Papst kritisiert „Vaterunser“
Französische Bischöfe ändern Gebetsbitte
Rom Papst Franziskus hat die Fassung der Vaterunser-Bitte „führe uns nicht in Versuchung“kritisiert. Dies sei „keine gute Übersetzung“, sagte er in einem Interview des italienischen Senders TV2000, das am Mittwochabend ausgestrahlt wurde. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle.
„Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort, wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan“, sagte der Papst. Franziskus verwies dabei auf einen Beschluss der französischen Bischöfe, die offizielle Übersetzung zu ändern. In katholischen Gottesdiensten in Frankreich lautet die betreffende Bitte seit dem ersten Adventssonntag: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“
Der Papst äußerte sich in einer Kurzserie zu mehreren der Vaterunser-Bitten. Im Zusammenhang mit der französischen Initiative hatten auch Theologen im deutschen Sprachraum eine Anpassung verlangt.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer warnte hingegen vergangene Woche vor einer „Verfälschung der Worte Jesu“. Die Vaterunser-Bitte „führe uns nicht in Versuchung“sei genau so bei den Evangelisten Matthäus und Lukas überliefert. „Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden“, heißt es etwa in Matthäus 4, 1.
Es gehe nicht an, Jesus diesbezüglich zu korrigieren, ist der frühere Dogmatikprofessor überzeugt. Gleichwohl müssten und könnten diese Worte so erklärt werden, „dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird“.