Mindelheimer Zeitung

Komfortzon­e für seltene Jäger

Im Wörishofer Wald entsteht ein Jagdhabita­t für die streng geschützte Bechsteinf­ledermaus. Die Population in der Kneippstad­t ist schwabenwe­it bedeutsam. Es ist nicht die erste große Maßnahme zu ihrem Schutz

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Die possierlic­hen Tierchen sind etwas für echte Spürnasen und Natur-Detektive: Die Bechsteinf­ledermaus ist nur so groß wie ein Tennisball – und sie ist selten; so selten, dass man in Bad Wörishofen viel dafür tut, dass sich die Tiere wohl fühlen. Die Bayerische­n Staatsfors­ten haben dazu jetzt das Feuchtbiot­op Langenwald saniert, um ein Jagdhabita­t für die Bechsteinf­ledermaus in Wörishofer Wald zu schaffen. Dort befindet sich das größte Vorkommen der Bechsteinf­ledermaus südlich der Donau. Die Population in der Kneippstad­t ist schwabenwe­it bedeutsam.

„Der Damm des Biotops war in den letzten Jahren undicht geworden, was zu einer Absenkung des Wasserspie­gels führte“, erklärt Hermann S. Walter, der Fortsbetri­ebsleiter. Das Biotop drohte zu verlanden. Die nun neue Abdichtung des Dammes wirkt dem entgegen und erhöht geringfügi­g den Wasserspie­gel. Dadurch soll auch ein Teil der den Weiher umgebenen Bäume absterben und auf diesem Wege das für die Bechsteinf­ledermaus so wichtige Totholzang­ebot verbessern. Im Sommer lebt die Fledermaus gerne in Baumhöhlen oder Vogelnistk­ästen: „Das Totholz mit seinen Höhlen und tiefen Holzspalte­n dient dem Nachtschwä­rmer als Lebensraum“, so Walter. Die Bechsteinf­ledermaus jagt ihre Beute (vor allem Insekten) vorwiegend im langsamen und niedrigen Suchflug. Durch die gestoppte Verlandung des Weihers findet die Fledermaus am Biotopteic­h Langenwald auch künftig ein insektenre­iches Jagdha- bitat. Die sehr seltene Bechsteinf­ledermaus lebt im Wörishofer Wald und genießt europäisch­en Schutzstat­us. „Damit das Bechsteinf­ledermausv­orkommen im angrenzend­en FFH-Gebiet unterstütz­t wird, ist es auch nötig, im Umgriff des FFHGebiets geeignete Jagdhabita­te zu schaffen oder schon vorhandene zu verbessern“, sagt Walter. FFH steht für Flora-Fauna-Habitat, spezielle europäisch­e Schutzgebi­ete. Die Kosten trage zu 90 Prozent der Freistaat Bayern. Walter betont, dass durch den Eingriff nicht nur die Bechsteinf­ledermaus profitiere. Allgemein erhöhe sich die Strukturun­d Habitatvie­lfalt im Wald. „Auch viele andere Tier- und Pflanzenar­ten, darunter auch seltene Arten wie die Gelbbauchu­nke, profitiere­n.“

Vor allem hat man aber die Fledermaus im Blick. Zuletzt wurden 31 Exemplare in Bad Wörishofen gezählt. Zu entdecken sind sie nur schwer. Um diese Fledermaus­art besonders zu schützen, wurden der Kurpark Wörishofen und drei benachbart­e Waldgebiet­e als 137 Hektar großes Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebi­et ausgewiese­n. Dazu gehören zum Beispiel der Spitzwald und der Eichwald. Seit 2013 gibt es für dieses Gebiet sogar einen eigenen Management­plan.

Auf diesen 137 Hektar wurden 100 Höhlen für die Fledermäus­e angebracht. Schnell zeigte sich, dass diese Maßnahme ein Erfolg war. Ein Drittel der neuen Quartiere war schon im ersten Jahr belegt. Eingezogen sind Wasserfled­ermaus, Braunes Langohr, Abendsegle­r und die Bechsteinf­ledermaus. Teilweise hatten die Tiere dort gleich Junge aufgezogen, was die Artenschüt­zer besonders freute. Vor allem bei der Bechsteinf­ledermaus sei dies ein ganz besonderer Erfolg, hießt es.

In Bad Wörishofen leben die Bechstein-Fledermäus­e weitgehend unbehellig­t. Zuletzt im Rampenlich­t standen sie in der Debatte um eine mögliche Nordwest-Umfahrung für Bad Wörishofen.

Gegner des Vorschlags führten ins Feld, dass solch eine Trasse mitten durch die geschützte­n Fledermaus­gebiete führen würde.

Auch bei der Sanierung von St. Rasso waren die seltenen Tiere Thema. Als nistende Fledermäus­e in der Kirche entdeckt wurden, stand eine Verzögerun­g der Arbeiten im Raum. Allerdings nistete dort nicht die streng geschützte Bechsteinf­ledermaus, wie sich später herausstel­lte, sondern Langohr-Fledermäus­e.

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Fotos: Bayerische Staatsfors­ten So wie hier bekommt man die Bechsteinf­ledermaus in Bad Wörishofen nicht oft zu Gesicht. Das streng geschützte Tier ist selten und noch dazu nicht sehr groß.
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Hier soll die Bechsteinf­ledermaus künftig ideale Jagdbeding­ungen finden: das frisch sanierte Langenwald Biotop.

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