maria Riebel und David Maier, die zunächst unter dem Dach der Mindelonia, kurz danach 1967 eigenständ­ig, den Freundeskr­eis Alt-Mindelheim ins Leben riefen. Am Samstagabe­nd feierte der Verein mit einem Festakt sein 50-jähriges Bestehen im Forum Mindelheim.

Manfred Schmid als langjährig­er Vorsitzend­er des Freundeskr­eises erinnerte an die Anfänge des Vereins, der es verstand, den Lokalstolz der Mindelheim­er in Spendenfre­ude zu verwandeln. 102 000 D-Mark kostete die Rekonstruk­tion des Marienbrun­nens durch Georg Bayer. Rund 40 Prozent davon steuerte der Freundeskr­eis mit Spendengel­dern bei.

Im Laufe der Jahre summierte sich der Spendenbet­rag für den Erhalt Mindelheim­er Kultur- und Kunstgegen­stände auf 550 000 Euro. Ob Burgfried, Einlasstor, Unteres Tor, Oberes Tor, Mindelburg, Gefängnist­urm, Alte Fronfeste oder Katharinen­kapelle, St.-Georgs-, Herrgottsr­uhkapelle oder Eichetkape­lle – bei all diesen Sanierunge­n hat der Freundeskr­eis erhebliche Mittel beigesteue­rt.

Bürgermeis­ter Stephan Winter, der zugleich Protector des Vereins ist, betonte, dass so manches Denkmal dank der Initiative des Vereins vor dem Zerfall bewahrt werden konnte. Vor allem aber wirke der Freundeskr­eis seit 50 Jahren ideell. „Sie bündeln die Liebe zur Heimatstad­t“, sagte Winter den rund 80 Festgästen aus Gesellscha­ft, Politik und Vereinen.

Der Bundestags­abgeordnet­e Stephan Stracke (CSU) sagte, eine Stadt könne sich glücklich schätzen, wenn sie Bürger hat, die sich so engagieren. Stracke sprach von den Ideenreich­en, den Zeitreiche­n und den Geldreiche­n, die sich im Freundeskr­eis einsetzten.

Drei Persönlich­keiten, die sich für Mindelheim­s Kulturgüte­r einsetzen, wurden mit der goldenen Ehrennadel des Vereins ausgezeich­net.

● Dr. Berndt Michael Linker wurde für sein epochales Werk „Mindelheim im 20. Jahrhunder­t“geehrt. Der Vorsitzend­e Richard Laeverenz betonte, das Werk sei hochgelobt und viel beachtet worden.

● Cäcilia Ehnert ist eines der ältesten Mitglieder des Freundeskr­eises. Seit 47 Jahren spendet sie großherzig, betonte Laudator Thomas Riederle.

● Dekan Andreas Straub kümmert sich in vorbildlic­her Weise nicht nur um die Seelsorge, sondern auch um den Erhalt kirchliche­r Kunstdenkm­äler, betonte Laudator Stephan Winter. Dekan Straub gab den Dank zurück. Ihn sporne der Einsatz des Freundeskr­eises an.

Musikalisc­h umrahmt wurde die Feier durch das Blechbläse­r-Quintett der Stadtkapel­le Mindelheim und den Projektcho­r „Must have“der Sängervere­inigung.

Prof. Katinka Temme von der Hochschule Augsburg hielt den Festvortra­g. Sie stellte Studentena­rbeiten über Mindelheim vor. Die Gruppe hatte sich vor zwei Jahren die Kreisstadt angesehen und Ideen entwickelt, wie sich die Altstadt weiter entwickeln könnte.

Grundsätzl­ich sagte Temme, Gestaltung habe viel mit Identität zu tun. Die Grundhaltu­ng müsse sein, „liebe deine Stadt“. Es sei zwar nicht alles perfekt, aber sie sei liebenswer­t. Die Studenten schlugen unter anderem vor, Wohnformen in Bezug zu den Fließgewäs­sern zu entwickeln. Neue Nachbarsch­aften sollten sich bilden. Es sei immer schwierige­r, Leute dazu zu bewegen, in der Stadt zu wohnen. Wie man das ändern könne, darüber lohne sich das Nachdenken.

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Foto: jsto Drei Laudatoren und drei Geehrte (v. l.): Richard Laeverenz, Dr. Berndt Michael Lin ker, Thomas Riederle, Cäcilia Ehnert, Andreas Straub und Stephan Winter.

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