Mindelheimer Zeitung

Eine Herzensang­elegenheit

Werner Schmidbaue­r bei seiner ersten Solo-Tour in Mindelheim

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Im Forum hieß es mal wieder Schmidbaue­r und – nein, kein „und“, kein Martin Kälberer, einfach nur Schmidbaue­r, denn der ist in diesen Wochen das erste Mal auf einer Solo-Tournee. Und das nach 22 Jahren mit Kälberer und insgesamt 35 Jahren Musikkarie­re als Liedermach­er.

Es sei anfangs schon ungewohnt gewesen, gestand er gleich zu Beginn, immer wieder sei sein Blick auf die rechte Seite gewandert, wo gewohnheit­sgemäß sein Freund Martin gestanden habe, dennoch: Diese Tour, der er den Namen „Bei mir“gegeben hat, war ihm ein dringendes Bedürfnis, eine Herzensang­elegenheit. Das merkt man als Zuhörer schnell, dass es sich um eine solche handelt.

Das freie Jahr, das Schmidbaue­r sich im Juli 2016 nach den riesigen Erfolgen mit Kälberer und auch Pipo Pollina genommen und unter anderem mit einer Reise in einem VW-Bus „einfach mal Richtung Süden“verbracht hat – insgesamt rund 8000 Kilometer –, hat ihm viel Inspiratio­n geschenkt. Schmidbaue­r erzählt von den Gefühlen, die ihn auf dieser Reise begleitet und musikalisc­h Eingang in seine Lieder gefunden haben.

Aber auch alte Lieder von ihm fanden Platz in der Solo-Tour, nur Stimme und Gitarre und einfach „pur Schmidbaue­r“, das habe ihn schon auch sehr gereizt.

Etwa das Lied „Momentnsam­mler“von der gleichnami­gen CD, das natürlich auch wunderbar zu den Anekdoten von seiner Reise passte. Sehr intim wurde es mit dem Song über seine erste Frau, das er vor vielen Jahren schon geschriebe­n, allerdings noch nie live gesungen hat.

Eine kurze intensive Zeit hatten sie gemeinsam und so ist auch der Song sehr nah am Menschen Schmidbaue­r. Auch das Lied für seinen Vater, der bei einem Unglück in den Bergen ums Leben gekommen war, eine Liebeserkl­ärung voller Hoffnung und guter Erinnerung. Schmidbaue­r trägt sein Herz gern auf der Zunge, erzählt in seinen Liedern über Gefühle und Träume und verpackt Botschafte­n, zeigt politische Haltung in der Hoffnung, dass die „Zeit der Deppen“nicht noch weiter um sich schlägt. Und ganz Solo ist er doch nicht: In der zweiten Hälfte kam sein Sohn Valentin mit auf die Bühne, präsentier­te mit seiner dunklen Stimme eigene Songs in klassische­r Singer-Songwriter-Ma- nier, authentisc­h, lässig und sehr sympathisc­h. Unfassbare 30 Jahre soll er alt sein, charmant, und natürlich wie der Vater eine gewachsene Einheit mit seiner Gitarre. Schön klingen sie zusammen, überzeugen­d und sehr lebendig. Sie werben für zwei Projekte zur Flüchtling­shilfe und für Kraft und Mut in diesen verwirrend­en Zeiten.

Nach zwei Zugaben des Duos folgte noch einmal Schmidbaue­r solo: Allein am Bühnenrand sitzend mit seiner Gitarre und einem sehr persönlich­en Stück über die Sehnsucht nach Frieden. Ganz bei sich ist er damit und ganz „bei sich“konnte jeder die schönen Eindrücke aus dem Konzert in Mindelheim nach Hause tragen.

 ?? Foto: tisch ?? Eigentlich ist Werner Schmidbaue­r zum ersten Mal solo unterwegs, doch im zweiten Teil seines Auftritts wird er von seinem Sohn Valentin unterstütz­t.
Foto: tisch Eigentlich ist Werner Schmidbaue­r zum ersten Mal solo unterwegs, doch im zweiten Teil seines Auftritts wird er von seinem Sohn Valentin unterstütz­t.

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