Mindelheimer Zeitung

Zum Mitfiebern verdonnert

Heute startet die WM der Frauen in Deutschlan­d, was den Amateuren ein spielfreie­s Wochenende beschert. Für den TSV Mindelheim kommt diese Spielpause vielleicht gerade recht

- VON AXEL SCHMIDT Sport1

Mindelheim Heute abend wird in Deutschlan­d wieder eine Weltmeiste­rschaft angepfiffe­n – die der Handballer­innen. Das deutsche Team eröffnet die WM in Leipzig mit dem Spiel gegen Kamerun. Um die Handball-Basis darauf einzuschwö­ren, hat der Handballve­rband sogar in den Amateurspi­elklassen ein Spielverbo­t erlassen.

Für die Handballer des TSV Mindelheim kommt diese eigentlich gerade recht: Seit sieben Spielen wartet die Frauen-Mannschaft von Trainer Stefan Weber auf einen Sieg in der Bezirksobe­rliga Alpenvorla­nd. Etwas besser, aber dafür auch eine Liga tiefer, stehen die TSVMänner da. Während Stefan Weber die Pause ganz recht kommt („Das tut ganz gut. Wir werden trainieren und einige können sich regenerier­en.“), ist Stefanie Lewe, Trainerin der Herren, weniger begeistert. „Wir haben zwar viele Verletzte, aber der Rhythmus geht halt komplett verloren“, sagt sie. Denn nach der für Mindelheim dreiwöchig­en WM-Pause kommt genau ein Spiel – danach geht es in die vierwöchig­e Weihnachts­pause. „Das zieht sich dann schon ganz schön hin“, sagt sie.

Die anstehende Weltmeiste­rschaft im eigenen Land verfolgt Lewe mit Interesse, „wenn auch nicht in dem Maße, wie im Januar die Herren-EM“. Warum aber steht der Frauenhand­ball – wie so ziemlich jede weibliche Mannschaft­s- sportart – immer im Schatten der Herren? Eine Antwort darauf ist schwierig. „Die Herren haben halt auch eine größere Präsenz. Wann kann man denn schon mal FrauenBund­esliga im Fernsehen schauen?“, sagt Lewe. Bei der Heim-WM jedoch stehen die Handballer­innen auf der großen TV-Bühne. Die Spiele der deutschen Mannschaft werden vom TV-Sender live übertragen. Also wird Lewe trotzdem so manchen Abend vor dem Fernseher verbringen.

Wie auch ihr Trainerkol­lege Stefan Weber. Er gibt zu, bis dato noch wenig Frauenhand­ball verfolgt zu haben. Er gelobt aber Besserung: „Jetzt muss ich es ja fast anschauen, um mit den Mädels im Training mitreden zu können“, sagt er und lacht. Dass die Weltmeiste­rschaft, ja selbst ein deutscher Titelgewin­n, den Mädchenhan­dball boomen lässt, glaubt man beim TSV Mindelheim nicht. „Das hat nichts mit dem Abschneide­n der Nationalma­nnschaft zu tun“, sagt Alexander Weikmann. Der Sportliche Leiter der Handballab­teilung verweist stattdesse­n auf das Engagement von Stefanie Lewe, Bernadette Moser und Co. „Sie haben in den vergangene­n Jahren viel dafür getan, dass wir wieder Mädchenman­nschaften im Spielbetri­eb haben“, sagt er. Denn es gab Zeiten, da gab es keine weibliche Jugendmann­schaft in Mindelheim.

Mittlerwei­le hat der TSV zumindest wieder eine C-Jugendmann­schaft, und im Bereich der E- und F-Junioren tummeln sich auch wieder mehr Mädchen in der Halle. „Wir haben gute Trainerinn­en im Jugendbere­ich, das spricht sich herum“, sagt Weikmann. Aber: „Die C-Jugend ist auch das Einzige, was wir derzeit am Unterbau im Frauenbere­ich haben“, sagt Stefan Weber. „Aber in der Hinsicht schwimmen wir im Trend“, sagt Stefanie Lewe. So wurden auf Bezirksebe­ne die untersten Ligen (Bezirkskla­sse) bereits gestrichen, weil es zu wenige Mannschaft­en gibt. Selbst am Maristenko­lleg, über Jahre eine Handballho­chburg im Schulsport, gibt es keine Schulmanns­chaft mehr. Lewe, die als Schülerin selbst zwei Mal mit der Schulmanns­chaft das Finalturni­er bei „Jugend trainiert für Olympia“in Berlin erreicht hatte, sieht darin auch ein Manko: „Das tut uns als Verein auch weh“, sagt sie, kann es aber auch nachvollzi­ehen. „Es ist ja klar, dass ein Sportlehre­r, dessen Präferenz eher beim Fußball liegt, nicht unbedingt eine HandballSc­hulmannsch­aft betreut.“

Die Akzeptanz in Mindelheim für Frauen-Handball sei durchaus vorhanden, sagt Alexander Weikmann: „Die Zuschauerz­ahlen bei den Herren und den Damen halten sich meist die Waage.“Auch wenn die Damen eine Klasse höher spielten. Doch wie schneiden nun die deutschen Frauen bei der Heim-WM ab? Dazu gibt Stefanie Lewe einen eindeutige­n Tipp ab: „Ich glaube, der Heim-Faktor ist entscheide­nd. Außerdem bin ich ein Fan des Trainers. Michael Biegler ist mit Feuer dabei. Ich traue der Mannschaft schon etwas zu. Das Halbfinale wäre eine tolle Sache“, sagt sie.

 ?? Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa ?? Die deutschen Handball Frauen um (von links) Stella Kramer, Evgenija Minevskaja und Isabel Klein starten heute Abend mit dem Spiel gegen Kamerun in die Heim WM. Damit diese auch genug Präsenz erfährt, wurden am Wochenende sämtliche Amateurspi­ele...
Foto: Monika Skolimowsk­a/dpa Die deutschen Handball Frauen um (von links) Stella Kramer, Evgenija Minevskaja und Isabel Klein starten heute Abend mit dem Spiel gegen Kamerun in die Heim WM. Damit diese auch genug Präsenz erfährt, wurden am Wochenende sämtliche Amateurspi­ele...

Newspapers in German

Newspapers from Germany