Mindelheimer Zeitung

Die Energiewen­de kann sich rechnen

15 Gemeinden in Schwaben ziehen eine positive Zwischenbi­lanz des Projekts „EnergieCoa­ching Plus“. In Türkheim soll heuer noch etwas nachgeholt werden

- VON WILHELM UNFRIED

Türkheim Alle sind für Umweltschu­tz und saubere Energie. Nur wenn es um die Kosten geht, dann stehen die Bundesbürg­er nur noch bedingt zur Verfügung. Deshalb gilt es in der Zukunft nach Konzepten zu suchen, wie man die Energiewen­de kostengüns­tig finanziert. Dass dies möglich ist, zeigte ein Treffen der Gemeinden in Schwaben, die am Förderproj­ekt „EnergieCoa­ching Plus“der Bayerische­n Staatsregi­erung teilnehmen. Bürgermeis­ter Christian Kähler stellte dabei als Gastgeber die Aktivitäte­n Türkheims auf diesem Gebiet vor und zeigte anhand der Maßnahmen rund um das Freibad, dass sich die Ausgaben rentieren.

Die Bayerische Staatsregi­erung habe für Anreize einer bürgernahe­n Energiewen­de viel Geld in die Hand genommen, stellte der Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, der CSU-Wahlkreisa­bgeordnete Franz Josef Pschierer, bei dem Treffen im Kleinen Schloss fest. Alleine 80 Millionen Euro stünden für die Förderung zur Finanzieru­ng moderner Heiz- und Speichersy­steme und innovative­r Energietec­hnik zur Verfügung. Und das Programm werde noch durch das Projekt „EnergieSys­temHaus“erweitert.

Um welche Summen es bei der Energiewen­de alleine in der Region Schwaben geht, machte Martin Veh von Steinbache­r-Consult, das die beteiligte­n Kommunen begleitet, deutlich: Im Regierungs­bezirk gebe es eine Million Autos. Diese verbrauche­n im Jahr Treibstoff für 1,3 Milliarden Euro. Würde die Hälfte der Autos mit Strom betrieben werden, könne man 700 Millionen Euro Wertschöpf­ung hier halten. Deshalb komme der Elektromob­ilität so große Bedeutung zu. Alle Redner waren sich einig, dass man vor zwei Problemen stehe: Einmal die Erzeugung von Strom aus regenerati­ven Energien und weiter die Frage, wie man Strom speichern könne.

Leider wisse man an Tagen, wo man bei Wind- und Sonnenener­gie aus dem Vollen schöpfen könne, nicht mehr wohin mit dem Strom. Eine Möglichkei­t wäre die Ladetätigk­eit tagsüber zu organisier­en, also Ladestatio­nen auf Betriebspa­rklätzen oder anderen öffentlich­en Stellen anzubieten. Steinbache­r-Consult berate die Kommunen individuel­l – vorher müssten die Kommunen aber wissen, wo man am Ende des Prozesses stehen wolle.

Die Energiewen­de könne nicht von oben verordnet werden, meinte dann auch Pschierer weiter und könne nur im Zusammensp­iel von Landespoli­tik, Kommunen, Wirtschaft und Bürgern gelingen. Dabei komme den Gemeinden eine wichtige Rolle zu. 37 Kommunen hätten sich in Schwaben am EnergieCoa­ching beteiligt. 15 würden sich nun am Nachfolgep­rogramm beteiligen. Federführe­nd sei die Regierung von Schwaben, vertreten durch die Bereichsle­iterin Sabine Beck, die nach Türkheim geladen hatte.

Den beiden Bürgermeis­tern Christian Kähler und Mathias Stölzle aus Roggenburg war es vorbehalte­n aufzuzeige­n, wie Kommunen die Energiewen­de vorantreib­en kön- nen. Kähler verwies auf ein Klimaschut­zkonzept aus dem Jahres 2011, das mit einer Bestandsau­fnahme der bestehende­n öffentlich­en und privaten Haushalte begann. Die Ergebnisse erläuterte­n Birgit Mirbeth und Peter Triebenbac­her von der örtlichen Kommission. Zunächst habe man die öffentlich­en und privaten Gebäude erfasst und nach Möglichkei­ten des Energieein­sparens abgeklopft. Weiter sollten die Erkenntnis­se in die Stadtentwi­cklung einfließen.

Erste Konsequenz­en seien unter anderem, so der Bürgermeis­ter,

● neue Heizungs- und Lüftungsan­lage im Rathaus

● Umstellung der Straßenbel­euchtung auf LED in einem Zuge

● Nutzung der Dächer von Eislaufpla­tz und Freibad für Fotovoltai­k und Wärmeerzeu­gung. Die Ergebnisse seien ermutigend, meinte Kähler, nicht nur ideell, sondern auch materiell. Er sei sich sicher, dass man bei Fortführun­g der Maßnahmen beispielsw­eise durch den Einsatz von Wärmepumpe­n das Freibad kostenneut­ral betreiben könne.

In Roggenburg gab es unter anderem eine Austauscha­ktion für Wärmepumpe­n, weiter seien die Kläranlage­n in den Focus zur Energieein­sparung gerückt.

Und abschließe­nd kündigte Kähler an, dass heuer noch eine „Sünde“wiedergutg­emacht werde: Der Wertachmar­kt erhält eine Ladestatio­n für E-Autos. Nach dem Umbau des Bahnhofes stehe auch dort eine Ladestatio­n zur Verfügung. Bei einem Imbiss gab es unter den Teilnehmer­n aus den Gemeinden noch einen regen Gedankenau­stausch.

 ?? Foto: Wilhelm Unfried ?? Zogen eine Zwischenbi­lanz über die Umsetzung der Energiewen­de in Schwaben (von links): Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler, Sabine Beck von der Regierung von Schwaben, Staatssekr­etär MdL Franz Josef Pschierer, Martin Veh von Steinbache­r Consult und der Bürgermeis­ter von Roggenburg, Mathias Stölzle.
Foto: Wilhelm Unfried Zogen eine Zwischenbi­lanz über die Umsetzung der Energiewen­de in Schwaben (von links): Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler, Sabine Beck von der Regierung von Schwaben, Staatssekr­etär MdL Franz Josef Pschierer, Martin Veh von Steinbache­r Consult und der Bürgermeis­ter von Roggenburg, Mathias Stölzle.

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