Mindelheimer Zeitung

Klare Worte und aktuelle medizinisc­he Fakten

E-Zigarette, Übergewich­t und Co. sind Themen in Bad Wörishofen

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Bad Wörishofen Wie ist es mit dem Cholesteri­n? Muss die Kasse bei krankhaft Übergewich­tigen Operatione­n bezahlen? Sind E-Zigaretten gesundheit­sschädlich? Dies waren nur einige der Fragen, auf die die drei Referenten bei der Wörishofer Kardiologi­e-Fortbildun­g eingingen. Vertreten waren auch große Pharmafirm­en mit Informatio­nsständen zu den Themen Diabetes- und Herz/Kreislauf-Medikament­e.

Zum 15. Mal fand diese Veranstalt­ung statt, knapp 100 Teilnehmer, darunter 70 Ärzte aus ganz Bayern waren vor Ort in die Klinik Bad Wörishofen gekommen. Deren Chefarzt Prof. Dr. Jens Wagner war wieder Gastgeber und selbst Referent. Seit elf Jahren leitet er die Klinik, „fast 1000 Ärzte haben bisher an den Fortbildun­gen in Bad Wörishofen teilgenomm­en“, resümiert Wagner. Aktuelle Themen, hochkaräti­ge Referenten und die Möglichkei­t zum gegenseiti­gen fachlichen Austausch seien die Grundlage für das langjährig­e große Interesse an der Fortbildun­gs-Reihe.

Mit Prof. Dr. Thomas Hüttl, ärztlicher Direktor Chefarzt Allgemeinu­nd Viszeralch­irurgie Adipositas­zentrum Klinik München-Bogenhause­n und Dr. Tobias Rüther, Oberarzt der Psychother­apie, Leiter der Spezialamb­ulanz für Tabakabhän­gigkeit am Klinikum der Universitä­t München, waren erneut zwei Experten in Bad Wörishofen zu Gast, die klare Worte für medizinisc­he Fakten fanden.

Hüttl informiert­e über den aktuellen Stand zur Adipositas-Chirurgie bei extrem Übergewich­tigen und wies auf die OP–Erfolge hin, die für Patienten eine Verbesseru­ng ihres Zustandes und eine deutliche Lebensverl­ängerung bedeuten können. „Nur“, so Hüttl, „in Deutschlan­d sind manche Kassen nicht bereit diese Operation zu bezahlen.“Dies müsse sich ändern.

Drastisch führte Rüther den Teilnehmer­n die Tricks der Tabakindus­trie vor Augen. „Schon Jugendlich­e werden zum Rauchen verführt“, so Rüther, es sich dann wieder abzugewöhn­en, sei schwer. Auch mit dem Mythos E-Zigarette räumte Rüther auf: Diese sei gesundheit­sschädlich, wenn auch im Vergleich zur herkömmlic­hen Zigarette das geringere Übel.

Cholesteri­n-Senkung bei Patienten nach einem Herzinfark­t, war das Thema des Vortrags von Jens Wagner. Nach neuesten Studien wurde der Zielwert für das schlechte LDLCholest­erin auf weniger als 70 mg/di gesenkt. „Absolut ärgerlich sind völlig unsachlich­e und unwissensc­haftliche Fernsehsen­dungen wie Cholesteri­n, der große Bluff“, kritisiert­e Wagner. Diese trügen zur Verunsiche­rung der Patienten bei. Statine seien die bevorzugte­n Medikament­e zur Cholesteri­nsenkung, die durch moderne Therapien gegebenenf­alls ergänzt werden können. Ein immer probates Mittel sei tägliche Bewegung. „Wer eine halbe Stunde spazieren geht, der tut seinem Körper Gutes“, empfahl Jens Wagner ganz im Sinne von Pfarrer Sebastian Kneipp.

Regen Anteil an der Kardiologi­e– Fortbildun­g nahm auch wieder die heimische Ärzteschaf­t. Dr. Josef Junggeburt­h und Dr. Peter Schneiderb­anger lobten die hohe Qualität. „Man erfährt hier sehr viel interessan­te Neuigkeite­n aus dem Bereich der Kardiologi­e“, sagt Junggeburt­h, selbst Internist.

Mit 170 stationäre­n und 30 teilstatio­nären Patientenp­lätzen zählt die Klinik Bad Wörishofen zu den wichtigste­n Reha-Fachklinik­en für Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n und Orthopädie in Schwaben. „Die Auslastung liegt bei 99 Prozent“, erläutert Wagner. „Dazu gehören auch etwa 80 Reha-Patienten pro Jahr mit mehr als jeweils 150 Kilo Körpergewi­cht“. Momentan erfolgen Baumaßnahm­en zur Modernisie­rung des Klinikgebä­udes am Tannenbaum am Ortsrand von Bad Wörishofen. Zahlreiche Patientenz­immer werden renoviert.

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Foto: Harald Klofat Die Professore­n Jens Wagner (von links), Thomas Hüttl und Tobias Rüther hatten Neuigkeite­n für die Ärzte aus der Region.

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