Jetzt sind Verbraucher und Politik gefordert
Dass China keinen Müll mehr importiert, wird sich auch im Unterallgäu bemerkbar machen. Edgar Putz, Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft, sieht darin aber auch eine Chance
Unterallgäu Die Entscheidung Chinas, aus Umweltschutzgründen künftig keinen Müll mehr zu importieren, hat in der vergangenen Wochen einiges Aufsehen erregt. Für Edgar Putz, Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt in Mindelheim, kam sie aber keineswegs überraschend. „Das war nur eine Frage der Zeit“, sagt er. Schließlich habe China wenige Monate zuvor schon die weitere Abnahme von Altpapier verweigert. Es war für die Weiterverarbeitung zu schlecht sortiert – genauso wie auch der Plastikmüll. Doch wenn er nicht für die Herstellung neuer Produkte wie etwa Kunststoff-Fenster taugt, ist er auch in China wertlos. „Die wollen keine Mülllagerstätte für die ganze Welt sein“, erklärt Putz.
In Deutschland fehlen aber schon jetzt die Kapazitäten, um die Kunststoffe weiter zu verwerten – und erst recht, wenn die Recycling-Quote bis zum Jahr 2022 von heute 36 auf 63 Prozent steigen soll und dann noch mehr Müll verarbeitet werden muss. „Da war China ein schönes Ventil“, so Putz. Die Frage sei nun, wie die Dualen Systeme mit der neuen Situation umgehen. Sie sind in Deutschland für die Entsorgung von Verpackungsmüll zuständig und bekommen dafür von den Herstellern dieser Verpackungen eine Lizenzgebühr. Steigen nun durch das chinesische Importverbot für ausländischen Müll die Entsorgungskosten, werden die Dualen Systeme von den Herstellern voraussichtlich auch höhere Lizenzgebühren verlangen. Und die zahlt der Kunde beim Kauf des Produkts letztlich mit. Putz rechnet deshalb mit geringfügig höheren Preisen. „Der Verbraucher wird das wahrscheinlich kaum merken. Das ist ein schleichender Prozess.“
Auch die Müllgebühren im Landkreis könnten steigen – allerdings erst, wenn die Entsorgung der soge- nannten verpackungsfremden Kunststoffe, die an den Wertstoffhöfen gesammelt werden – also zum Beispiel Wäschekörbe, Plastikstühle, Kinderspielzeug oder Eimer – neu ausgeschrieben wird.
Das alles klingt wenig erfreulich, doch Putz sieht in der jetzigen Diskussion auch eine Chance: Als in den 90er Jahren in Deutschland die Müllkippen überquollen, begann die große Zeit des Recyclings. „Dabei ist die Müllvermeidung ein bisschen in Vergessen- heit geraten“, sagt Putz und hofft, dass jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen ist, um das zu ändern. Neben den Verbrauchern sieht er dabei auch die Politik in der Pflicht. Sie könnte beispielsweise Anreize schaffen, damit die Hersteller verstärkt auf wiederverwertbare Verpackungen setzen oder welche, die sich für Mehrweg eignen.
Der Landkreis selbst will auch zur Müllvermeidung beitragen und hat deshalb wie berichtet den PfandKaffeebecher Recup ins Unterallgäu geholt. Er wird in mehreren Cafés im Landkreis ausgegeben und angenommen – und stößt laut Putz wenige Tage nach der Einführung bereits auf große Resonanz.