Bätschi, bis es quietscht!
Eine SPD Glosse Ich leide an akuter „Sozialdemokratitis“in ihrer Erscheinungsform „Nahlesitis“. Dieser Befund meiner Selbstdiagnose ist erschütternd und kommt doch nicht von ungefähr. Jahrelanges Lesen, Sehen, Hören von SPD-Berichterstattung zeitigt eben irgendwann eine Wirkung. Sondierungs- oder Nichtsondierungs-, Koalitionsoder Nichtkoalitionsverhandlungen, (Sonder-)Parteitage und (geplante) Mitgliederbefragungen beschleunigen einen Ausbruch massiv.
Falls Sie mich bemitleiden wollten, tun Sie es nicht! Ich bin stark. Zumal eine „Sozialdemokratitis“auch schnell wieder vorübergehen kann. Auch physisch betrachtet ist sie auszuhalten. Nur überaus empfindlichen Gemütern wie mir setzt sie zu. Die „Nahlesitis“, die mich seit kurzem piesackt, ist vergleichbar mit einem Ohrwurm. Das Spezielle an diesem recht speziellen Ohrwurm ist nun, dass es sich nicht um ein Lied handelt. Sondern um eine Kette von Wörtern und Wendungen, die – ausgelöst durch Medienberichte über die SPD – in ständig neuer Abfolge in meinen Kopf einschießen und jeden ernsthaften Gedanken verdrängen.
Ach, liefe in meinem Kopf bloß „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“! Ein Dank an dieser Stelle übrigens an Wenke Börnsen von tagesschau.de für die schöne Überschrift über ihrer Analyse zur Lage der SPD: „Seit’ an Seit’ viel Streit“...
Zwar befinden sich auf meiner inneren SPD-Schallplatte durchaus ältere Gassenhauer wie „Ho mir ma ne Flasche Bier“oder „Hätte, hätte – Fahrradkette“. Aber es sind vor allem diese neuen schrilleren Töne, die mein Nachdenken über die stolze SPD, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft überlagern.
In meinem Kopf also dröhnt es, bisweilen zur Melodie des PippiLangstrumpf-Liedes („Ich mach’ mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt“): „Bätschi“, „in die Fresse“, „bis es quietscht“. Hätte, hätte, in die Fresse, Flasche Bier, wide wide, tritt ein, sag’ Nein, bis es quietscht, bis es quietscht, bis es quietscht – manchmal hängt die Schallplatte. Als Gegenmittel, dachte ich, könnte mir eine hohe Dosis Stegner helfen. Ich stellte mir das Rezept aus: eine Woche Ralf „Mein Musiktipp für euch da draußen im digitalen Orbit“Stegner auf Facebook. Der DJ der SPD ist meine Rettung, dachte ich.
Tatsächlich tat mir sein „Guten Morgen aus Bordesholm“oder sein „Guten Morgen aus Wissen im Westerwald“gut. Sein „Guten Morgen aus Bonn“(dem SPD-Bundesparteitags-Ort) führte aber bei mir zu Krämpfen. Seine Musiktipps, die die Wörter-Fetzen in meinem Gehirn vertreiben sollten, erwiesen sich letztlich als nutzlos.
Nur ein Mal bekam ich kurzzeitig einen Ohrwurm, der mich die „Nahlesitis“vergessen ließ: Stegner empfahl am Montag nach dem „in jeder Hinsicht bemerkenswerten Bundesparteitag in Bonn“Vangelis’ Hit „Conquest of Paradise“.
Die Eroberung des Paradieses. Da-da-dada-dada-da-dada.