Mindelheimer Zeitung

Gesundheit­s Check für Puppe und Teddy

Erst zum Arzt, dann ins Bad – und schließlic­h in die weite Welt

- VON KATHARINA GSÖLL

Kaufbeuren/Bad Wörishofen Zwischen Weihnachte­n und Neujahr wird viel gespendet, sehr zur Freude von Hilfsorgan­isationen wie Humedica, die auch in Bad Wörishofen aktiv war. Dabei kommt so Einiges zusammen, was nicht sofort weitergege­ben werden kann. Darum kümmern sich dann Menschen wie Elfriede Pichl – ehrenamtli­ch und mittlerwei­le seit 13 Jahren. Häufig seien bei ihr gespendete Puppen gelandet, die ihrer Meinung nach nicht mehr zum Spielen taugten: Mit Beinen, die nur noch lose am Körper baumelten, völlig verfilzten Haaren, zerrissene­r, beziehungs­weise gar keiner Kleidung mehr oder mit Filzstift bekritzelt. So wollte sie sie nicht in die Pakete geben. Also nahm sie die „Verletzten“kurzerhand mit nach Hause, um sie zu verarzten und hübsch zu machen. „Ich richte sie so her, dass man wieder damit spielen kann. Die Kinder sollen doch Freude daran haben.“

Im Einzelnen bedeutet das: Erst mal werden die Puppen gewaschen. Dann müssen zum Beispiel wattierte Stoffkörpe­r wieder aufgepolst­ert und geflickt werden, Beine und Arme angenäht, Haare gekämmt oder geschnitte­n und „Kriegsbema­lung“entfernt werden. „Das geht gut mit Nagellacke­ntferner“, lautet Elfriede Pichls Geheimtipp.

Sind die Puppen wieder intakt, kommt das Wichtigste. Je nachdem, teilweise noch Kleidung vorhanden ist oder gar nicht mehr, ergänzt sie das Outfit oder strickt und häkelt ein komplett neues.

Mittlerwei­le ist sie unter ihren ehrenamtli­chen Kollegen, mit denen sie die neu eingetroff­ene Spenden bei Humedica sortiert, als Puppenärzt­in bekannt. „Die nackerten Puppen kriegt die Elfriede“, heißt es immer. Dass sie dort in besten Händen sind, beweisen VorherNach­her-Vergleiche. Die Weihnachts­pakte sind zwar schon auf ihrer langen Reise, etwa nach Rumänien und in die Ukraine. Am 7. Januar sollen sie dort ankommen. Doch Elfriede Pichl hat schon wieob der einen großen Umzugskart­on voller neuer Restaurier­ungsobjekt­e mit nach Hause genommen. Das sind Puppen aller Art: Nur wenige Zentimeter kleine Kinder oder fast lebensgroß­e Babys, mal mit und mal ohne Haare, mit weichen Stoffbauch oder mit Kunststoff­körper. Gemeinsam haben sie, dass sie fast alle ziemlich ramponiert aussehen. Bei der Neuausstat­tung legt Elfriede Pichl großen Wert darauf, dass die Farben zusammenpa­ssen. Sie häkelt kleine Jacken, Mützen und Schühchen, strickt Hosen dazu – alles sorgfältig aufeinande­r abgestimmt. Die Mützen verziert sie liebevoll mit Häkelblume­n.

„Ich habe schon immer gern und viel gestrickt und gehäkelt“, erzählt sie. Eigentlich tue sie es ständig: „Mein Mann ist Fischer. Wenn wir im Sommer zusammen mit dem Boot draußen auf dem Bärensee sind, angelt er nach Karpfen und ich stricke.“Nicht nur Puppenklei­dung, sondern auch bunte Ponchos, die ebenfalls an Humedica gespendet werden, und Babyschuhe, die sie einer Hebamme schenkt.

Neben Elfriede Pichl gibt es noch einige weitere Helferinne­n, die zum Beispiel kaputte Teddybären und andere Stofftiere reparieren. „Alle Spielzeugs­penden werden geprüft, bevor sie an die Projekte verteilt werden.

Wenn sie nicht in Ordnung sind, nehmen sie sie mit nach Hause und flicken sie oder bessern Nähte aus“, sagt Roswitha Bahner-Gutsche, die bei Humedica die Ehrenamtli­chen betreut.

Außerdem dürfen die Plüschfreu­nde in der Wäscherei der Wertachtal-Werkstätte­n ein Bad nehmen, bevor sie ihre Reise in die weite Welt antreten. Rund 10 000 Tierchen sind es jedes Jahr.

 ?? Foto: Mathias Wild ?? Die letzten fertigen Puppen hat sie bereits auf die lange Reise geschickt. Aber Elfriede Pichl hat schon wieder eine jede Menge „Nachschub“, der repariert und neu eingekleid­et werden muss.
Foto: Mathias Wild Die letzten fertigen Puppen hat sie bereits auf die lange Reise geschickt. Aber Elfriede Pichl hat schon wieder eine jede Menge „Nachschub“, der repariert und neu eingekleid­et werden muss.

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