Die Energiewende kann sich rechnen
15 Gemeinden in Schwaben ziehen eine positive Zwischenbilanz des Projekts „EnergieCoaching Plus“. In Türkheim soll heuer noch etwas nachgeholt werden
Türkheim Alle sind für Umweltschutz und saubere Energie. Nur wenn es um die Kosten geht, dann stehen die Bundesbürger nur noch bedingt zur Verfügung. Deshalb gilt es in der Zukunft nach Konzepten zu suchen, wie man die Energiewende kostengünstig finanziert. Dass dies möglich ist, zeigte ein Treffen der Gemeinden in Schwaben, die am Förderprojekt „EnergieCoaching Plus“der Bayerischen Staatsregierung teilnehmen. Bürgermeister Christian Kähler stellte dabei als Gastgeber die Aktivitäten Türkheims auf diesem Gebiet vor und zeigte anhand der Maßnahmen rund um das Freibad, dass sich die Ausgaben rentieren.
Die Bayerische Staatsregierung habe für Anreize einer bürgernahen Energiewende viel Geld in die Hand genommen, stellte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, der CSU-Wahlkreisabgeordnete Franz Josef Pschierer, bei dem Treffen im Kleinen Schloss fest. Alleine 80 Millionen Euro stünden für die Förderung zur Finanzierung moderner Heiz- und Speichersysteme und innovativer Energietechnik zur Verfügung. Und das Programm werde noch durch das Projekt „EnergieSystemHaus“erweitert.
Um welche Summen es bei der Energiewende alleine in der Region Schwaben geht, machte Martin Veh von Steinbacher-Consult, das die beteiligten Kommunen begleitet, deutlich: Im Regierungsbezirk gebe es eine Million Autos. Diese verbrauchen im Jahr Treibstoff für 1,3 Milliarden Euro. Würde die Hälfte der Autos mit Strom betrieben werden, könne man 700 Millionen Euro Wertschöpfung hier halten. Deshalb komme der Elektromobilität so große Bedeutung zu. Alle Redner waren sich einig, dass man vor zwei Problemen stehe: Einmal die Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien und weiter die Frage, wie man Strom speichern könne.
Leider wisse man an Tagen, wo man bei Wind- und Sonnenenergie aus dem Vollen schöpfen könne, nicht mehr wohin mit dem Strom. Eine Möglichkeit wäre die Ladetätigkeit tagsüber zu organisieren, also Ladestationen auf Betriebsparklätzen oder anderen öffentlichen Stellen anzubieten. Steinbacher-Consult berate die Kommunen individuell – vorher müssten die Kommunen aber wissen, wo man am Ende des Prozesses stehen wolle.
Die Energiewende könne nicht von oben verordnet werden, meinte dann auch Pschierer weiter und könne nur im Zusammenspiel von Landespolitik, Kommunen, Wirtschaft und Bürgern gelingen. Dabei komme den Gemeinden eine wichtige Rolle zu. 37 Kommunen hätten sich in Schwaben am EnergieCoaching beteiligt. 15 würden sich nun am Nachfolgeprogramm beteiligen. Federführend sei die Regierung von Schwaben, vertreten durch die Bereichsleiterin Sabine Beck, die nach Türkheim geladen hatte.
Den beiden Bürgermeistern Christian Kähler und Mathias Stölzle aus Roggenburg war es vorbehalten aufzuzeigen, wie Kommunen die Energiewende vorantreiben kön- nen. Kähler verwies auf ein Klimaschutzkonzept aus dem Jahres 2011, das mit einer Bestandsaufnahme der bestehenden öffentlichen und privaten Haushalte begann. Die Ergebnisse erläuterten Birgit Mirbeth und Peter Triebenbacher von der örtlichen Kommission. Zunächst habe man die öffentlichen und privaten Gebäude erfasst und nach Möglichkeiten des Energieeinsparens abgeklopft. Weiter sollten die Erkenntnisse in die Stadtentwicklung einfließen.
Erste Konsequenzen seien unter anderem, so der Bürgermeister,
● neue Heizungs- und Lüftungsanlage im Rathaus
● Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED in einem Zuge
● Nutzung der Dächer von Eislaufplatz und Freibad für Fotovoltaik und Wärmeerzeugung. Die Ergebnisse seien ermutigend, meinte Kähler, nicht nur ideell, sondern auch materiell. Er sei sich sicher, dass man bei Fortführung der Maßnahmen beispielsweise durch den Einsatz von Wärmepumpen das Freibad kostenneutral betreiben könne.
In Roggenburg gab es unter anderem eine Austauschaktion für Wärmepumpen, weiter seien die Kläranlagen in den Focus zur Energieeinsparung gerückt.
Und abschließend kündigte Kähler an, dass heuer noch eine „Sünde“wiedergutgemacht werde: Der Wertachmarkt erhält eine Ladestation für E-Autos. Nach dem Umbau des Bahnhofes stehe auch dort eine Ladestation zur Verfügung. Bei einem Imbiss gab es unter den Teilnehmern aus den Gemeinden noch einen regen Gedankenaustausch.