Komfortzone für seltene Jäger
Im Wörishofer Wald entsteht ein Jagdhabitat für die streng geschützte Bechsteinfledermaus. Die Population in der Kneippstadt ist schwabenweit bedeutsam. Es ist nicht die erste große Maßnahme zu ihrem Schutz
Bad Wörishofen Die possierlichen Tierchen sind etwas für echte Spürnasen und Natur-Detektive: Die Bechsteinfledermaus ist nur so groß wie ein Tennisball – und sie ist selten; so selten, dass man in Bad Wörishofen viel dafür tut, dass sich die Tiere wohl fühlen. Die Bayerischen Staatsforsten haben dazu jetzt das Feuchtbiotop Langenwald saniert, um ein Jagdhabitat für die Bechsteinfledermaus in Wörishofer Wald zu schaffen. Dort befindet sich das größte Vorkommen der Bechsteinfledermaus südlich der Donau. Die Population in der Kneippstadt ist schwabenweit bedeutsam.
„Der Damm des Biotops war in den letzten Jahren undicht geworden, was zu einer Absenkung des Wasserspiegels führte“, erklärt Hermann S. Walter, der Fortsbetriebsleiter. Das Biotop drohte zu verlanden. Die nun neue Abdichtung des Dammes wirkt dem entgegen und erhöht geringfügig den Wasserspiegel. Dadurch soll auch ein Teil der den Weiher umgebenen Bäume absterben und auf diesem Wege das für die Bechsteinfledermaus so wichtige Totholzangebot verbessern. Im Sommer lebt die Fledermaus gerne in Baumhöhlen oder Vogelnistkästen: „Das Totholz mit seinen Höhlen und tiefen Holzspalten dient dem Nachtschwärmer als Lebensraum“, so Walter. Die Bechsteinfledermaus jagt ihre Beute (vor allem Insekten) vorwiegend im langsamen und niedrigen Suchflug. Durch die gestoppte Verlandung des Weihers findet die Fledermaus am Biotopteich Langenwald auch künftig ein insektenreiches Jagdha- bitat. Die sehr seltene Bechsteinfledermaus lebt im Wörishofer Wald und genießt europäischen Schutzstatus. „Damit das Bechsteinfledermausvorkommen im angrenzenden FFH-Gebiet unterstützt wird, ist es auch nötig, im Umgriff des FFHGebiets geeignete Jagdhabitate zu schaffen oder schon vorhandene zu verbessern“, sagt Walter. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat, spezielle europäische Schutzgebiete. Die Kosten trage zu 90 Prozent der Freistaat Bayern. Walter betont, dass durch den Eingriff nicht nur die Bechsteinfledermaus profitiere. Allgemein erhöhe sich die Strukturund Habitatvielfalt im Wald. „Auch viele andere Tier- und Pflanzenarten, darunter auch seltene Arten wie die Gelbbauchunke, profitieren.“
Vor allem hat man aber die Fledermaus im Blick. Zuletzt wurden 31 Exemplare in Bad Wörishofen gezählt. Zu entdecken sind sie nur schwer. Um diese Fledermausart besonders zu schützen, wurden der Kurpark Wörishofen und drei benachbarte Waldgebiete als 137 Hektar großes Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet ausgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel der Spitzwald und der Eichwald. Seit 2013 gibt es für dieses Gebiet sogar einen eigenen Managementplan.
Auf diesen 137 Hektar wurden 100 Höhlen für die Fledermäuse angebracht. Schnell zeigte sich, dass diese Maßnahme ein Erfolg war. Ein Drittel der neuen Quartiere war schon im ersten Jahr belegt. Eingezogen sind Wasserfledermaus, Braunes Langohr, Abendsegler und die Bechsteinfledermaus. Teilweise hatten die Tiere dort gleich Junge aufgezogen, was die Artenschützer besonders freute. Vor allem bei der Bechsteinfledermaus sei dies ein ganz besonderer Erfolg, hießt es.
In Bad Wörishofen leben die Bechstein-Fledermäuse weitgehend unbehelligt. Zuletzt im Rampenlicht standen sie in der Debatte um eine mögliche Nordwest-Umfahrung für Bad Wörishofen.
Gegner des Vorschlags führten ins Feld, dass solch eine Trasse mitten durch die geschützten Fledermausgebiete führen würde.
Auch bei der Sanierung von St. Rasso waren die seltenen Tiere Thema. Als nistende Fledermäuse in der Kirche entdeckt wurden, stand eine Verzögerung der Arbeiten im Raum. Allerdings nistete dort nicht die streng geschützte Bechsteinfledermaus, wie sich später herausstellte, sondern Langohr-Fledermäuse.