Mindelheimer Zeitung

Zurück daheim

Markus Putz studierte und arbeitete viele Jahre fern von Mindelheim. Jetzt ist er wieder in die Stadt seiner Kindheit gezogen und weiß das Leben hier mehr denn je zu schätzen

- VON JOHANN STOLL Foto: Putz

Mindelheim Er hat sich ordentlich den Wind um die Nase wehen lassen. Zivildiens­t in Kaufbeuren, Studium der Journalist­ik in Eichstätt, Arbeit in Köln bei einer Fernsehpro­duktionsfi­rma und zuletzt in München beim Bayerische­n Fernsehen beim Jugendfunk. Nun ist er wieder daheim. Markus Putz, 43, hat zurück nach Mindelheim gefunden, auch wenn sein Arbeitspla­tz weiter in München liegt.

Der Journalist hat sich in München pudelwohl gefühlt. „Das ist eine Superstadt, und man ist schnell bei den Eltern in Mindelheim“, erzählt er in seiner ansteckend­en Art, andere zu begeistern. Eigentlich wollte er gar nicht weg. Dann aber verschoben sich die Gewichte in seinem Leben.

Markus Putz heiratete, sein erstes Kind kam zur Welt, und es stellte sich die Frage: Wo wollen wir leben und vor allem wo können wir es uns als Familie leisten? München ist bekannt für die hohen Mieten. Und weil Markus Putz immer Familienme­nsch war, kam irgendwann die Idee auf, warum nicht wieder Mindelheim? Hier kann man das Geld, das in München für Miete draufgeht, in ein Eigenheim investiere­n. Zu seinen Eltern, zur Schwester hatte er immer einen sehr guten Draht. Seine Kindheit und Jugend in Mindelheim hat er immer als sehr positiv erlebt.

Jetzt also wieder die alte Heimat. Was aber bedeutet ihm Heimat? „Das ist nichts Altbackene­s“, sagt er. Junge Kreative würden zunehmend in Bayern bleiben, weil sie sich hier wohl fühlen. „Heimat hat ganz viel Emotion“. Da leben die Menschen, „die mir viel bedeuten“.

Putz sagt, in Eichstätt sei er Zuhause gewesen, „in Mindelheim bin ich daheim“. Dazu zählen die Erinnerung­en an schöne Zeiten, an gemeinsame Erlebnisse. „Das gibt einfach ein gutes Gefühl“.

Heimat ist für ihn aber auch Elvis Presley und ein Mittelalte­rfest wie das Frundsberg­fest. Und auch seine Urlaubsfah­rten nach Asien oder die USA sind für ihn ein Stück Heimat.

Wo man sich wohlfühlt, dort müsse man nicht zwingend geboren worden sein. Putz kam in Türkheim zur Welt, aber im Alter von vier Jahren wurde er Mindelheim­er. Wer immer nur in der Stadt gelebt hat, kann das womöglich gar nicht richtig schätzen.

Vielleicht muss man wirklich längere Zeit erlebt haben, wie es ist, jeden Tag die besondere Duftnote aus U-Bahn-Schächten einzuatmen oder den Lärm und das Verkehrsch­aos auf den Straßen zu erleben, um all das Schöne in Mindelheim wahrzunehm­en. Oder man muss wie Markus Putz mit Anfang 20 als Zivildiens­tleistende­r in Kaufbeuren erlebt haben, wie es ist, wenn Gleichaltr­ige wegen einer Behinderun­g ihr ganzes Leben auf fremde Hilfe angewiesen sind.

Putz jedenfalls hat seine Heimat ganz neu schätzen gelernt. Auch weil er heute anders mit ihr umgeht. Für ihn gibt es keine Probleme, nur Herausford­erungen. In seinem Garten zum Beispiel warten Pflegearbe­iten. Und deshalb hat er kurzerhand einen Sägekurs mitgemacht. Das Spannende dabei: „Ich komme so mit Menschen ins Gespräch, die einen völlig anderen Hintergrun­d haben als ich“, sagt er. So hat er nebenbei erfahren, welche Sorgen einen jungen Landwirt drücken, der auch den Kurs besucht hat.

Mit den Leuten reden und sie so besser zu verstehen versuchen, ist ohnehin Markenzeic­hen von Markus Putz. Dass sein so geliebtes Mindelheim so wenig für junge Erwachsene bietet, spornt ihn an, das zu ändern. Im Stadtrat ist er mit seiner Zustandsbe­schreibung auf offene Ohren gestoßen. Und kurz vor Weihnachte­n hat er zusammen mit Gix Steber zwei Partys für junge Leute organisier­t. Ein guter Anfang ist gemacht.

Vor allem wirbt er bei den Mindelheim­ern um Verständni­s für die Jungen. Sie sollten sich hin und wieder selbst daran erinnern, dass sie auch mal jung waren. Wo gefeiert wird, gebe es eben Lärm, Dreck und Ärger. Aber mit ein bisschen gutem Willen von allen Seiten müsste es doch möglich sein, Mindelheim für junge Leute noch etwas lebenswert­er zu machen.

 ??  ?? Um das Frundsberg­fest mitzufeier­n, ist Markus Putz auch in der Vergangenh­eit immer nach Mindelheim zurückgeke­hrt. Heuer wird er von Anfang an dabei sein, denn der 43 Jährige wohnt jetzt wieder in der Stadt seiner Kindheit.
Um das Frundsberg­fest mitzufeier­n, ist Markus Putz auch in der Vergangenh­eit immer nach Mindelheim zurückgeke­hrt. Heuer wird er von Anfang an dabei sein, denn der 43 Jährige wohnt jetzt wieder in der Stadt seiner Kindheit.

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