Trump wollte Mueller loswerden
Der US-Präsident soll schon im vergangenen Sommer die Entlassung des Sonderermittlers verlangt haben. Holländische Spione könnten Trump zusätzlich belasten
Washington Spezialisten des niederländischen Geheimdienstes haben nach Informationen der Zeitung
brisante Details über den russischen Hacker-Angriff auf die Rechnerzentrale der US-Demokraten aufgedeckt. Unter Berufung auf sechs Quellen schreibt das Blatt, den Cyberspionen aus den Niederlanden sei es im Sommer 2014 gelungen, ein Rechnernetzwerk der russischen Hackergruppe „Cozy Bear“zu identifizieren und zu beobachten.
Dieses sei in einem Universitätsgebäude nahe des Roten Platzes in Moskau untergebracht gewesen. Die holländischen Spione seien durch ihren Zugang zu den russischen Computern Zeugen des Diebstahls tausender E-Mails und Dokumente aus der Rechnerzentrale der US-Demokraten geworden. Laut niederländischen Medien hätte die Regierung in Den Haag die entsprechenden Stellen in Washington auf Angriffe aufmerksam gemacht. Es hätte Monate gedauert, ehe diese begriffen hätten, wie groß das Ausmaß der russischen Operation gewesen sei, die Präsidentschafts-Wahlen zu beeinflussen.
Die Informationen stoßen gewiss auf großes Interesse beim Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, der nach Beweisen für eine Koordination zwischen dem Wahlkampf-Team Donald Trumps und Russland sucht. Ob die Informationen der Niederländer Hinweise auf direkte Absprachen zwischen Trump und den Russen enthalten, blieb zunächst unklar. Der US-Präsident bestritt am Rande des Weltwirtschaftsforums von Davos einen Exklusivbericht der
nach dem Trump den Sonderermittler im vergangenen Juni feuern wollte. „Fake News, Leute, Fake News“, antwortete der Präsident auf Reporterfragen.
Das Blatt bleibt bei seiner Darstellung, die auf vier mit der Ange- legenheit vertrauten Quellen innerhalb des Weißen Hauses beruht. Demnach soll sich der Justiziar des Präsidenten, Donald F. McGahn, geweigert haben, Mueller den Laufpass zu geben. Der Anwalt, der über viele Jahre für die Partei der Republikaner und während des Wahlkampfs als Rechtsberater Trumps tätig war, habe mit Rücktritt gedroht. McGhan fürchtete, der Rausschmiss Muellers würde „einen katastrophalen Effekt“auf die Präsidentschaft haben und Trump noch verdächtiger erscheinen lassen.
Der Justiziar des Weißen Hauses stellte sich seinerzeit gegen den persönlichen Rechtsberater des Präsidenten, Marc E. Kasowitz, der zu einer harten Gangart gegen Mueller geraten hatte. Die berichtet weiter, Trump sei am Ende nicht mutig genug gewesen, den Sonderberater selber zu feuern, sondern habe klein beigegeben.
Der Vorfall kann eine Erklärung dafür sein, warum sich Trump spädie ter von Kasowitz trennte und diesen mit dem Washington-Insider Ty Cobb ersetzte. Cobb überzeugte den Präsidenten, er habe nichts von einer Konfrontation mit dem Sonderermittler zu gewinnen.
Kurz vor Abreise Trumps nach Davos musste auch Cobb die Erfahrung machen, einen Klienten zu beraten, der sich wenig um seine Experten schert. So platzte der Präsident in ein Briefing „hoher Mitarbeiter des Weißen Hauses“für Reporter zur Einwanderungspolitik, um über den Stand der Ermittlungen in der Russland-Affäre zu sprechen. Der Präsident sagte, er freue sich darauf, mit Mueller zusammenzutreffen. Cobbs Team, das dabei war, Einzelheiten einer Befragung durch den Sonderermittler für Trump zu verhandeln, ruderte die Versprechen des Präsidenten zurück. „Er ist bereit, sich mit ihnen zu treffen“, erklärte Cobb. „Aber er wird sich von dem Rat seines Rechtsberaters leiten lassen.“