So fühlt man sich heimisch
Empfehlungen eines Heimatforschers
Herr Striebel, Sie sind Heimatpfleger und Heimatmuseumsleiter in Kirchheim. Was bedeutet „Heimat“für Sie?
Striebel: Heimat heißt für mich verwurzelt sein. Man muss sich dafür aber selbst einbringen, was tun, aktiv sein, dass man die schönen Seiten der Heimat finden und erkennen kann – und man muss das vor allem wollen.
Was heißt das: sich einbringen? Striebel: Es geht um den Kontakt mit den Leuten: Nachbarn, Vereine, Freunde am Ort. Und es geht auch um den Blick in die Gegenwart und in die Zukunft: Was kann man aus seiner Umgebung machen?
Welche Rolle spielt die Geschichte? Striebel: Man sagt immer: Wer die Vergangenheit nicht kennt, tut sich schwer, die Gegenwart richtig einzuordnen. Geschichte ist interessant, weil sie zeigt, warum etwas so ist, wie es ist. Für mich bedeutet die Geschichte sehr viel, andere – gerade Junge – sagen da vielleicht: Was interessiert mich das, was früher war? Aber das ist ein Privileg der Jugend, dass man nach vorne guckt. Das Interesse für Orts- und Familiengeschichte kommt erst später, so mit 50, 60 Jahren, ist meine Erfahrung.
Warum, denken Sie, ist das so? Striebel: Erst zählen Freundschaften, der Beruf, Heirat, die Familie – das ist wichtiger. Erst später, wenn man Luft hat, steigt das Interesse für die Heimat.
Ernst Striebel (83) hat mit seinem Vater in den Sechziger Jahren das Kirchheimer Heimatmuseum aufgebaut und ist später in dessen Fußstapfen als Museumsleiter getreten.