Er war der letzte Chef der SED
Hans Modrow blieb sich immer treu
Berlin Zu seinem 90. Geburtstag hat der letzte DDR-Regierungschef mit SED-Parteibuch fast genauso lange im vereinten Deutschland wie hinter der Berliner Mauer gelebt. Am Samstag feiert Hans Modrow sein rundes Jubiläum – und kämpft auch im hohen Alter noch für ein anderes Gesellschaftssystem.
Trotz strammer Parteikarriere galt Modrow in den 1980er Jahren als Alternative zur alten Parteiführung. In das Politbüro steigt Dresdens SED-Bezirksleiter erst nach der Entmachtung Erich Honeckers auf. Als Modrow im November 1989 Regierungschef der DDR und neben Gregor Gysi stellvertretender Parteivorsitzender wird, moderiert er nur noch den Übergang. Modrow bekennt sich zur Einigkeit Deutschlands in Form einer Konföderation und lädt die DDRReformer vom Runden Tisch ein, sich mit eigenen Ministern an der Regierung zu beteiligen. Doch der meist zurückhaltend auftretende Mann mit der heiseren Stimme und dem silbernen Haar kann den Laden nicht renovieren. Er macht ihn dicht: Modrow beschleunigt die erste freie Volkskammerwahl.
Als Bundestagsabgeordneter in Bonn stieß Modrow auf viel Ablehnung. Er fand niemanden, der dem letzten SED-Regierungschef ein Haus vermieten will. 1995 wurde er am Ende eines langen Gerichtsstreits für seine Beteiligung an Wahlfälschungen zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Modrow blieb der Politik dennoch treu. Er war Ehrenvorsitzender der PDS, vertrat die Partei fünf Jahre lang als Europaparlamentarier und ist heute Vorsitzender des Ältestenrates der Linken.