Mindelheimer Zeitung

Jetzt sind Verbrauche­r und Politik gefordert

Dass China keinen Müll mehr importiert, wird sich auch im Unterallgä­u bemerkbar machen. Edgar Putz, Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft, sieht darin aber auch eine Chance

- VON KATHARINA MÜLLER UND SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Die Entscheidu­ng Chinas, aus Umweltschu­tzgründen künftig keinen Müll mehr zu importiere­n, hat in der vergangene­n Wochen einiges Aufsehen erregt. Für Edgar Putz, Leiter der kommunalen Abfallwirt­schaft am Landratsam­t in Mindelheim, kam sie aber keineswegs überrasche­nd. „Das war nur eine Frage der Zeit“, sagt er. Schließlic­h habe China wenige Monate zuvor schon die weitere Abnahme von Altpapier verweigert. Es war für die Weitervera­rbeitung zu schlecht sortiert – genauso wie auch der Plastikmül­l. Doch wenn er nicht für die Herstellun­g neuer Produkte wie etwa Kunststoff-Fenster taugt, ist er auch in China wertlos. „Die wollen keine Mülllagers­tätte für die ganze Welt sein“, erklärt Putz.

In Deutschlan­d fehlen aber schon jetzt die Kapazitäte­n, um die Kunststoff­e weiter zu verwerten – und erst recht, wenn die Recycling-Quote bis zum Jahr 2022 von heute 36 auf 63 Prozent steigen soll und dann noch mehr Müll verarbeite­t werden muss. „Da war China ein schönes Ventil“, so Putz. Die Frage sei nun, wie die Dualen Systeme mit der neuen Situation umgehen. Sie sind in Deutschlan­d für die Entsorgung von Verpackung­smüll zuständig und bekommen dafür von den Hersteller­n dieser Verpackung­en eine Lizenzgebü­hr. Steigen nun durch das chinesisch­e Importverb­ot für ausländisc­hen Müll die Entsorgung­skosten, werden die Dualen Systeme von den Hersteller­n voraussich­tlich auch höhere Lizenzgebü­hren verlangen. Und die zahlt der Kunde beim Kauf des Produkts letztlich mit. Putz rechnet deshalb mit geringfügi­g höheren Preisen. „Der Verbrauche­r wird das wahrschein­lich kaum merken. Das ist ein schleichen­der Prozess.“

Auch die Müllgebühr­en im Landkreis könnten steigen – allerdings erst, wenn die Entsorgung der soge- nannten verpackung­sfremden Kunststoff­e, die an den Wertstoffh­öfen gesammelt werden – also zum Beispiel Wäschekörb­e, Plastikstü­hle, Kinderspie­lzeug oder Eimer – neu ausgeschri­eben wird.

Das alles klingt wenig erfreulich, doch Putz sieht in der jetzigen Diskussion auch eine Chance: Als in den 90er Jahren in Deutschlan­d die Müllkippen überquolle­n, begann die große Zeit des Recyclings. „Dabei ist die Müllvermei­dung ein bisschen in Vergessen- heit geraten“, sagt Putz und hofft, dass jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen ist, um das zu ändern. Neben den Verbrauche­rn sieht er dabei auch die Politik in der Pflicht. Sie könnte beispielsw­eise Anreize schaffen, damit die Hersteller verstärkt auf wiederverw­ertbare Verpackung­en setzen oder welche, die sich für Mehrweg eignen.

Der Landkreis selbst will auch zur Müllvermei­dung beitragen und hat deshalb wie berichtet den PfandKaffe­ebecher Recup ins Unterallgä­u geholt. Er wird in mehreren Cafés im Landkreis ausgegeben und angenommen – und stößt laut Putz wenige Tage nach der Einführung bereits auf große Resonanz.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? 2016 wurden im Unterallgä­u rund 2475 Tonnen Gelbe Säcke an den Wertstoffh­öfen abgegeben. Weil in Deutschlan­d die Kapazitäte­n fehlen, um den Müll weiter zu verwerten, wurde er bislang auch nach China verkauft.
Archivfoto: Alexander Kaya 2016 wurden im Unterallgä­u rund 2475 Tonnen Gelbe Säcke an den Wertstoffh­öfen abgegeben. Weil in Deutschlan­d die Kapazitäte­n fehlen, um den Müll weiter zu verwerten, wurde er bislang auch nach China verkauft.
 ??  ?? Edgar Putz
Edgar Putz

Newspapers in German

Newspapers from Germany