Leben durch den Instagram-Filter
Die Sonne leuchtet dunkelrot über das Meer. Ein Mädchen rekelt sich perfekt gebräunt am Strand. Der Cocktail in ihrer Hand schimmert im Licht. Alles scheint perfekt. Zumindest auf Instagram. Denn dank mehrerer Dutzend Filter und vieler weiterer Bildbearbeitungs-Werkzeuge wird eine wunderbare Welt geschaffen. Eine Welt voller Hashtags, Selfies und Avocado-Toasts. Die Welt von Instagram. Doch wie würde so ein bildbearbeitetes Leben in Wirklichkeit aussehen? Eines ist klar, zum Frühstück gibt es einen Cappuccino mit perfekter Milchschaumkrone dazu der bereits erwähnte, nicht-optionale AvocadoToast. Natürlich mit den Hashtags #foodporn #avoaddicted #yummy. Da die grüne Frucht sehr fetthaltig ist, geht man statt in die Uni, Schule oder Arbeit erst einmal ins Fitnessstudio. Roter Kopf, Schweißflecken und eine strubbelige Frisur – Fehlanzeige. In der Welt der sozialen Netzwerke sitzt die bunte Leggings wie angegossen, während sich ihr Besitzer die Bauchmuskeln stählt. Die Frisur sieht dabei aus, als käme man frisch vom Friseur und das Make-Up sitzt perfekt – auch nach einem zweistündigen Workout! Um in der Fachsprache zu bleiben: #fitspiration, #fitdurch2018, #motivation. So viel Sport macht auch hungrig. Gott sei Dank hat man in der Instagram-Welt immer genügend Zeit, sich mittags etwas Gesundes zu kochen. Statt einer Butterbreze vom Bäcker, gibt es Vollkorn-Couscous nebst Süßkartoffel-Püree sowie gedünstetem Radicchio. Und statt einem Schokoriegel vom Supermarkt wird ein selbstgemachter Müsliriegel gesnackt. Instagrammer nennen das #eatclean, #healthyfood, #foodmatters. Nach so viel Essen und Anstrengung ist dann auch Zeit für ein Mittagsschläfchen. Aus dem man aufwacht, als käme man gerade aus dem Beautysalon. Wie auch sonst! Der Abdruck vom Kissen im Gesicht – das passt nicht zur perfekten Instagram-Welt.
Denn was bei Social Media leider unter den Teppich gekehrt wird: Das Leben besteht aus Imperfektionen: Schokoflecken auf dem hellen Hemd, verschwitzte Kleidung beim Sport – das ist nun mal menschlich. Und damit wird klar: Es gibt vielleicht das perfekte Bild, aber nicht das perfekte Leben.